Werder bleibt Werder: „Extrem dankbarer“ Kohfeldt bleibt

Von Von Lars Reinefeld, dpa

dpa Bremen. Werder bleibt sich auch nach einer indiskutablen Saison treu. Anders als von vielen gefordert und vielleicht auch erhofft wird es an der Weser keine neuen Gesichter geben. Zumindest nicht an den führenden Stellen. Der Kader wird sich dagegen gewaltig ändern.

Werder bleibt Werder: „Extrem dankbarer“ Kohfeldt bleibt

Bleibt Trainer des SV Werder Bremen: Florian Kohfeldt. Foto: Tom Weller/dpa

Die Revolution bleibt erwartungsgemäß aus. Auf die Katastrophen-Saison mit dem Fast-Abstieg folgen bei Werder Bremen keine personellen Konsequenzen.

Stattdessen soll Trainer Florian Kohfeldt die in dieser Saison so übel abgestürzten Bremer wieder stabilisieren und weiter das Gesicht der Grün-Weißen bleiben. Auch Sport-Geschäftsführer Frank Baumann bleibt im Amt. Ob dem Duo eine Art Teammanager zur Seite gestellt wird, wie zum Beispiel in Dortmund in Person von Sebastian Kehl, soll noch beraten werden.

Grundsätzlich lautet das Credo an der Weser aber: Weiter so, was das Personal angeht, andere Wege in der Ausführung. „Werder muss auch Werder bleiben – bei aller Bereitschaft, sich zu verbessern“, brachte es Aufsichtsratsboss Marco Bode auf den Punkt.

Schon während der sportlich so dramatischen Saison mit der Rettung erst in der Relegation gegen den Zweitligisten 1. FC Heidenheim hatten die Verantwortlichen sich den Gepflogenheiten der Branche widersetzt. Trotz öffentlichen Drucks auch von zahlreichen Ex-Profis hielten sie an Kohfeldt fest. „Warum sollen wir jetzt - wo wir es geschafft haben - anderer Meinung sein“, wiederholte Bode sein Bekenntnis zum 37 Jahre alten Trainer.

Kohfeldt weiß sein besonderes Standing an der Weser zu schätzen. „Ich muss mich extrem bedanken bei all den Menschen, die hier sitzen, die mir intern und extern den Rücken gestärkt haben und immer von mir überzeugt waren“, sagte der Werder-Coach im Bremer Medienraum zu den neben ihn sitzenden Geschäftsführern und Aufsichtsratsboss Bode. Seine Verbundenheit mit dem Club sei bekannt. „Ich hätte mir einen Abstieg nicht verzeihen können“, sagte Kohfeldt.

Selbstkritisch räumte der einstige Senkrechtstarter der deutschen Trainerbranche Fehler in der zurückliegenden Spielzeit ein. Vor allem die falsche Trainingssteuerung und die daraus resultierende riesige Verletzungsmisere kreidete sich Kohfeldt an. „Das darf mir nicht noch einmal passieren“, sagte Kohfeldt. „Ich war getrieben von dem Ehrgeiz, die Mannschaft auf ein anderes athletisches Niveau zu heben. Die Mannschaft war dazu nicht bereit. Der Fehler lag bei mir“, sagte Kohfeldt. Er war mit 1899 Hoffenheim in Verbindung gebracht worden, hat nach eigener Aussage aber mit keinem anderen Club gesprochen.

In der Vorbereitung auf die am 18. September beginnende neue Saison soll nun einiges anders laufen. Auch im Trainerstab und im Team rund um das Team soll es Veränderungen geben, die auch Kohfeldts bisherige Co-Trainer Tim Borowski, Ilia Gruev und Thomas Horsch betreffen könnten.

Vor allem wird sich aber das Gesicht der Mannschaft verändern. Zum einen, weil viele Spieler enttäuschten. Vor allem aber, weil Werder besonders auch wegen der Folgen der Corona-Krise Geld durch Spielerverkäufe braucht. Neben Milot Rashica, der vor einem Wechsel zu RB Leipzig steht, könnten daher auch weitere Leistungsträger wie Davy Klaassen den Verein verlassen. Unverkäuflich sei niemand, stellten die Werder-Bosse klar. Der für die Finanzen zuständige Geschäftsführer Klaus Filbry bezifferte den finanziellen Schaden für die vergangene und neue Saison auf insgesamt rund 30 Millionen Euro.

Holte Werder im vergangenen Sommer vor allem gestandene Profis wie Niclas Füllkrug oder Ömer Toprak, soll in Zukunft wieder auf junge und entwicklungsfähige Spieler gesetzt werden. „Es wird ein neuer Weg, der Inhalte des alten beinhaltet. Es wird wieder mehr in Richtung Entwicklung gehen“, sagte Kohfeldt und machte klar, dass er nach zwei Wochen Urlaub wieder anpacken will. „Ich habe richtig Lust und viel Energie, um diesen Weg zu gehen.“

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