Müllermilch schließt Werke

Landliebe-Aus in Heilbronn besiegelt

Für den Erhalt der Landliebe-Standorte Heilbronn und Schefflenz (Neckar-Odenwald-Kreis) gibt es keine Hoffnung mehr. Derzeit laufen die Verhandlungen über einen Interessenausgleich und Sozialplan für die rund 420 Beschäftigten.

Theo Müller hält an der Schließung der Landliebe-Standorte in Heilbronn und Schefflenz fest.

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Theo Müller hält an der Schließung der Landliebe-Standorte in Heilbronn und Schefflenz fest.

Von Imelda Flaig

Für die Beschäftigten ist die Schließung der beiden Landliebe-Werke in Heilbronn und Schefflenz (Neckar-Odenwald-Kreis) ein Schlag ins Gesicht, auch bei den Arbeitnehmervertretern ist die Enttäuschung groß. Gespräche mit Vertretern des Molkereikonzerns Theo Müller, die Standorte zu erhalten, sind gescheitert.

„Die Zukunftsperspektiven für Heilbronn und Schefflenz sind uns jäh genommen worden durch das absolute Desinteresse der Müller-Gruppe“, sagt Frank Meckes von der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG). Mit Unterstützung von Sachverständigen hätten Betriebsrat und Gewerkschaft mehrere Vorschläge unterbreitet, um ein Schließungsszenario zu vermeiden – von alternativen Produktinnovationen bis zu verfahrenstechnischen Möglichkeiten, damit der Standort eine Zukunftsperspektive habe. Doch ohne Erfolg. Das Aus für die beiden Werke ist besiegelt.

„Wir sprechen derzeit definitiv über die Regularien einer Schließung“, bestätigt Achim Steinbach, Betriebsratsvorsitzender von Landliebe in Heilbronn, unserer Zeitung. Derzeit liefen Verhandlungen zum Abschluss von Interessenausgleich und Sozialplan. Betroffen sind insgesamt rund 420 Beschäftigte. Die Schließung der beiden Werke soll laut Steinbach in Wellen ablaufen, ein Teil der Jobs soll Ende 2024, ein weiterer Ende 2025, der Rest 2026 wegfallen. Das Unternehmen sehe keine Chance, die Standorte langfristig profitabel zu erhalten, sagte Steinbach. Das habe das Management auch den Beschäftigten bei einer Mitarbeiterversammlung nochmals deutlich gemacht.

„Menschen sind das Bauernopfer“

Etliche zweifeln daran. Für Gewerkschafter Meckes kommt es immer auf den Willen an, doch den kann er beim Müllermilch-Konzern nicht erkennen. Er unterstellt ihm vielmehr, dass der sich mit der Übernahme die Marke Landliebe habe sichern, Mitbewerber ausschalten und seine Marktmacht ausbauen wollen. Zudem könne Müller andere, günstigere Standorte stärker auslasten, wenn er Produktion aus Heilbronn abziehe und unterm Strich noch profitabler in den Herstellkosten sein. „Und dazu sind die Menschen hier das Bauernopfer“, so Meckes.

Im Februar 2024 hatte der Molkereikonzern Theo Müller angekündigt, die beiden Landliebe-Werke zu schließen, die er erst vor knapp einem Jahr von der Molkerei Friesland Campina übernommen hatte. Eine umfassende wirtschaftliche Analyse habe ergeben, dass die beiden Produktionsstandorte keine Perspektive hätten, aus den tiefroten Zahlen zurück in ein langfristig profitables Geschäft zu kommen, hatte Müller die Schließungspläne begründet.

Für Gewerkschafter Meckes sind das vorgeschobene Argumente, denn wenn ein Konzern bereit sei, sehr viel Geld für eine Übernahme auszugeben, gehe er sicher nicht blauäugig vor und beschäftige sich schon vorher mit der Struktur.

Zur Unternehmensgruppe Theo Müller gehören etliche Marken – darunter Müller, Landliebe, Weihenstephan oder beispielsweise Sachsenmilch. Die Gruppe mit rund 32 300 Beschäftigten machte im Geschäftsjahr 2023 rund 9,2 Milliarden Euro Umsatz.

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Erstellt:
23. Mai 2024, 15:52 Uhr
Aktualisiert:
23. Mai 2024, 17:44 Uhr

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