Deutschland gewinnt Basketball-EM

„Weltmeister und Europameister. Das ist ein Vermächtnis“

Nach dem Triumph von Riga starteten Geburtstagskind Dennis Schröder und die Basketball-Europameister den Party-Marathon. Am Montag geht er in Frankfurt weiter.

„Weltmeister und Europameister. Das ist ein Vermächtnis“

Glücksgefühle bei Dennis Schröder und Co.

Von red/sid

Nach der goldenen Nacht stiegen Geburtstagskind Dennis Schröder und Deutschlands Basketball-Helden müde und glückselig in den Siegerflieger BT 7714 gen Heimat. Bis in die frühen Morgenstunden hatten die Europameister in der Rooftop-Bar des Kempinski-Hotels in der Altstadt von Riga gefeiert. Doch der Party-Marathon war nach dem Gold-Double, das selbst dem großen Dirk Nowitzki verwehrt geblieben war, längst nicht vorbei.

Angesichts der historischen Bedeutung des EM-Titels nur zwei Jahre nach dem WM-Sensationserfolg von Manila musste selbst der mit allen Wassern gewaschene Schröder einen Moment innnehalten. „Weltmeister und Europameister. Das ist ein Vermächtnis. Das wird uns niemand jemals nehmen“, sagte der Kapitän am Sonntag nach dem 88:83 (40:46)-Sieg in einem packenden Endspiel gegen die Türkei bei MagentaSport.

Auch Franz Wagner frohlockte nach dem zweiten EM-Triumph nach 1993: „Ich glaube, wir sind genau da, wo wir hingehören. Und wir haben noch ein paar echt gute Jungs zu Hause sitzen.“ Damit meinte er vor allem seinen verletzten Bruder Moritz, der als TV-Experte aus Kalifornien zugeschaltet war und dessen Trikot er bei der Siegerehrung trug. Da verdrückte der Ältere durchaus ein paar Tränen der Rührung. 

Die Dimension ist offenkundig

Danach gingen die Goldjungs in einem Strudel der Euphorie auf, der sie durch die Nacht trug. Andreas Obst köpfte noch in der Kabine eine Flasche Schampus und spritzte Schröder von oben bis unten nass. Gebührend ließen die Sieger von Riga ihren Kapitän hochleben, der obendrein noch in seinen 32. Geburtstag hineinrutschte. Nach der Rückreise aus Riga war für 12.00 Uhr am Montagmittag die Fortsetzung der Feierlichkeiten beim großen Empfang in Frankfurt geplant.

Die Dimension dessen, was Schröder, Wagner und alle die anderen einmal mehr für den deutschen Basketball geleistet haben, ist derweil offenkundig. Nicht nur gab es den ersten EM-Titel seit 32 Jahren, es war auch die dritte Medaille im vierten Jahr für diese goldene Generation. Dazu darf sich Deutschland erst als vierte Nation nach der Sowjetunion, Jugoslawien und Spanien gleichzeitig Welt- und Europameister nennen. 

„Was für eine sensationelle Leistung“, schrieb Bundeskanzler Friedrich Merz bei X: „Wir sind stolz auf euch, ihr seid eine Inspiration für junge Sportlerinnen und Sportler.“ Und auch Dirk Nowitzki, der 2002 WM-Bronze und 2005 EM-Silber, aber nie Gold für Deutschland gewonnen hatte, sendete seine Glückwünsche aus der Ferne. „Europameister!!!!“, schrieb die NBA-Ikone auf Social Media.

Triumph trotz einiger Widerstände

Der Sieg schmeckt umso süßer, weil er auch trotz einiger Widerstände gelang. Die Erkrankung von Bundestrainer Àlex Mumbrú, der mit einer Bauchspeicheldrüsenentzündung erst während der Gruppenphase in Tampere im Krankenhaus lag und sich später in Riga durch die K.o.-Runde schleppte, schweißte das so eingeschworene Team noch enger zusammen. „Er hat sich aufgeopfert. Das hat auch ein paar Prozent aus der Gruppe herausgeholt, die wollten es auch für ihn tun“, sagte sein Co-Trainer Alan Ibrahimagic.

Nach der Schlusssirene ballte der angeschlagene Spanier gar die Fäuste, lange sprach er mit Franz Wagner. Und ermöglicht hatte den Jubel wieder einmal der Kapitän. Wie schon im WM-Finale in Manila gegen Serbien war es Schröder, der trotz schwacher erster Halbzeit gegen die Türken die entscheidenden Würfe versenkte und dafür auch als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet wurde. „Für diese Momente lebt man. Dafür ackere ich jeden Tag“, sagte Schröder.

Schon bald werden sich die Europameister in alle Winde verstreuen. Doch was bleibt? Ist Deutschland im Basketball nun auf Jahre unschlagbar? Während einige ältere Spieler wie Johannes Voigtmann (32) oder Daniel Theis (33) über einen Rücktritt nachdenken dürften, sind Jungstars wie Franz Wagner und Tristan da Silva gerade einmal 24 Jahre alt, NBA-Champion Isaiah Hartenstein (27) war bei der EM nicht einmal dabei. Hinzu kommen schon bald die U19-Vizeweltmeister um College-Talent Christian Anderson. Die Gold-Nacht von Riga muss nicht die letzte gewesen sein.