Bericht: Stecken Clans hinter Juwelendiebstahl von Dresden?

dpa Berlin/Dresden. Gehören die Juwelendiebe aus dem Grünen Gewölbe in Dresden arabischstämmigen Berliner Clans an? Laut einem Zeitungsbericht verfolgt die Polizei entsprechende Hinweise.

Die Polizei sichert am Grünen Gewölbe Spuren. Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

Die Polizei sichert am Grünen Gewölbe Spuren. Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

Der spektakuläre Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe Dresden könnte nach einem Zeitungsbericht mit arabischstämmigen Clans in Berlin zusammenhängen. Die Polizei prüfe entsprechende Hinweise aus Berlin, schreibt die „Berliner Morgenpost“.

Jürgen Schmidt von der zuständigen Staatsanwaltschaft Dresden sagte der Deutschen Presse-Agentur dazu, die Sonderkommission stehe mit den Berliner Kollegen in Kontakt, um mögliche Parallelen zu dem Diebstahl der 100 Kilo schweren Goldmünze aus dem Bode-Museum 2017 in Berlin abzugleichen. Die Berliner Polizei verwies auf die Dresdner Ermittler.

Seit der Tat Ende November hat die Dresdner Polizei 802 Hinweise aus dem In- und Ausland erhalten. 24 davon gingen nach der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY...ungelöst“ am Mittwochabend ein, wie ein Polizeisprecher sagte. Darin hatte Moderator Rudi Cerne zur Mithilfe bei der Aufklärung des spektakulären Einbruchs aufgefordert. Die Beute besitzt einen hohen Materialwert, der kunsthistorische Wert ist unschätzbar.

Die Täter sollen laut „Berliner Morgenpost“ ein hydraulisches Spreizwerkzeug benutzt haben, wie es schon bei Verbrechen in Berlin der Fall war. Die Sonderkommission „Epaulette“ der Dresdner Polizei habe eine Abfrage an Polizeibehörden in ganz Deutschland gestellt, ob irgendwo Einbrüche bekannt seien, bei denen so ein Werkzeug gestohlen oder eingesetzt wurde. Das 40-köpfige Ermittlerteam, benannt nach einem der gestohlenen Schmuckstücke, fahndet nach insgesamt vier Tätern. Eine Belohnung von 500.000 Euro ist ausgesetzt.

Mit diesen akkubetriebenen Hydraulik-Spreizern öffnet die Feuerwehr Autotüren, die nach Unfällen verklemmt sind. Seit 2017 wurden aus Berliner Feuerwachen und Feuerwehrautos mindestens fünf Geräte (Hydraulikspreizer „Lukas SC 358 E 2“) im Wert von jeweils 10.000 Euro gestohlen. Zudem soll ein bekanntes Clanmitglied erst kürzlich für den Einbruch bei der Hersteller-Firma der Spreizgeräte in Bayern verurteilt worden sein.

Bei einem Überfall auf einen Geldtransporter im September 2018 in Berlin hatten die Täter einen Hydraulik-Spreizer eingesetzt, um die Türen des Transporters aufzubrechen. Vor Gericht stehen deswegen derzeit einige Männer mit Beziehungen zu Clans. Bei Einbrüchen in Banken sollen Täter Bankschließfächer mit Hydraulik-Spreizern aufgebrochen haben.

Der Dresdner Staatsanwaltssprecher Schmidt sagte: „Mit Blick auf das zerstörte Fenstergitter werden wir keine Aussagen zum möglichen Tatwerkzeug treffen. Hierbei handelt es sich um Täterwissen.“ Das werde im laufenden Ermittlungsverfahren nicht bekannt gegeben.

Zwei maskierte Einbrecher hatten in der Nacht zum 25. November ein Gitter vor einem Fenster des Museums teilweise durchtrennt, das Fenster samt Rahmen entfernt und waren in die barocke Schatzkammer eingedrungen. Dort hatten sie mit einer Axt eine Vitrine eingeschlagen. Nach wenigen Minuten konnten sie mit Diamanten und Brillanten mit einem Auto flüchten.

Neben dem Einbruchsziel Museum und dem möglichen Einsatz eines Hydraulik-Spreizers gibt es eine dritte Parallele zum Vorgehen von kriminellen Clan-Mitgliedern in Berlin. Das Zertrümmern der Vitrine aus Sicherheitsglas durch brutale Axthiebe erinnert an einen Raubüberfall auf das Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe im Jahr 2014. Auch damals zerstörten die maskierten Täter mit einer Axt in kurzer Zeit Vitrinen, rafften Schmuck und Uhren zusammen und flohen mit einem bereitstehenden Auto. Verurteilt wurden mehrere junge Männer aus arabischstämmigen Großfamilien.

Gesucht werden jetzt auch Zeugen, die im Oktober und November rund um das Grüne Gewölbe Fotos machten, auf denen möglicherweise Verdächtige beim Ausspähen der Objekte zu sehen sind. „Es wird davon ausgegangen, dass die Tat von langer Hand geplant war und die Täter im Vorfeld fotografiert worden sind“, hieß es am Mittwoch in der ZDF-Sendung.

Inzwischen veröffentlichte die Polizei auch ein Bild vom ersten Fluchtfahrzeug der Täter, das kurz nach dem Einbruch in einer Tiefgarage abgestellt und angezündet wurde. Das Bild stammt aus einer Überwachungskamera. Es zeigt einen hellen Audi A6 mit dunklem Dach auf dem Weg ins Stadtzentrum.

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Erstellt:
12. Dezember 2019, 10:56 Uhr

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