Wolfsburg besiegt 1899 trotz Unruhe nach Glasner-Interview

Von Von Sebastian Stiekel, dpa

dpa Wolfsburg. Die Unruhe in Wolfsburg war groß in den vergangenen Tagen. Seine Äußerungen zur Transferpolitik offenbarten einige Differenzen zwischen Trainer Glasner und der sportlichen Leitung. Doch der glückliche Sieg gegen Hoffenheim beruhigt die Lage nun wieder.

Wolfsburg besiegt 1899 trotz Unruhe nach Glasner-Interview

Wolfsburgs Spieler jubeln nach dem 1:0 durch Mittelfeldspieler Renato Steffen (4.v.l.). Foto: Swen Pförtner/dpa

Am Ende dieser drei turbulenten Wolfsburger Tage war Oliver Glasner einfach nur zufrieden.

Nur kurz nachdem beim VfL einige Differenzen zwischen ihm und Sportchef Jörg Schmadtke öffentlich ausgetragen wurden, hätte der Verein gegen die TSG 1899 Hoffenheim beinahe auch noch eine 2:0-Führung verspielt. Weil Torwart Koen Casteels in der vierten Minute der Nachspielzeit einen Handelfmeter von Munas Dabbur parierte, blieb es aber bei einem anfangs überzeugenden und am Ende doch noch sehr glücklichen 2:1 (2:0)-Sieg gegen den großen Rivalen der Vorsaison. Alle Wolfsburger Spieler stürzten sich nach dieser Parade auf ihren belgischen Keeper.

„Wir haben heute ein sehr wichtiges Spiel gewonnen“, sagte Glasner. „Und wir sollten es nicht nur an den letzten Minuten festmachen. Bis zur 75./80. Minute hat die Mannschaft ein sehr gutes Spiel gemacht.“

Renato Steffen brachte die „Wölfe“ bereits in der sechsten Minute in Führung. Wout Weghorst erhöhte schnell zum 2:0 (26.) und verschoss bei diesem Spielstand sogar noch einen Foulelfmeter (84.), der den „Wölfen“ das große Zittern hätte ersparen können. Doch das begann dann nur drei Minuten später, als Sargis Adamyan (87.) zum 1:2 traf und ein Handspiel von Maximilian Arnold den Elfmeter verursachte.

Dieser Sieg und sein Zustandekommen schafften es zumindest, die große Unruhe der vergangenen Tage wieder etwas herunterzudimmen. Glasner hatte am Donnerstag und Freitag bei gleich zwei Gelegenheiten das Scheitern einer weiteren Offensiv-Verpflichtung beklagt. Schmadtke kritisierte daraufhin Zeitpunkt wie auch Art und Weise dieser Äußerungen („Das ist ja nicht Phantasialand hier“).

Am Sonntag ordnete Glasner seine Aussagen noch einmal ein. „Ich habe das überhaupt nicht als Kritik aufgefasst. So ist es auch nicht zu verstehen“, erklärte der 46-Jährige in einem Sky-Interview und fügte später bei der Pressekonferenz zum Spiel hinzu: „Ich habe immer in der Wir-Form gesprochen. Wir haben den Kader sehr gut ergänzt und verstärkt. Nur ein Anforderungsprofil hat leider nicht geklappt.“

In der Länderspiel-Pause werde er sich nun mit Schmadtke „nochmal zusammensetzen und die Sache besprechen“. Konsequenzen aus ihrem Disput schließt er aus. Ob er selbst an einen Rücktritt denke, wurde Glasner am Sonntag gefragt. Die Antwort war: „Nein, in keinster Weise.“ Ob er davon ausgehe, auch beim nächsten Spiel beim FC Schalke 04 wieder auf der Bank zu sitzen? „Ja, ganz klar!“

Sportlich gesehen besteht trotz des Leistungseinbruchs in der zweiten Halbzeit kein Anlass, die seit 2019 bestehende Zusammenarbeit zwischen dem VfL und seinem österreichischen Trainer infrage zu stellen. Am Sonntag blieb das Team auch im siebten Bundesliga-Spiel dieser Saison ungeschlagen. Und dass der große Makel dieses Herbstes, das Scheitern in der Europa-League-Qualifikation bei AEK Athen, auch seine Vorzüge hat, zeigt jetzt das Beispiel Hoffenheim.

Der Wolfsburger Gegner gewann international bislang jedes seiner drei Spiele, ist dafür aber in der Liga seit mittlerweile fünf Partien sieglos. Die große Belastung, die vielen Ausfälle - damit kommt die TSG im Moment kaum klar. Glasner dagegen kann sich vergleichsweise stressfrei um die Weiterentwicklung seiner Mannschaft kümmern und betonte in diesem Zusammenhang auch: Abgesehen von dem fehlenden schnellen Offensivspieler sei er mit allen anderen Neuzugängen „super happy. Wir haben tolle Möglichkeiten und einen tollen Kader.“

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