Bisher nur Abklärungsfälle im Landkreis

Gesundheitsamt intensiviert Abstimmung zum Vorgehen in Sachen Coronavirus – Rems-Murr-Klinikum ist vorbereitet

Anfangs war das Coronavirus weit weg in Asien, mittlerweile gibt es vier Fälle in Baden-Württemberg. Das Gesundheitsamt des Rems-Murr-Kreises befindet sich nach Angaben der Pressestelle in enger Abstimmung mit dem Sozialministerium wie auch den Ärzten und Rettungsdiensten der Region. Bisher habe es noch keine Verdachtsfälle gegeben.

Die Hände müssen sauber sein, erklärt Torsten Ade, der Chefarzt der Notaufnahme des Rems-Murr-Klinikums in Winnenden und Hygienefachmann, im Isolierzimmer. Rechts im Hintergrund ist die Tür zum Vorraum zu sehen, in dem die Schutzkleidung angelegt werden muss. Foto: B. Büttner

© Benjamin Büttner

Die Hände müssen sauber sein, erklärt Torsten Ade, der Chefarzt der Notaufnahme des Rems-Murr-Klinikums in Winnenden und Hygienefachmann, im Isolierzimmer. Rechts im Hintergrund ist die Tür zum Vorraum zu sehen, in dem die Schutzkleidung angelegt werden muss. Foto: B. Büttner

Von Lorena Greppo und Pia Eckstein

WAIBLINGEN. „Vor einer Woche sah die Lage noch anders aus“, räumt Martina Keck, die Sprecherin des Landratsamts Rems-Murr, ein. Die Einschläge kommen näher, in den Kreisen Göppingen, Böblingen, Rottweil und Tübingen gibt es inzwischen bestätigte Fälle von Coronaerkrankungen. Grund zur Panik sei das dennoch nicht. Das Robert-Koch-Institut, die zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und -prävention, hat eine „Falldefinition“ aufgestellt. Nach diesem Papier kann sich der Rems-Murr-Kreis entspannen – was das Coronavirus angeht. Denn im Rems-Murr-Kreis gibt es noch keinen einzigen Coronafall, es gab noch nicht einmal einen richtigen, der Definition Genüge tuenden „Verdachtsfall“. Lediglich sogenannte Abklärungsfälle habe es einige gegeben, bestätigt Keck. Dabei handle es sich beispielsweise um Menschen, die aus einem betroffenen Gebiet in Asien zurückgekehrt sind. „Diese haben sich alle als negativ herausgestellt“, macht die Sprecherin des Landratsamts klar. Einige seien bis zur endgültigen Diagnose in häuslicher Isolation geblieben, andere seien im Klinikum gewesen.

Das Rems-Murr-Klinikum in Winnenden sieht sich gut gewappnet für das Coronavirus. Weil es nämlich alljährlich die Grippepatienten versorgt. Der Patient bekommt – nicht des Luxus, sondern der Sicherheit wegen – ein Einzel-, nämlich ein Isolierzimmer. An diesem Zimmer hängt ein Schild, das eindeutig signalisiert: Hier darf niemand einfach rein und raus. Nicht mal die Atemluft übrigens – die Isolierräume sind von der Lüftungsanlage abgetrennt. Und auch die Essenstabletts werden eingetütet. Das Isolierzimmer hat einen geschlossenen Vorraum. Dort gibt es frische Schutzkleidung inklusive Handschuhe und Atemmaske. Die Reihenfolge beim Anziehen spielt hier noch keine Rolle, abgesehen von den Handschuhen, die am Schluss kommen, weil die Bündchen über die Ärmel müssen. Wer allerdings aus dem Krankenzimmer raus will, der muss den genauen Ausziehablauf einhalten. Denn kein Virus soll nach draußen getragen werden. Deshalb gilt: Ausziehen im Krankenzimmer. Und dort auch alles in die Wäsche- und Abfalleimer. Als Erstes sind die Handschuhe dran, denn die sind am stärksten infiziert. Dann die Hände desinfizieren. Dann kommt der Mundschutz runter und anschließend die Schutzkleidung. Bevor es dann durch die Türe wieder in den Vorraum geht, müssen nochmals die Hände desinfiziert werden. Torsten Ade, Chefarzt der Notaufnahme des Rems-Murr-Klinikums in Winnenden und Hygienefachmann, – so seltsam das wirken mag – freut sich über die Aufmerksamkeit, die Corona bekommt, weil diese nämlich zu Vorsicht führt. Und zu gewaschenen Händen. Und das, sagt der Mediziner, hilft vor allem, der Grippe vorzubeugen. Denn die richtige Influenza, die jedes Jahr weitaus mehr Menschen ernsthaft in Gefahr bringt als das Coronavirus, ist schon jetzt real.

Was passiert jedoch, sollten sich die Coronafallzahlen tatsächlich mehren und auch Kommunen im Rems-Murr-Kreis betroffen sein? Kommen dann ganze Orte unter Quarantäne, wie es in Italien schon getan wird? Dazu könne sie noch wenig Konkretes sagen, antwortet Keck. „Es gibt im Hintergrund Überlegungen.“ Man stehe in enger Abstimmung mit Sozialministerium, Rems-Murr-Kliniken, Kreisärzteschaft, Rettungsdiensten, der Integrierten Leitstelle sowie Städten und Gemeinden. Diese habe in den vergangenen Tagen auch an Intensität gewonnen. „Der Prozess ist jedoch sehr dynamisch“, sodass sich die Lage täglich verändere. „Die Behörden sind gut vorbereitet, das nationale und weltweite Geschehen wird aufmerksam beobachtet“, heißt es vonseiten des Sozialministeriums. Bisher werde das Risiko für die Gesundheit der Bevölkerung jedoch als gering bis mäßig eingeschätzt.

Für alle Fragen zum Coronavirus hat das Landesgesundheitsamt eine Hotline für Rat suchende Bürger eingerichtet. Erreichbar ist diese werktags zwischen 9 und 16 Uhr unter 0711/904-39555.

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Erstellt:
28. Februar 2020, 06:00 Uhr

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