„Wie Heiligabend“: BVB gegen Gladbach vor größter Kulisse

Von Von Carsten Lappe, dpa

dpa Dortmund. Immerhin 10.000 Menschen sind beim Topspiel zum Liga-Start in Dortmund dabei - mehr als in allen anderen Bundesliga-Arenen. Der BVB mit dem neuen Jungstar Bellingham verspricht eine Show. Forscher sind trotzdem die Gladbacher.

„Wie Heiligabend“: BVB gegen Gladbach vor größter Kulisse

Mit Jude Bellingham hat Borussia Dortmund seinen Luxus-Kader weiter aufgepimpt. Foto: David Inderlied/dpa

Das Topspiel zum Saison-Auftakt bekommt auch die größte Zuschauer-Bühne. Nirgendwo anders ist das Fan-Aufkommen höher am ersten Bundesliga-Spieltag als im größten Fußball-Stadion Deutschlands.

Dort, wo normalerweise 80.000 Zuschauer das Spitzen-Duell der beiden Borussias aus Dortmund und Mönchengladbach sehen würden, sind am Samstagabend (18.30 Uhr/Sky) immerhin wieder 10.000 Menschen zugelassen. Bei beiden Teams herrscht große Vorfreude.

Gladbach-Coach Marco Rose erwartet „eine hochexplosive Stimmung“ - verglichen mit der gespenstischen Atmosphäre der Geisterspiele. „Das sind noch keine normalen Umstände. Wir sind trotzdem sehr froh, wieder eine Teilzulassung von Zuschauern zu haben“, befand BVB-Sportchef Michael Zorc. Euphorischer ist ein Mann mit Bezug zu beiden Clubs. „Das ist ein Tag, auf den wir alle gewartet haben. Wie Heiligabend, nur dass wir nicht wussten, wann der Termin kommt“, sagte der Dortmunder Geschäftsführer und ehemalige Gladbacher Stadionsprecher Carsten Cramer den „Ruhr Nachrichten“.

Sportlich verspricht das Duell gleich am ersten Spieltag viel. Dortmund, das viele Experten wieder als einzigen echten Konkurrenten für den übermächtig erscheinenden FC Bayern ansehen, ist früh gefordert. Der Respekt der westfälischen Borussia vor der vom Niederrhein ist aber groß. „Es ist kein Zufall, dass sie sich für die Champions League qualifiziert haben“, sagte BVB-Coach Lucien Favre über seinen Ex-Club Gladbach. „Wir brauchen eine absolute Top-Leistung, wenn wir gewinnen wollen“, sagte auch Zorc.

Im Pokal legte Dortmund beim 5:0 beim Drittligisten MSV Duisburg bereits eine Gala hin, die Lust auf mehr machte. Die Sehnsucht nach dem ersten Titel unter Favre ist groß. Den anerkannt besten Kader nach den Bayern hat Dortmund allemal. BVB-Topscorer Jadon Sancho versagten die Bosse einen Wechsel in seine englische Heimat. Mit dem erst 17 Jahre alten Juwel Jude Bellingham, der für gut 25 Millionen Euro aus Birmingham kam, wurde der Luxus-Kader weiter aufgepimpt.

Dennoch geht der BVB wohl auch aus Rücksicht auf Zauderer Favre ohne offizielles Meisterziel in die Saison. Für das Anspruchsdenken sind die Spieler verantwortlich. „Ich bin hier geblieben, um Titel zu gewinnen!“, verkündete Raphael Guerreiro in der „Bild“.

Auch in Mönchengladbach sind die Ansprüche gestiegen, der Rückstand zum BVB soll weiter verringert werden. „Wir haben wieder einiges vor, da wollen wir auch nicht drumherum reden“, kündigte der ehrgeizige Rose an. Anders als seinem Kollegen Favre ist es dem 44-Jährigen nicht unangenehm, wenn sein Team von Experten - zuletzt von Karl-Heinz Rummenigge - zur Riege der Titelkandidaten gezählt wird. „Das ist eine Form von Wertschätzung. Das hören wir gerne“, sagte Rose. „Wenn alle gesund sind, sind wir richtig, richtig gut.“

Nur sind bei den Rheinländern derzeit nicht alle gesund. Die Top-Stürmer Marcus Thuram und Alassane Plea sind gerade erst wieder zurück und wohl noch nicht fit für 90 Minuten. In Denis Zakaria, Valentino Lazaro, Laszlo Benes und Breel Embolo fehlen noch wichtige Spieler. „Es wird bei uns nie ein Jammern geben, wir werden da nie Alibis suchen. Solange wir 15, 16 Spieler zur Verfügung haben, traue ich uns in jeder Konstellation zu, Bundesligaspiele zu gewinnen. Egal, gegen wen“, meinte Rose aber gewohnt forsch.

Beide Clubs erwarten trotz der Dortmunder Serie von elf Siegen zuletzt gegen Gladbach eine Partie auf Augenhöhe. Die drei knappen Pflichtspiel-Niederlagen in der Vorsaison (0:1, 1:2, 1:2) waren bereits höchst unglücklich aus Gladbacher Sicht. „Gesunken sind unsere Siegchancen in diesem Jahr auf jeden Fall nicht“, meinte der frühere Dortmunder und aktuelle Gladbacher Angreifer Jonas Hofmann im „Express“ (Freitag).

Die rheinische Borussia hielt als einziges Spitzenteam neben dem BVB alle Leistungsträger zusammen. In Hannes Wolf und dem derzeit verletzten Lazaro kamen Spieler hinzu, die Roses Vorstellungen von Power-Fußball bestens kennen. „Ich glaube, dass wir Spieler mittlerweile eine gewisse Siegermentalität verinnerlicht haben und immer wieder Höchstleistungen abrufen. Da haben wir definitiv einen großen Schritt nach vorne gemacht“, sagte Hofmann.

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