Wüten über den Videobeweis ist groß in Mode

Deutscher Fußball-Bund (DFB) räumt nach turbulentem Spieltag Fehler ein

Frankfurt /DPA/SID - In der Fußball-Bundesliga hat eine neue Disziplin Einzug gehalten: Schimpfen auf den Videobeweis! Mitmachen dürfen alle. Ziel ist, über die technische Hilfe wettern und deren Abschaffung fordern. So könnte man die anhaltende Debatte über den Video Assistant Referee (VAR) deuten. „Der Videobeweis ist und bleibt ein Skandal. Die Leute machen definitiv keinen guten Job“, wütete 96-Stürmer Niclas Füllkrug nach dem 1:1 von Hannover beim FSV Mainz 05. Grund war ein höchst fragwürdiger Elfmeter, den Schiedsrichter Robert Hartmann nach einer leichten Berührung gegen 05-Stürmer Jean-Pierre Mateta gab – und damit das 1:1 ermöglichte. Der Assistent in Köln griff nicht ein.

Ein Pionier des Wütens mit Kraftausdrücken ist Horst Heldt. Über den Videoschiri merkte Hannovers Sportvorstand an, dieser „soll die Klappe halten“. Zum Elfmeterpfiff in der Szene mit Mateta polterte er, „der ganze Scheiß“ sei „wirklich nicht mehr akzeptabel“. Der DFB-Kontrollausschuss hat als Folge der heftigen Schelte Ermittlungen gegen Heldt eingeleitet. Was dieser nicht erwähnte: Ohne den Einsatz der Technik hätte sein Club nicht gewonnen, sondern 1:2 verloren. Schließlich hatte die kali­brierte Linie das zweite Mainzer Tor wegen einer Abseitsstellung als irregulär entlarvt.

Nachträglich bestätigte der DFB am Montag Heldts und Breitenreiters Bewertung der Szene vor dem Ausgleich. Jochen Drees, fachlicher Projektleiter für den Bereich Video-Assistent, bezeichnete auf der DFB-Homepage den Verzicht auf einen Eingriff durch den Video-Assistenten als Fehler: Der Strafstoß sei „regeltechnisch falsch“ gewesen, außerdem sei es „unbedingt notwendig gewesen, dem Schiedsrichter die Möglichkeit zu geben, sich ein eigenes Bild von diesem Zweikampf zu machen“, sagte Drees und verwies auf problematische Kommunikation.

Der Videobeweis wird einmal mehr kontrovers diskutiert. So war das 2:2 von 1899 Hoffenheim in Wolfsburg zunächst wegen Abseits aberkannt worden – der VAR griff ein, das Tor zählte. „Dafür haben wir die Männer in Köln. Die Schiedsrichter haben einen guten Job gemacht“, befand 1899-Coach Julian Nagelsmann. Er sprach von der gleichen Technik wie einen Tag später Heldt und Füllkrug.