„Wochen der Wahrheit“: Trainer Favre und BVB in Zugzwang

dpa Dortmund. Nach zuletzt schwachen Auftritten gegen Mailand und Schalke wächst für BVB-Trainer Favre der Erfolgsdruck. Ein Sieg im Pokal über Bundesliga-Tabellenführer Mönchengladbach könnte die Lage beruhigen - zumindest für kurze Zeit.

„Wochen der Wahrheit“: Trainer Favre und BVB in Zugzwang

Dortmunds Trainer Lucien Favre steht derzeit in der Kritik. Foto: Bernd Thissen/dpa

In kritischen Zeiten beschwor Marco Reus die Geschlossenheit.

Aus Sorge vor einer Verschärfung der Diskussionen um Trainer Lucien Favre und einer weiteren Stimmungseintrübung gab der Kapitän von Borussia Dortmund vor dem Pokalspiel gegen Borussia Mönchengladbach am Mittwoch (20.45 Uhr/ARD) erste Durchhalteparolen aus: „Wir müssen zusammenstehen - auch in diesen Situationen. Das hat den Verein immer ausgezeichnet, und das wird den Verein hoffentlich auch jetzt auszeichnen“, sagte der Nationalspieler voller Hoffnung auf eine Trendwende nach zuletzt nur zwei Siegen in den vergangenen acht Pflichtspielen.

Der Appell des Leitwolfs gibt die Gemütslage aller Beteiligten wieder. Der trostlose Auftritt bei Inter Mailand (0:2) und das glückliche 0:0 im Revierderby auf Schalke haben die Stellung von Trainer Favre weiter geschwächt. So brachte der ehemalige BVB-Profi Michael Rummenigge in einem WDR-Interview seine Sorge zum Ausdruck, dass der Titelaspirant seine Ziele bereits in den kommenden Tagen mit schweren Spielen gegen Bundesliga-Tabellenführer Mönchengladbach, dem bisher ungeschlagenen VfL Wolfsburg, Inter Mailand und dem FC Bayern verspielen könnte. „Unsere Dortmunder müssen langsam aufwachen. Es sind die Wochen der Wahrheit.“

Das trifft vor allen auf Favre zu. Die Schlagzeilen um seine angeblich ungewisse Zukunft stören den Trainer nach eigenem Bekunden jedoch nicht in seiner Vorbereitung auf die Partie. „Ich habe nicht viel Zeit, das zu lesen. Es bringt nichts, darüber zu sprechen. Ich gehe meinen Weg weiter.“ Noch dementiert die Vereinsführung Gerüchte, wonach bereits über einen möglichen Nachfolger nachgedacht wird. „Wir führen keine Trainerdiskussion“, versicherte BVB-Sportdirektor Michael Zorc bei Sky, „es ist ja nicht so, dass wir gerade vorm Abstieg stehen. Die Ziele sind alle noch zu erreichen.“

Ähnlich sieht es sein Gladbacher Amtskollege Max Eberl. „Die Wucht der Kritik kann ich nicht nachvollziehen. Es ist noch viel passiert beim BVB“, sagte der Sportdirektor der Fohlen. Eberl brachte erneut seine große Wertschätzung für den ehemaligen Gladbach-Coach zum Ausdruck: „Lucien Favre hat bei uns einen hervorragenden Job gemacht und war ja auch beim BVB sehr schon erfolgreich“, sagte er mit Verweis auf den zweiten Platz der Dortmunder in der vergangenen Saison.

Zumindest die jüngste Bilanz macht dem Revierclub Mut. Jedes der vergangenen neun Spiele gegen die andere Borussia wurde gewonnen, gegen keinen anderen Club läuft eine längere Siegesserie. Doch wie schwer die Aufgabe werden kann, war bereits elf Tage zuvor beim knappen 1:0 im Bundesliga-Duell beider Clubs zu sehen. Reus hofft auf eine Rückkehr zu alter Dominanz: „Vor allem spielerisch wollten wir einen anderen Ansatz zeigen.“

Ein Strafraumspieler wie Paco Alcácer könnte helfen, die Sturmmisere der vergangenen beiden Spiele zu beheben. Der Spanier kehrte zwar am Sonntag nach überstandenen Problemen an der Achillessehne in das Training zurück, steht aber noch nicht wieder zur Verfügung. Eine mögliche Alternative wäre erneut Mario Götze. Der Weltmeister von 2014 zog sich im Revierderby einen Haarriss im Knochen der Elle sowie eine Bänderdehnung im linken Handgelenk zu, kann aber laut Vereinsmitteilung möglicherweise eingesetzt werden.

Ähnlich wie der BVB trägt auch das Team von Trainer Marco Rose der Terminhatz der vergangenen Tage Rechnung. Beim 4:2 über Frankfurt am Sonntag mussten Breel Embolo und Tony Jantschke verletzt ausgewechselt werden und stehen in Dortmund nicht zur Verfügung. „Wir müssen an unsere Möglichkeiten glauben, ein Runde weiter zu kommen. Wir haben schon vorletzte Woche ein ordentliches Spiel in Dortmund in Dortmund gemacht“, sagte Trainer Marco Rose.