Zverev scheitert - Federer kommt 10. Halle-Titel näher

dpa Halle/Westfalen. Mit hohen Ambitionen war Alexander Zverev in Halle angetreten. Dann bremste ihn eine Knieblessur aus, im Viertelfinale stoppte ihn der Belgier David Goffin. Vor Wimbledon will der beste deutsche Tennisprofi noch kurz pausieren.

Zverev scheitert - Federer kommt 10. Halle-Titel näher

Verpasste in Halle das Halbfinale: Alexander Zverev. Foto: Friso Gentsch

Von allzu großem Frust wollte Alexander Zverev nach seinem frühen Aus in Halle nichts wissen. Mit Knieschmerzen und einer Viertelfinal-Niederlage verabschiedete sich der beste deutsche Tennisprofi von seinem Lieblingsturnier.

„Man kann immer alles sehr negativ sehen. Man kann aber auch viele Dinge positiv sehen“, sagte der 22-Jährige mit enttäuschter Stimme dennoch: „Ich habe hier drei gute Matches gespielt. Ich bin natürlich nicht froh, dass ich verloren habe, aber ich fühle mich gut für Wimbledon.“

Vor der Reise zum Rasenklassiker in London wird Zverev nach dem 6:3, 1:6, 6:7 (3:7) gegen den belgischen Weltranglisten-33. David Goffin eine kurze Auszeit einlegen und dafür womöglich in seine Wahlheimat Monte Carlo reisen. Rekordsieger und Publikumsliebling Roger Federer kann unterdessen seinen zehnten Titel in Halle perfekt machen.

Mit einem 6:3, 4:6, 6:4 gegen Roberto Bautista Agut zog der 37 Jahre alte Schweizer ins Halbfinale ein. Als vier unerzwungene Fehler des Spaniers ihm das entscheidende letzte Spiel beschert hatten, scherzte er: „Auf die habe ich eigentlich seit fast zwei Stunden gewartet.“ Am Samstag ist der Publikumsliebling klarer Favorit gegen den Franzosen Pierre-Hugues Herbert. Goffin fordert in der Vorschlussrunde des mit 2,2 Millionen Euro dotierten Turniers den formstarken italienischen Stuttgart-Sieger Matteo Berrettini heraus.

Zverev kann sein Knie schonen, das ihm vor dem Wimbledon-Auftakt am 1. Juli kein großen Sorgen bereitet. „Ich bin nicht bei 100 Prozent, aber ich denke, dass wird schon in den nächsten Tagen“, sagte der Weltranglisten-Fünfte, der sich am Montag bei einem Sturz in seiner Erstrundenpartie leicht verletzt hatte.

Gegen Goffin zeigte Zverev im ersten Satz einen eindrucksvollen Auftritt. Doch für die erhoffte dritte Halbfinal-Teilnahme nach 2016 und 2017 reichte es für den zweimaligen Finalisten knapp nicht. Eine erneute Aufschlagschwäche mit neun Doppelfehlern half dem Gegner.

Auch sein Willen, ein frühes Break im dritten Satz und zwei abgewehrte Matchbälle bei 4:5 führten am Ende im Tiebreak nicht dazu, dass Zverev die Nervenprobe erfolgreich meisterte. „Der hat Wahnsinn gespielt“, sagte der Norddeutsche über den früheren Top-Ten-Spieler Goffin. „Ich habe gar nicht so schlecht gespielt. Dann kann ich auch 7:6 im dritten Satz verlieren, das ist dann kein Problem.“

Die Hoffnung, trotz des geschwollenen Knies seinen ersten Titel in Halle zu feiern, war für den letzten verbliebenen deutschen Teilnehmer Feld früh beendet. Als Zverev mit einem Winken nach 2:16 Stunden Schwerstarbeit den Platz verließ, war Trainer Ivan Lendl bereits aus der Box verschwunden.

Der frühere Weltklassespieler war erst in Stuttgart zum Auftakt der Rasenturniere wieder zum Team gestoßen. Für die Sandplatz-Saison war Lendl nicht nach Europa gereist. Dass er auch bei den French Open in Paris überraschend nicht an der Seite von Zverev war, hatte für reichlich Gesprächsstoff gesorgt.

Mit Vater Alexander Zverev senior bereitet der 59-Jährige den Spitzenspieler nun auf Wimbledon und den erhofften Sprung in die zweite Woche des dritten Grand-Slam-Turniers des Jahres vor. Der zweite Aufschlag und Volleys werden in der finalen Vorbereitung Trainingsschwerpunkte sein, mutmaßte der ATP-Final-Gewinner: „Ich bin jemand, der seinem Coaching Staff sehr vertraut.“