Völler lobt Bosz-Effekt: Argumente für Brandt und Havertz

dpa Berlin. Mit dem letzten Akt kippt Bayer Leverkusen den Kontrahenten Mönchengladbach noch von Platz vier. Trainer Peter Bosz ist stolz auf seine Mannschaft und setzt nun auf das besondere Argument Königsklasse. Das soll vor allem die Jungstars zum Bleiben bewegen.

Völler lobt Bosz-Effekt: Argumente für Brandt und Havertz

Das Mannschaft von Bayer Leverkusen (l) jubelt über die Champions League. Foto: Andreas Gora

Der Bosz-Effekt wirkte auf die Minute - nun hofft Bayer Leverkusen auf ein Superteam für die Champions League mit den Jungstars Julian Brandt und Kai Havertz.

„Das ist nicht schlecht. Sie können jetzt ihre Qualitäten zeigen auf höchstem Niveau“, sagte Trainer Peter Bosz. Mit einer furiosen Aufholjagd in der zweiten Halbserie und einem fulminanten 5:1 (2:1)-Abschluss zum Saison-Ausklang bei Hertha BSC hat der Niederländer dem Werksclub völlig neue Perspektiven für die nahe Zukunft beschert.

„Das tut unserem Club gut. Bei allem Talent, das wir haben: Wenn es um die Wurst geht, hat es oft nicht so geklappt. Diesmal haben wir dem großem Druck standgehalten“, sagte Rudi Völler erleichtert. Der Geschäftsführer Sport sieht in dem veränderten Spielstil unter dem ehemaligen BVB-Coach Bosz, der Bayer zu Jahresbeginn auf Rang neun übernommen hat, den „Schlüssel“ für die fast märchenhafte Auferstehung. „Er hat einen bisschen anderen Fußball und Julian Brandt auf einer anderen Position spielen lassen. Unser ganzes Spielgefüge hat sich dann verändert“, sagte Völler.

Der 23 Jahre alte Brandt, der trotz eines laufenden Vertrags bis 2021 dank Ausstiegsklausel den Verein verlassen könnte, schwang sich auch in Berlin nicht nur als Torschütze wieder zu einem Hauptdarsteller auf (54. Minute). Das erst 19 Jahre alte Supertalent Kai Havertz (28.) mit seinem 17. Saisontreffer und Dreifach-Torschütze Lucas Alario (38., 72., 88.) machten vor 59.287 Zuschauern im Berliner Olympiastadion den Sprung in Europas Topliga perfekt.

„Das ist der beste Moment dafür“, kommentierte Bosz Platz vier, auf dem die Leverkusener in dieser Saison nie zuvor standen. Für manche „waren wir schon abgeschrieben“, sagte Angreifer Kevin Volland.

„Vor vier, fünf Wochen war das noch nicht abzusehen, dass wir nochmal so stark zurückkommen“, bemerkte ein „total glücklicher“ Völler: „Das ist wichtig für die junge Mannschaft.“ Mit 34 Punkten ist Bayer die drittbeste Rückrundenmannschaft, durch das bessere Torverhältnis sogar vor Bosz' Ex-Club Borussia Dortmund.

Ob das auch eine Genugtuung sei, wurde der Bayer-Coach gefragt, weil das Kapitel BVB für den 55-Jährigen nicht so glücklich gelaufen war: „Nein“, antwortete Bosz deutlich: „Für mich ist das total unwichtig. Ich bin stolz auf meine Spieler.“

In roten T-Shirts mit der Aufschrift „Königsklasse“ tanzten Brandt und Co. vor den mitgereisten Bayer-Fans. In den „nächsten sieben, acht Tagen“ erwartet Völler die Entscheidung, ob der Nationalspieler weiter für Leverkusen aufläuft. Bosz habe ihn mit der Versetzung vom Flügel in eine zentralere Position „neu erfunden“. Völler war „schon immer optimistisch. Es liegt an ihm. Ich weiß, dass er sich sehr wohlfühlt in Leverkusen“, sagte der ehemalige Weltmeister-Stürmer.

Völlers Anspruch für 2019/20: „Wir müssen breit und gut aufgestellt sein, dass wir unter der extremen Dreifachbelastung bestehen.“ Mit Kerem Demirbay aus Hoffenheim hat man schon einen „Topneuzugang“ geholt, bemerkte Völler.

Zum zwölften Mal hat sich Bayer in die Champions League gespielt, was vor allem einem fulminanten Saisonendspurt zu verdanken ist. Bayer blieb am 34. Spieltag zum sechsten Mal nacheinander ungeschlagen. Der Grund? „Alles“ hat im Prinzip geklappt in seiner Zeit bei Bayer, wenn man von Platz neun auf vier aufholt, sagte der Trainer: „Unsere Spielweise, Offensive mit viel Risiko.“ Und dass seine Spieler das Bosz-Prinzip quasi im laufenden Betrieb gelernt und umgesetzt haben, darüber sei er einfach „froh“.