Keine Spur zu den Flusssäure-Schmierern

An den Bahn-Stationen Marienplatz und Schwabstraße gab es erneut einen Säureanschlag – wie im Dezember. Was weiß die Polizei?

Alarm für die Feuerwehr: Am Marienplatz wurde an der unterirdischen Haltestelle gefährliche Flusssäure entdeckt.

© 7aktuell/Kevin Lermer

Alarm für die Feuerwehr: Am Marienplatz wurde an der unterirdischen Haltestelle gefährliche Flusssäure entdeckt.

Von Wolf-Dieter Obst

Stuttgart - Sind es Buchstaben? Oder Kringel? Sollen das Graffiti sein oder einfach nur ätzende Zerstörungen? Erneut sind zwei unterirdische Bahn-Haltestellen in der Stadt von einem unbekannten Täter heimgesucht worden, der hochgefährliche Flusssäure an die Wände und Abgänge geschmiert hat. Die Feuerwehr musste am Mittwochmorgen am Marienplatz und an der Station Schwabstraße das Gefahrgut mit aufwendigen Reinigungsarbeiten entschärfen. Wer steckt hinter den Schmierereien, die es bereits Mitte Dezember 2023 in Serie gegeben hat?

Wann der oder die Täter zugeschlagen haben, ist unklar. Die erste Tat wurde am Mittwoch kurz nach 2 Uhr von einem Sicherheitsmitarbeiter der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) an der Haltestelle Marienplatz im Stuttgarter Süden entdeckt. Glücklicherweise wurde er nicht verletzt. Denn Flusssäure kann als stark ätzende Chemikalie Atemwege und Haut schwer schädigen. Die Feuerwehr rückte mit Löschzug, Gefahrgutzug und verschiedenen Sonderfahrzeugen an. Ein Trupp reinigte unter Chemikalienschutzkleidung und Atemschutz die gefährlichen Stellen.

Damit war der Alarm aber nicht beendet. Ein Polizist, der von der Nachtschicht nach Hause wollte, entdeckte kurz vor 7 Uhr an der S-Bahn-Haltestelle Schwabstraße weitere Säure-Beschädigungen. „Die Schmierereien gab es an mehreren Stellen und Abgängen“, sagt Polizeisprecher Stephan Widmann. Auch hier rückte die Feuerwehr an. Die unterirdische Station zwischen Schwab- und Seyfferstraße wurde bis 10.23 Uhr gesperrt.

Fluorwasserstoffsäure wird für gewöhnlich industriell zum Ätzen von Glas und Metallen, aber auch bei der Fassadenreinigung verwendet, gilt als starkes Kontaktgift – und ist nicht gerade preiswert. Wer hat Zugriff dazu, wie trägt er die Chemikalie auf – und warum schlägt er vorwiegend in Heslach und im Stuttgarter Westen zu? Eine Antwort haben weder Stuttgarter Polizei noch Bundespolizei, die nach einer Serie seit Dezember 2023 ermittelt haben.

Selbst die genaue Tatzeit ist unbekannt. „Wir können nur feststellen, wann die Schäden entdeckt wurden“, sagt Polizeisprecher Widmann. Zwischen dem 9. und 16. Dezember 2023 hatte es Schmierereien an den S-Bahn-Stationen Schwabstraße und Feuersee sowie an den SSB-Haltestellen Marienplatz und Österreichischer Platz gegeben. Am 25. Januar dieses Jahres gab es erneut Flusssäure-Alarm am S-Bahn-Abgang Königstraße/Kronenstraße. Die Videoüberwachung, das steht inzwischen fest, hat weder im SSB- noch im S-Bahn-Bereich Hinweise ergeben.

„Wir haben unsere Ermittlungsakten zu den Dezember-Fällen an die Staatsanwaltschaft abgegeben“, sagt Bundespolizeisprecherin Meriam Kielneker. Aktenzeichen: unbekannt. Die neuen Fälle mit einem Schaden von mehreren Zehntausend Euro werden nun zentral von der Stuttgarter Polizei beim Posten Böheimstraße bearbeitet. Zeugen können Verdächtiges über Telefon 07 11 / 89 90 - 33 00 melden.

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Erstellt:
27. März 2024, 23:20 Uhr
Aktualisiert:
28. März 2024, 21:53 Uhr

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