Fossilienfund in Australien

Das Riesenkänguru, das nicht hüpfte

Wissenschaftler in Australien präsentieren ein fast 50 000 Jahre altes Skelett, welches tief in einer Höhle verborgen war – ein Sensationsfund.

So wie in dieser Rekonstruktion könnte das ausgestorbene Riesenkänguru ausgesehen haben.

© Peter Trusler// Victoria

So wie in dieser Rekonstruktion könnte das ausgestorbene Riesenkänguru ausgesehen haben.

Von Barbara Barkhausen

In Australien ist es eine kleine Sensation: Ende April präsentierten Forscher ein nahezu vollständiges Skelett eines ausgestorbenen Riesenkängurus. Das Tier, das vor rund 50 000 Jahren lebte, hüpfte vermutlich nicht, sondern ging aufrecht wie ein Mensch.

Das Skelett des einstigen Riesenkängurus ist fast vollständig – allein das ist schon eine bemerkenswerte Sache: 71 Prozent des Skeletts, insgesamt 150 Knochen, liegen derzeit beim Museums Victoria Research Institute in Melbourne. Es sei „das vollständigste Fossil“, das je in Australien gefunden wurde, hieß es vonseiten des Forschungsinstituts.

Ein Fund wie dieser ist äußerst selten

Zum Team, das das Skelett des ausgestorbenen Short-Faced Kangaroo (übersetzt: Kurzschnauzenkänguru) oder Simosthenurus occidentalis gefunden und untersucht hat, gehören neben den Forschern des Instituts auch Ranger und Hobby-Höhlenforscher. Sie haben die Knochen tief in einer Höhle in der Nähe von Buchan, über vier Autostunden östlich von Melbourne, entdeckt und geborgen. „Fossilien dieser Qualität und Vollständigkeit sind in Australien äußerst selten“, sagte Tim Ziegler, ein Paläontologe am Museums Victoria Research Institute. Dieses Skelett sei 50 000 Jahre lang in einer dunklen Höhle gelegen. „Es war ein Privileg, es wieder ans Tageslicht zu bringen“, meinte er.

Letzteres war alles andere als ein einfacher Prozess: Das Fossil war erstmals 2011 von dem lokalen Höhlenenthusiast Joshua Van Dyk bei einer Erkundung der Höhle gesichtet worden. Zunächst sollte es an dieser schwer zu erreichenden Position auch bleiben. Doch bei einem erneuten Besuch mehr als ein Jahrzehnt später stellte sich heraus, dass sich der Zustand des Skeletts zu verschlechtern begann. Deswegen begann das Team – trotz der extrem herausfordernden Lage des Skeletts – mit der Arbeit, die Knochen zu bergen und zu konservieren.

Die Bergung war extrem schwierig

Insgesamt arbeitete das Team über zwei Jahre hinweg an den Ausgrabungen. Zusammengerechnet verbrachten die Kollegen 58 Stunden unter schwierigsten Bedingungen unter der Erde. So mussten sich die Teammitglieder mehr als 20 Meter in die Tiefe abseilen und sich durch enge Gänge zwängen, die mit zarten Stalaktitenkristallen verkrustet waren, um das Skelett zu erreichen.

Die Tiere, die in den letzten Millionen Jahren die am weitesten verbreitete und erfolgreichste Känguruart in Australien waren, unterscheiden sich in einem gravierenden Detail von den heutigen Känguruarten des fünften Kontinents. „Im Gegensatz zu seinen lebenden Verwandten konnte sich Simosthenurus occidentalis ohne Probleme mit einem schreitenden Gang fortbewegen“, erklärte Ziegler. Dieser sei ähnlich wie der des Menschen oder eines Tyrannosaurus Rex gewesen. Das Tier sei nicht gehüpft.

Das Jungtier wog Schätzungen zufolge 80 Kilogramm

Bei dem Exemplar des Melbourner Forschungsinstituts handelt es sich um ein Jungtier. Dennoch wog es lebend vermutlich bereits bis zu 80 Kilogramm. Ein ausgewachsenes Tier hätte wohl das doppelte Gewicht auf die Waage gebracht, wie es in lokalen Medienberichten hieß.

Der Fund sollte weiter dazu beitragen, ein Bild des australischen Kontinents vor etlichen Tausend oder sogar Millionen Jahren zu zeichnen. Verschiedenste Analysen und Funde haben in den vergangenen Jahren nach und nach mehr Licht ins Dunkle gebracht: So gehen Forscher inzwischen davon aus, dass die australischen Urvölker – die Aborigines – seit rund 65 000 Jahren auf dem Kontinent leben. Damit lebten sie zur gleichen Zeit in Australien wie mehrere heute ausgestorbene Spezies von Riesentieren. Neben dem Short-Faced Kangaroo war dies das Goliath-Känguru, das 200 Kilo schwer werden und im Stehen Blätter bis in drei Meter Höhe pflücken konnte. Die Tier-Giganten starben vor etwa 45 000 Jahren aus.

Zum Artikel

Erstellt:
7. Mai 2024, 16:08 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

 Mobile_Footer_1

DEV Traffective Mobile_Footer_1

Footer_1

DEV Traffective Footer_1

Interstitial_1

OutOfPage