Abschreckend

Darum braucht Deutschland atomwaffentaugliche Flugzeuge

Nukleare Teilhabe ist problematisch. Speziell für Deutschland, das auf eigene Atomwaffen verzichtet. Was soll’s also, wenn die Tornado-Jagdbomber der Luftwaffe, die US-Atombomben tragen können, spätestens 2025 aufgebraucht sind? So einfach ist das leider nicht. Der Verzicht auf die nukleare Teilhabe wäre noch viel problematischer. Und das, obwohl Teilhabe nicht unbedingt Einfluss auf militärische Entscheidungen der USA bedeutet, sondern vielmehr, dass europäische Nato-Partner Risiken der Abschreckung mit Amerika teilen müssen. Was also ist daran in deutschem Interesse?

Ohne eigenes nuklearwaffenfähiges Flugzeug wäre Deutschland im Fall eines Atomangriffs immer darauf angewiesen, dass die USA ihn im Alleingang beantworten und so den Konflikt sofort auf ihr Gebiet ausweiten. Sehr wahrscheinlich ist das nicht, Glaubwürdigkeit aber das Fundament jeder Abschreckung. Britische und französische Atomwaffen sind rein zur nationalen Verteidigung da, ausdrücklich nicht zum Schutz Verbündeter.

Hinzu kommt – aus deutscher Warte besonders kritisch: Partner wie Polen oder Tschechien stehen bereit, Deutschlands Rolle in der nuklearen Teilhabe zu übernehmen. Das aber hieße: Gegen die Nato-Russland-Akte würde das Bündnis Atomwaffen in osteuropäische Staaten verlagern. Eine massive Verschlechterung der ohnehin über die Maßen strapazierten Beziehungen zu Europas militärisch stärkstem Land wäre die Folge.

Heißt: Solange es ohne atomare Abschreckung nicht geht – zumindest solange Russland starr weiter auf seine rund 6000 kleineren Atomwaffen besteht – muss Deutschland an dieser Rolle festhalten. Und braucht folglich ein neues Flugzeug, mit dem es das auch kann.

christoph.reisinger@stuttgarter-nachrichten.de

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Erstellt:
14. Dezember 2018, 03:12 Uhr

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