Universität Mannheim

Erweiterung der Uni stockt

Für die geplante Erweiterung der Universität Mannheim fehlt das Geld – Doch das Bedauern hält sich in Grenzen.

In Mannheim wird in einem Barockschloss studiert.

© Stefanie Eichler/Stefanie Eichler

In Mannheim wird in einem Barockschloss studiert.

Von Gabriele Booth

Die rund 12 000 Studierenden der Universität Mannheim haben das Privileg, in einem Barockschloss lernen zu dürfen. Die ehemalige Residenz diverser Kurfürsten hat nicht nur ein besonderes Flair, sondern auch einen hervorragenden Ruf, insbesondere für die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Die Uni ist Magnet für Studierende aus aller Welt und möchte sich gerne ausdehnen. Der Rektor Thomas Puhl wünschte sich daher in unmittelbarer Nachbarschaft neue Gebäude, um seinen Campus zu erweitern. Vor ein paar Jahren sahen die Voraussetzungen dafür recht günstig aus. Denn an das Schlossgebäude grenzt der große Friedrichspark mit der ehemaligen Spielstätte der momentan nicht sehr erfolgreichen Eishockey-Adler. Und dieses alte Eisstadion, eine Bausünde aus dem Jahr 1939, soll auf jeden Fall abgerissen werden. Seit dem Umzug der Eishockey-Cracks in die Mannheimer SAP-Arena vor 19 Jahren wurde es kaum noch genutzt. So weit so gut, der Mannheimer Gemeinderat stimmte den Erweiterungsplänen der Uni auf dem Friedrichspark-Areal neben dem Schloss zu. Das war vor rund zwei Jahren.

Die Erweiterungspläne wurden abgespeckt

Obwohl sich ziemlich rasch nach dem Beschluss zum Bebauungsplan ein breites Bündnis zur „Rettung des Friedrichsparks“ gründete, das die Grünfläche schützen wollte, schien der Weg für die Uni-Expansion an dieser Stelle frei. Bis vor Kurzem. Denn inzwischen hat sich mit neuen klimatischen Erkenntnissen und Auflagen auf kommunaler und Landesebene der Wind gedreht. Und außerdem scheint das Land nicht mehr ausreichend Geld zu haben, um seiner Universität die drei ursprünglich vorgesehenen Erweiterungsbauten finanzieren zu können.

Momentan ist nur noch die Rede von einem Gebäude – ein sechsstöckiges Gebäude für die philosophische Fakultät. Ein weiteres Entlastungsgebäude mit Ausweichräumen daneben und einem gleichzeitigen Baubeginn ist in der Planung zurückgestellt. Das bestätigte das Amt für Vermögen und Bau Baden-Württemberg. Allein für die philosophische Fakultät habe das Amt noch einen Planungsauftrag, die Baukosten dafür sollen im Landeshaushalt 2028/2029 eingestellt werden. Weiteres müsse der Landtag entscheiden, momentan gäbe es keine gesicherte Finanzierungsperspektive für das zweite Gebäude. Und von dem ursprünglich geplanten dritten Gebäude ist ohnehin keine Rede mehr. Die aktuelle Entwicklung löste beim Bündnis „Rettet den Friedrichspark“ kein Bedauern aus. Die Vereinigung von Architekten, Einzelhändlern, Bürgern und Gewerbetreibenden hatten Jahre lang gegen die Bebauung des Parks gekämpft und die Hoffnung schon fast aufgegeben. Doch jetzt ergibt sich aus der Finanzlücke und den neuen Umweltauflagen eine neue Situation. „Es sieht so aus, als ob alles noch einmal überdacht und geprüft wird“, gibt sich Wolfgang Ockert, Sprecher des Mannheimer Innenstadt-Bündnisses, hoffnungsfroh. Man akzeptiere zwar den Beschluss des Gemeinderates, erkenne die Platznöte der Universität und respektiere den Wunsch nach Erweiterung. Aber: „Es gibt in der Nähe der Schlossuniversität mehrere Alternativen“ verweist Wolfgang Ockert zum Beispiel auf mehrere Immobilien im Landeseigentum.

Universität hat Verständnis für die finanzielle Lage des Landes

Es stelle sich auch die Frage, ob das im Ostflügel des Schlosses untergebrachte Amtsgericht nicht auch woanders untergebracht und die Räume für die Alma Mater genutzt werden könnte. Auf jeden Fall wolle man noch das Gespräch mit allen Beteiligten suchen.

Wie sieht die Universitätsspitze die veränderte Sachlage? „Wir haben Verständnis für die finanzielle Situation im Land, die Verzögerungen bei den Neubauten stellen für die Universität jedoch eine Herausforderung dar. Das geplante Entlastungsgebäude ist für die Renovierung des Ostflügels unverzichtbar“, sagt Linda Schädler, Pressesprecherin der Universität Mannheim und verweist auf Auflagen zum Brandschutz. Man brauche Planungssicherheit. Von der Feuerwehr kämen allerdings inzwischen weniger dringliche Vorgaben. Man habe keine gravierenden Mängel festgestellt, wird das Argument aus dem Rektorat entkräftet.

In Zukunft soll mehr Bürgerbeteiligung herrschen

Und wie geht es weiter? Auf jeden Fall wird in den kommenden Monaten das marode Eisstadion abgerissen. Eine weitere Maßnahme könnte sich positiv auf den Erhalt der Parklandschaft neben dem Barockschloss auswirken. Dort verläuft ein sogenannter Fly-over – die Auffahrt zur Rheinbrücke Richtung Ludwigshafen, die den Park einschränkt. Bei einer Sicherheitsanalyse hat die Straße die Belastungsprobe nicht bestanden. „Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis das Straßenstück abgerissen werden muss“, so Wolfgang Ockert. Momentan gibt es also mehr Fragen als Antworten und der Entscheidungsprozess wird wohl noch einmal aufgerollt. Das Amt für Vermögen und Bau setzt auf mehr Bürgerbeteiligung.

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Erstellt:
16. April 2024, 14:46 Uhr

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