Grandiose Klangmalerei eines biblischen Epos

Hochkarätiges Konzert in der Christkönigskirche: Unter der Leitung von Reiner Schulte führen die Chorgemeinschaft der Katholischen Gesamtkirchengemeinde Backnang und ein hervorragend besetztes Orchester sowie drei Solisten und ein Erzähler das Oratorium „König David“ auf.

Frenetischen Beifall und Jubelrufe erntete die Aufführung am Sonntag mit Chorgemeinschaft der Katholischen Gesamtkirchengemeinde Backnang in der Christkönigskirche. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Frenetischen Beifall und Jubelrufe erntete die Aufführung am Sonntag mit Chorgemeinschaft der Katholischen Gesamtkirchengemeinde Backnang in der Christkönigskirche. Foto: Tobias Sellmaier

Von Marina Heidrich

Backnang. Der jüngste Sohn einer gottesfürchtigen Familie hütet die Schafe. Da wird er von einem Seher auserwählt, der ihm die Königswürde prophezeit. Zu dem Zeitpunkt herrscht Krieg und der Feind verfügt über einen außergewöhnlichen, riesigen Kämpfer, der unbesiegbar scheint. Doch der Junge kann den gepanzerten Hünen allein mit seiner Steinschleuder töten. Damit beginnt die biblische Geschichte des späteren Königs David und ein Leben voller Liebe, Neid, Intrigen, Versöhnung, Freude und Trauer, Krieg und Frieden. Ein ständiger Wechsel vom Verbündeten zum Feind, vom väterlichen Freund zum neidzerfressenen Rivalen. Eine epische Geschichte von Schuld und Sühne mit blutigen Schlachten, Ehebruch, Mord, Verrat und Versöhnung.

Eine jahrtausendealte Geschichte, die verfilmt locker einen Dreiteiler wie „Herr der Ringe“ in den Schatten stellen würde. Noch hat sich Hollywood nicht an die umfangreiche Verfilmung gemacht, aber den passenden Soundtrack dazu gibt es schon: das Oratorium „König David“ von Arthur Honegger. Der symphonische Psalm für Soli, Chor und Orchester hatte im Juni 1921 eine umjubelte Premiere in der französischen Schweiz.

Grandiosen Applaus und Jubel erntete auch die Aufführung am Sonntag in der Backnanger Christkönigskirche. Nach langer coronabedingter Pause fand unter der musikalischen Leitung von Reiner Schulte endlich wieder ein hochkarätiges Konzert statt. Honeggers David ist ein eigenartiges Werk, zeitgenössisch und doch sind Elemente von Bach erkennbar. Eine Komposition, die zeitgleich herb und trotzdem gefällig ist, vor allem aber klangmalerisch das Geschehen unterstreicht. Orientalisch angehaucht, mit kleinen spröden Momenten, die sich gefällig auflösen.

Einer der musikalischen Höhepunkte des Jahres in Backnang

Ungewöhnlich in seiner Präsentation – ein großer Chor und ein relativ kleines Orchester, dazu drei Solisten und ein Erzähler – hat das Oratorium seine ganz eigenen Klippen, die es zu umschiffen gilt. Unter Reiner Schultes Leitung ist dies nicht nur hervorragend geglückt, die Aufführung war definitiv einer der musikalischen Höhepunkte des Jahres in Backnang. Dazu trugen nicht nur die Chorgemeinschaft der Katholischen Gesamtkirchengemeinde Backnang und das hervorragend besetzte Orchester bei, sondern auch Solisten und Sprecher.

Schauspieler Uwe-Peter Spinner gastierte bereits in den vergangenen beiden Jahren in Backnang. Unaufdringlich und mit klarer, fein modulierter Aussprache erfüllte er die Zwischentexte mit Leben, verlieh der Geisterbeschwörung der Hexe von Endor dramatischen Eindruck, ohne zu überagieren.

Beeindruckende Solisten

Tenor Roger Gehrig, dessen Spezialität eigentlich Bachs Musik ist, verfügt über eine sehr klare, angenehme Stimme und eine hohe Textverständlichkeit. Die gebürtige Backnangerin Ann-Christin Zimmermann hinterließ mit ihrer lyrischen Altstimme einen hervorragenden Eindruck. Besonders eindrucksvoll allerdings war Marie-Pierre Roy – ein ungemein weicher Sopran, der scheinbar mühelos die größten Tonhöhen erreicht und dabei nie schrill klingt. Die deutsch-französische Sängerin war kurzfristig für eine erkrankte Kollegin eingesprungen. „König David“ ist in drei Teile gegliedert, mit insgesamt 27 Nummern. Auf den ersten Blick erscheint dies recht lang. Doch die einzelnen Stücke sind teilweise sehr kurz und durch den steten Wechsel zwischen Sprecher, Chor, Solisten und reinen Instrumentalparts ist das Gesamtwerk sehr kurzweilig. Wie bei einem Mosaik fügen sich viele kleine Teile zu einem großen, ganzen Klanggemälde mit den unterschiedlichsten Facetten. Paukenschläge zu Beginn leiten ein musikalisches Erlebnis ein, das seinen Abschluss in einem strahlenden, episch-brillanten „Halleluja“ findet. Reiner Schulte hat wieder einmal ein gutes Händchen bei der Auswahl der Aufführungen in Christkönig bewiesen, sowohl was die Musik als auch was die Ausführenden betrifft.

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Erstellt:
11. Oktober 2022, 10:30 Uhr

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