1. FC Köln am Abgrund

„Scheißegal-Stimmung“ als letzte Chance

Der taumelnde 1. FC Köln greift in Mainz nach dem letzten Strohhalm. Helfen soll eine „Scheißegal-Stimmung“.

Timo Schultz und der 1. FC Köln gastieren beim 1. FSV Mainz 05.

© dpa/Marius Becker

Timo Schultz und der 1. FC Köln gastieren beim 1. FSV Mainz 05.

Von red/sid

Es brodelt beim 1. FC Köln, und der Vulkan könnte jeden Moment ausbrechen. Wie angespannt die Lage ist, zeigt ein skurriler Vorfall im Training am Donnerstag: Ein pausenlos schimpfender Fan (“Kindergarten!“) wurde von Co-Trainer Kevin McKenna auf den Rasen geholt, wo er den sichtlich irritierten Profis kurz die Meinung geigen durfte. Erst dann ging die Vorbereitung auf das Alles-oder-nichts-Spiel in Mainz weiter.

„Der junge Mann hat es gut gemeint, er wollte die Mannschaft wachrütteln. Er hat schnell eingesehen, dass er den Platz wieder verlässt“, sagte Trainer Timo Schultz tags darauf und fügte an: „Die Jungs haben es mit einem Schmunzeln hingenommen, aber ihm auch ihre Meinung gesagt, dass er den Platz wieder verlassen soll.“

Die Aktion passte zu der „Scheißegal-Stimmung“, die in Köln seit dem erschreckend schwachen Auftritt gegen Darmstadt 98 (0:2) herrscht und zu einer Art Motto für den finalen Kampf um den Klassenerhalt geworden ist. „Damit meine ich, dass die Jungs frei aufspielen sollen mit einer Leck-mich-am-Arsch-Mentalität“, sagte Schultz. Fünf Punkte beträgt der Rückstand auf Platz 16, am Sonntag (17.30/DAZN) hilft beim direkten Konkurrenten nur ein Sieg.

Die Wortwahl machte schnell die Runde. „Wir haben jetzt die Scheißegal-Einstellung. Wir müssen jetzt“, sagte auch Angreifer Mark Uth: „Wir müssen die Bälle fordern, wir müssen mehr Härte in den Zweikämpfen zeigen.“ Gelingt das nicht, ist der siebte Abstieg der Vereinsgeschichte - alle innerhalb von nur 26 Jahren - kaum noch zu verhindern.

Was Köln jetzt braucht, ist eine Aufbruchstimmung

Noch aber glimmt das Fünkchen Hoffnung. „Es sind noch genug Punkte im Sack, um eine Mannschaft vor uns einzuholen“, sagt Schultz, der mehrere Änderungen in der Startelf ankündigte. „Da wird sich einiges ändern - personell, aber auch von der Herangehensweise“, sagte er. Immerhin: Auch bei einer Niederlage würde der Abstieg noch nicht feststehen.

Was Köln jetzt braucht, ist eine Aufbruchstimmung wie beim Gegner aus Mainz, der unter Trainer Bo Henriksen zuletzt elf Punkte in fünf Spielen sammelte - nur Leipzig und Leverkusen holten in diesem Zeitraum mehr. Noch Mitte März lag der FC zwei Punkte vor den Mainzern. Henriksen will aber noch nicht zu früh jubeln. Das Duell mit Köln sei „das nächste Finale“, so der Däne: „Wir müssen weiter jagen.“

Ein Remis würde am Sonntag nur Mainz helfen, für Köln zählt nur die volle Punktzahl. Das Problem: In 15 Auswärtsspielen gab es bislang nur einen Sieg - ein 1:0 in Darmstadt Anfang Dezember. „Wir müssen von Anfang an voll da sein“, sagte Uth und rechnete vor: „Wir haben nur noch diese eine Chance.“

Eine Chance, an die manch einer in Köln schon nicht mehr glaubt. „So traurig es klingt, ich gehe davon aus, dass der FC leider direkt absteigt“, sagte Ex-Trainer Christoph Daum dem 11Freunde-Magazin. Sein Urteil: „Ich kann mir nicht vorstellen, wie der Klub den rettenden Strohhalm Relegation noch ergreifen will.“

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Erstellt:
26. April 2024, 12:10 Uhr
Aktualisiert:
26. April 2024, 14:43 Uhr

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