Zweite Liga ist nicht mehr nur pure Utopie

Der Handball-Club Oppenweiler/Backnang nimmt eine große sportliche Aufgabe in Angriff und meldet seine Drittliga-Mannschaft für die Aufstiegsrunde an. Der erste Teil des erforderlichen Lizenzantrags liegt bereits beim DHB in Köln.

Zweite Liga ist nicht mehr nur pure Utopie

Blicken gespannt und erwartungsfroh der Aufstiegsrunde entgegen (von links): HCOB-Teammanager Jonas Frank, Kreisläufer Tim Düren und Trainer Matthias Heineke. Foto: A. Becher

Von Alexander Hornauer

Der HC Oppenweiler/Backnang stellt sich einer großen sportlichen Herausforderung. Der Handball-Drittligist meldet für die Aufstiegsrunde zur Zweiten Bundesliga. „Es ist für die Spieler und fürs ganze Umfeld wichtig, wieder in einen Spielbetrieb zu kommen – und das auf höchstmöglichem Niveau“, sagt Teammanager Jonas Frank. Ab Mitte oder Ende April kämpft der HCOB gegen leistungsstarke Rivalen um die zwei Aufstiegsplätze.

Im Herbst bestritt der Drittligist aus dem Murrtal das letzte Punktspiel. Seither trainieren die Sportler, aber es mangelt am konkreten Ziel. Das ändert sich nun. Zwar hatte der DHB entschieden, dass die Runde nicht klassisch zu Ende gebracht wird, aber für Teams, die gerne spielen wollen, gibt es Möglichkeiten. Der HCOB ist einer der Klubs, der die Gelegenheit beim Schopfe packt. Trainer Matthias Heineke ist froh, dass „wir in absehbarer Zeit wieder im Wettkampf sein werden – und wir als Mannschaft sind sehr dankbar, dass sich der Verein für die mit Abstand attraktivste Serie entschieden hat“. Der sportliche Leiter Jochen Bartels teilt die Vorfreude, „denn eines lässt sich bereits jetzt prognostizieren: in der Aufstiegsrunde gibt es richtig guten Handballsport zu sehen“.

Drei Optionen standen den Vereinen zur Wahl. Variante eins: Die Runde abhaken und im Herbst neu starten. Möglichkeit zwei: An einer Runde teilnehmen, in der es um Plätze für den DHB-Pokal der nächsten Saison geht. Und Option drei: Um zwei Aufstiegsplätze in die zweite Liga spielen. Beim HCOB entschieden die Verantwortlichen, dass Variante drei die mit großem Abstand attraktivste und beste ist. Sportlich sowieso, aber auch, weil „wir eine Verantwortung unseren Partnern sowie Zuschauern gegenüber haben und den Sport wieder in den Fokus rücken wollen“, so Frank. Zudem: „Für uns ist die Aufstiegsrunde eine gute Gelegenheit, uns zu zeigen. Wir setzen ein Zeichen, dass wir uns nach oben orientieren wollen. Die Spieler haben große Lust, sich mit den Besten zu messen.“

Gegenüber dem DHB muss wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nachgewiesen werden.



Organisatorisch steht dem Verein viel Arbeit bevor, darf bei der Aufstiegsrunde doch nur mitspielen, wer bei der Handball-Bundesliga einen Lizenzantrag stellt. Hier kommt die beim Zusammenschluss der TSG- und TVO-Handballer zum HC Oppenweiler/Backnang vor sechs Jahren ins Leben gerufene HCOB Handball GmbH mit den Geschäftsführern Gerold Hug und Markus Mandlik ins Spiel. Sie übernimmt gegenüber der HBL die Rolle des wirtschaftlichen Trägers eines möglichen Bundesliga-Spielbetriebs. Der erste Teil des Lizenzantrags ist bereits in Köln. Bis Ende März müssen die Bewerber weitere Dokumente einreichen, um ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit für die zweite Liga nachzuweisen. „Das ist viel Arbeit“, sagt Hug, aber er sieht den Nutzen nicht nur kurzfristig, „wir sammeln wertvolle Erfahrungen.“ Schließlich soll der Aufwärtstrend der vergangenen Jahre fortgesetzt werden, zumal sich mit dem Neubau der Backnanger Halle nun auch in puncto Spielstätte neue Möglichkeiten ergeben.

Aber zurück zum Sportlichen und zur anstehenden Aufstiegsrunde. Für Coach Heineke ist schon jetzt klar: „Ganz gleich, wie der Modus der Serie aussehen wird, wir können uns auf jedes einzelne Spiel freuen, jedes Match wird zu einer großen Herausforderung. Es geht nur gegen richtig gute Gegner.“ Manche Klubs – vor allem jene aus dem Norden – agieren mit vielen Berufshandballern und intensiven Trainingsumfängen. Trotzdem sieht er gute Chancen auf ein gutes Abschneiden: „Schlussendlich kommen alle Teams nun aus einer Lage, dass sie über einen Zeitraum von 13 Monaten nur sehr wenige Pflichtspiele absolviert haben werden. Und wenn man schon vor einem Start in eine Saison sagt, dass man nicht weiß, wo man steht, dann gilt das jetzt für alle Mannschaften ganz besonders.“

Eingleisige zweite Liga sowohl eine sportliche wie auch logistische Herausforderung

Für Aufsteiger aus der Dritten Liga bedeutet die Zweite Bundesliga nicht nur eine große sportliche, sondern auch logistische Herausforderung. Während Liga drei in vier nach regionalen Gesichtspunkten eingeteilten Staffeln spielt, ist Liga zwei eine sogenannte eingleisige Spielklasse. Die umfasst derzeit 19 Vereine. Nördlichster Vertreter ist der Tabellenvierte VfL Lübeck-Schwartau. Im unteren Teil der Republik liegt die HSG Konstanz am südlichsten. Sie ist aber abstiegsgefährdet.

Folgende Mannschaften haben Interesse an einer Teilnahme an der Aufstiegsrunde bereits signalisiert: VfL Pfullingen, TSB Horkheim, TV 08 Willstätt, TuS 04 Dansenberg, TuS Vinnhorst, VfL Eintracht Hagen, HC Eintracht Hildesheim, HSG Krefeld, HSG Hanau.

Unter den Teilnehmern der Aufstiegsrunde werden auch Startplätze für den DHB-Pokal ausgespielt. Wie viele, das ist noch unklar.

Der HCOB wird das eine oder andere Vorbereitungsspiel durchführen. Termine und Gegner sind noch nicht bekannt.

Über den Modus wird in den kommenden Wochen beraten. Denkbar ist zum Beispiel die Bildung von zwei Gruppen (Nord und Süd) mit anschließenden Überkreuzspielen. Die Dritte Liga darf zwei Aufsteiger melden.

Der DHB hat für die Aufstiegsrunde ein Hygienekonzept vorgestellt. Für den HCOB enthält es wenig Überraschendes, er führt ein mehr oder weniger identisches Verfahren bereits vor den Trainings des Drittliga-Teams durch, das ist gut eingespielt.

Ob die Begegnungen mit Zuschauern oder unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, vermag derzeit keiner zu prognostizieren. Sicher ist: über Sportdeutschland.TV werden sie als Livestream übertragen.