Erste Transfrau bei Miss-Universe-Wettbewerb

Die Kandidatin aus Spanien sorgt für Aufruhr und Hoffnung – Wahl der schönsten Frau der Welt findet schon seit 1952 statt

Bangkok/Madrid /DPA - Seit fast 70 Jahren wird beim Miss-Universe-Wettbewerb die schönste Frau der Welt gekürt, jetzt gibt es eine Neuerung, die nicht jedem gefällt: Neben der Deutschen Céline Flores Willers und 92 weiteren Kandidatinnen geht an diesem Montag in Bangkok auch die Spanierin Angela Ponce ins Rennen – obwohl sie vor knapp 28 Jahren als Junge auf die Welt kam. Erstmals in der Geschichte des Miss Universe tritt eine Transfrau an. Bei einigen Wettbüros gilt Miss Spanien sogar als größte Favoritin auf den Sieg.

Der 1,77 Meter großen gelernten Informatikerin aus Cádiz geht es nach eigener Aussage in erster Linie nicht um Ruhm, Krone und Titel. „Ich will denjenigen eine Stimme geben, die keine haben, obwohl sie schon lange eine verdient haben“, sagte Ponce im Interview des TV-Senders Antena 3. Der Zeitung „ABC“ sagte sie, sie wolle „der Welt eine Lektion erteilen“. Ähnlich kämpferisch äußerte sie sich nach ihrem sensationellen Triumph im Juni beim Miss-Spanien-Wettbewerb in unzähligen Interviews.

Im erzkatholischen Spanien löste der Sieg der Transfrau kaum Polemik aus. Doch in der internationalen Miss-Szene sieht es ganz anders aus. Eine der Rivalinnen von Ponce um den Welttitel machte aus ihrer Meinung kein Hehl. „Ein Schönheitswettbewerb wie Miss Universe ist für Frauen, die als Frauen geboren wurden“, stichelte die Kolumbianerin Valeria Morales, der in Bangkok ebenfalls gute Siegeschancen eingeräumt werden. Negativ äußerte sich unter anderem auch die mexikanische Miss Universe 1991 Lupita Jones (51). Die Attacken prallen an der Transfrau aber alle ab – zumindest äußerlich. In Interviews wirkt Ponce stets selbstsicher, resolut und vor allem sehr ruhig und ausgeglichen – mit sich selbst und der Welt im Reinen.

„Ich bin nur schwer verwundbar“, beteuert die Frau, die nach den vorgeschriebenen Therapien mit 17 mit den Hormonbehandlungen begann, sich anschließend mehreren geschlechtsangleichenden Operationen unterzog und erst seit rund drei Jahren eine Vagina hat. Das sei nur das Tüpfelchen auf dem i gewesen. Eine Frau sei nicht deshalb eine Frau, weil sie eine Vagina habe, sagte sie der „New York Times“. Sie sei „stolz darauf, die Person zu sein, die ich bin“.

Selbstbewusstsein und Widerstandsfähigkeit musste sich das als zweites von drei Kindern eines ärmeren Ehepaars 1991 in Pilas rund 30 Kilometer westlich von Sevilla geborene Transmädchen früh aneignen. In der 14 000-Einwohnergemeinde, in dem der Vater eine kleine Kneipe betrieb, sei das Aufwachsen für den kleinen Ángel Mario trotz der Unterstützung der Eltern besonders schwer gewesen, erzählte Ponce der „El País“. „Ich hatte aber eine glückliche Kindheit, weil ich ein Dickkopf bin. Wenn mich jemand damals als Tunte beschimpfte, weil ich einen Haarreif trug, bin ich am nächsten Tag mit einem noch größeren auf die Straße gegangen . . . und mit Blumenschmuck.“

Ponce schloss die Ausbildung zur Informatikerin ab, lernte auch den Beruf der Friseurin, arbeitete als Fitnesstrainerin, und seit wenigen Jahren ist sie Model. In der Welt der Mode habe sie Vorurteile, Heuchelei und Zurückweisung erlebt, aber auch Unterstützung. Richtig glücklich wurde sie aber aufgrund ihrer Tätigkeit als Aktivistin der LGBT-Bewegung (Abkürzung für Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender) und vor allem als Mitarbeiterin der Stiftung Fundación Daniela, die gegen die Diskriminierung von jungen Transgender-Menschen kämpft. Sie hält unter anderem in Schulen Vorträge. Einmal bekam sie mitten in der Nacht einen Anruf von einem jungen Transmädchen, das aufgrund von Problemen in der Schule mit dem Gedanken spielte, sich das Leben zu nehmen. Mit ihrer Teilnahme beim Miss Universe könne sie daher auch dazu beitragen, Leben zu retten, hofft Ponce.

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Erstellt:
17. Dezember 2018, 03:14 Uhr

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