Europameisterin Viola Brand patzt beim zweiten Wettkampf des German Masters in Rösrath. Die Kunstradfahrerin vom RSV Unterweissach verpasst damit die Qualifikation für die WM in Lüttich. Hingegen überzeugten ihre Vereinskollegen Nick Lange und Manuel Brand.
Viola Brand vom RSV Unterweissach hatte in Rösrath etwas Pech. Foto: W. Schwarz
Von Wilfried Schwarz
Zwei Durchgänge hatten die Kader-Athleten zu absolvieren. Bundestrainer Dieter Maute zeigte sich zufrieden. „Die Mannschaft für Lüttich nimmt langsam Formen“, so sein Fazit. „Im Einer der Frauen haben noch drei Sportlerinnen eine WM-Chance.“ Ihre fünfte WM-Teilnahme hat aber Viola Brand vom RSV Unterweissach verpasst. Platz sieben mit 157,8 Punkten in der dritten Qualifikationsrunde und 172 Zähler in der Zwischenrunde. „Damit habe ich keine Chance mehr auf das WM-Ticket für Lüttich“, so die enttäuschte Europameisterin. Ihr Bruder Manuel Brand fuhr mit 169,38 Punkten auf Platz fünf und kann sich Hoffnungen auf einen B-Kaderplatz für das Jahr 2019 machen. Vereinskollege Nick Lange landete mit 163,7 Zählern dahinter auf Platz sechs. In der Zwischenrunde waren es 160,32, sodass seine Hoffnungen auf den Verbleib im B-Kader realistisch sind.
„Die WM-Qualifikation ist für Viola durch, sie hat keine Chance mehr, dabei zu sein“, so die gefasste Trainerin und Mutter Heike Brand. „Sie war gut vorbereitet, aber es sollte nicht sein. Wir wechseln derzeit gefühlsmäßig zwischen der natürlichen Enttäuschung und dem seltsamen Gefühl, dass der große Druck weg ist. Vielleicht hat sie sich zu viel Druck gemacht oder es war einfach zu viel das ganze Jahr über. Viola ist von der Schwierigkeit noch nicht am Ende der Fahnenstange. Der Maute-Sprung ist möglich, was auch das Zeitproblem lösen würde. Jetzt gilt es, nach vorne zu schauen und neue Ziele ins Auge zu fassen. Es steht ja im Oktober die deutsche Meisterschaft an.“
Die vierfache WM-Teilnehmerin und Europameisterin Viola Brand begann jedoch in Rösrath sehr gut bis zur Rückwärtsserie. Beim Damensitzsteiger stand sie auf dem Boden „Das kann immer wieder mal passieren“, so Heike Brand. Der Sattellenkerstand und die Seitvorhebehalte, beide rückwärts gefahren, konnte sie nicht vollständig zeigen. Und am Ende beim Übergang vom Kehrlenkersitzsteiger zum Standsteiger musste die RSV-Sportlerin das Rad erneut verlassen. Nur 156,34 Punkte und Rang sieben, die Enttäuschung stand ihr ins Gesicht geschrieben. In der Zwischenrunde kostete der Abbruch des Lenkerhandstands bereits nach zwei Metern gleich zwölf Punkte. „Damit war es vorzeitig entschieden und sie konnte zeigen, was sie kann“, so Heike Brand. Denn den Rest fuhr Viola Brand perfekt. Nur 172 Punkte, die Tränen flossen. Die fünfte WM-Teilnahme ist damit futsch. „Ich bin schon sehr traurig, dass es für die WM nicht gereicht hat“, so Viola Brand nach etwas Abstand. „Ich hatte im zweiten Halbjahr viel Pech. Im Training lief es sehr gut und ich war fit. Warum ich meine Leistung beziehungsweise mein Können nicht abrufen konnte, ist mir nicht klar. Aber es waren nicht immer die gleichen Fehler. Dies macht die Analyse schwierig. Nachdem ich in der Zwischenrunde den Handstand abbrechen musste, bin ich nur noch für mich gefahren und habe es genossen. Und es hat geklappt. Darauf kann ich aufbauen und wieder nach vorne schauen. Ich musste ja in meinem langen Sportlerleben schon mehrfach Enttäuschungen wegstecken.“ Waren es eventuell die zu vielen Wettkämpfe mit dem UCI-World-Cup und der Europameisterschaft? „Es war dieses Jahr schon sehr heftig, denn ich konnte nie richtig abschalten. Neben den Wettkämpfen läuft ja noch mein Studium und das alles unter einen Hut zu bringen, ist nicht einfach. Zwei Wochen nach Hongkong begann schon die Saison mit der WM-Quali.“ Bereits am Sonntag machte sich Viola auf den Flug nach Andalusien. „Dort wurde ich von der Deutschen Sporthilfe für das Camp der Besten mit den Olympiasiegern (Sommer und Winter) fürs Rahmenprogramm engagiert. Aber am Mittwoch geht es schon wieder zurück, denn abends steht wieder Training auf dem Programm.“
Die beiden Unterweissacher Männer kämpfen um einen Kaderplatz. Während Nick Lange diesen bereits hat und den gerne auch in 2019 haben möchte, ist Manuel Brand auf einem guten Weg, sich einen zu sichern. Lange musste als Erster der beiden auf die Fläche. Es lief ganz ordentlich, doch der eine oder andere Fehler beziehungsweise Wackler war nicht zu übersehen. Beim Kehrlenkersitzsteiger zum Standsteiger musste er vom Rad. Am Ende gab es 163,7 Punkte. Mit einem unzufriedenen Gesichtsausdruck verließ er die Fläche. In der Zwischenrunde musste Lange beim Maute-Sprung eine heikle Situation überstehen. „Steh“, waren die Zurufe aus dem Publikum. Und er stand. Dafür setzte er den Kehrstandsteiger rückwärts in den Sand. Auch der Kehrstandsteiger sollte ihm nicht gelingen. Kopfschüttelnd stieg er vom Rad. 160,32 Punkte, die Enttäuschung war groß.
Manuel Brand dagegen fährt auf einem konstant hohen Niveau. Bei der Lenkerstanddrehung hatte er am Schluss leichte Probleme. Das Rad stand fast, aber mit der vorhandenen Routine meisterte er diese Situation gekonnt und verhinderte so einen möglichen Sturz. Dafür gab es Szenenapplaus. Auch den Rest spulte er routiniert mit dem ein oder anderen Wackler hinunter. „Ich war heute mit meinem Auftritt sehr zufrieden“, so das Fazit von Manuel Brand. „169,38 Punkte und Platz fünf, das kann sich sehen lassen. Es hat heute richtig Spaß gemacht. Bei der Drehung runterzukommen, war nicht ganz einfach. Da bist du gleich wieder voll konzentriert, um den Rest auch noch ohne Absteiger durchzubekommen.“