Werder-Coach Kohfeldt vor Spiel in Mainz: „Es geht um alles“

Von Von Tobias Brinkmann, dpa

dpa Bremen. Der Abstiegs-Krimi in der Fußball-Bundesliga könnte schon am Samstag ein prominentes Opfer haben. Doch Werder Bremen wehrt sich mit allen Mitteln gegen die Zweitklassigkeit. Die Hoffnung liegt auf einem Showdown zum Saisonfinale.

Werder-Coach Kohfeldt vor Spiel in Mainz: „Es geht um alles“

Für Trainer Florian Kohfeldt und Werder Bremen geht es beim Abstiegsduell in Mainz um „alles“. Foto: Martin Meissner/AP-Pool/dpa

Die gute Stimmung von Florian Kohfeldt passt so gar nicht zur prekären Situation des Tabellenvorletzten: Bestens gelaunt zeigte sich der Trainer von Werder Bremen am Freitag auf einer virtuellen Pressekonferenz.

Doch auch der immer wieder schmunzelnde Coach des Fußball-Bundesligisten gab vor dem Abstiegsgipfel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim FSV Mainz 05 zu: „Es geht in der Tat um alles. Es zählt nur ein Sieg.“

Sechs Punkte beträgt Werders Rückstand auf den Tabellen-15. (34 Punkte) aus Rheinhessen. Eine Niederlage in Mainz und ein gleichzeitiger Erfolg von Fortuna Düsseldorf (29) gegen den FC Augsburg würde den zweiten Bundesliga-Abstieg der Bremer Clubgeschichte schon einen Spieltag vor dem Saisonende perfekt machen. „Der Druck ist da. Wir wissen um die Konstellation, in die wir uns gebracht haben“, sagte Kohfeldt und wiederholte: „Es zählt nur ein Sieg.“

Dafür blendet er alles andere aus. Nach dem blamablen Dortmunder Auftritt beim 0:2 gegen Mainz wird der Bremer Coach keine Appelle an die Konkurrenz senden, die gegen die Abstiegskandidaten noch antreten werden. „Ich werde jetzt nicht mit dem Finger auf irgendjemanden zeigen. Ich darf mich damit nicht beschäftigen“, sagte er.

Zum Düsseldorf-Spiel wird es keinen direkten Kontakt geben, um immer über den Fortuna-Zwischenstand informiert zu sein. „Wir müssen die Voraussetzungen schaffen, danach schaue ich auf die Tabelle. Es würde nichts an unserer Herangehensweise ändern“, erklärte Kohfeldt.

Dann soll nach dem Kohfeldt-Plan für Werder noch alles möglich sein. Drei Punkte in Mainz - und die Hanseaten können sogar wieder von einer direkten Rettung träumen. „Wir möchten am letzten Spieltag eine Situation, in der für alle Teams noch alles möglich ist“, erklärte er. Am 34. Spieltag empfängt Werder den 1. FC Köln, Mainz tritt in Leverkusen an und Düsseldorf beim 1. FC Union Berlin. „Dann ist eine ganz andere psychologische Komponente noch mal da als sie jetzt da zu sein scheint“, betonte der 37-Jährige.

Am Samstag liegt der Druck aber vor allem auf Werder. Ausgerechnet das 1899. Bundesligaspiel kann den 1899 gegründeten Verein nach 40 Jahren wieder in die Zweitklassigkeit führen. In der Stadt, in der die Menschen so sehr mit dem Bundesliga-Club verwurzelt sind wie kaum woanders, würde sie ein Abstieg besonders hart treffen. „Darüber sind wir uns bewusst“, sagte Kohfeldt.

Daher setzt der Trainer vor dem Abstiegs-Showdown auf die Faktoren Emotionalität und Mentalität. Kohfeldt hat deshalb Motivationstrainer Jörg Löhr und den Sportpsychologen Mathias Kleine-Möllhoff in die Vorbereitung eingebunden: „Der Austausch war da.“

Die Mentaltrainer haben dafür gesorgt, dass seine Profis den Ernst der Lage erkannt haben. „Die Mentalität ist da“, sagte Kohfeldt, aber „leider erst seit den letzten Wochen.“ Vor der Coronavirus-Pause taumelte der Traditionsverein Richtung 2. Liga - nach der Wiederaufnahme haben die Bremer dank dreier Auswärtssiegen in Serie zumindest noch eine Chance auf den Ligaverbleib. „Dementsprechend habe ich einen guten Hinweis darauf, wie die Mannschaft mit diesem Druck umgeht“, merkte Kohfeldt an.

Claudio Pizarro kann ebenfalls mit Druck umgehen. Dies hat die 41 Jahre alte Club-Legende schon oft in seiner Karriere an der Weser und beim FC Bayern München nachgewiesen. Für Sportchef Frank Baumann kann der wiedergenesene Peruaner zu „einem wichtiger Faktor“ im Saisonfinale werden. Vor allem Pizarros Optimismus könne dem Team helfen. Kohfeldt hat er mit der guten Laune schon angesteckt.