Heiß, heißer, Deutschland: Extreme Hitze rückt näher

dpa Offenbach. Am Wochenende ist die vorerst letzte Chance zum Durchschnaufen. Denn aus der Sahara kommen extreme Temperaturen nach Deutschland. Sogar eine Rekordmarke ist in Sicht.

Ein probates Mittel: Der Regenschirm als Sonnenschutz. Foto: Guido Kirchner

Ein probates Mittel: Der Regenschirm als Sonnenschutz. Foto: Guido Kirchner

Temperaturen weit über 30 Grad, Sonne und dazu noch Saharastaub: Nächste Woche rollt eine Hitzewelle auf Deutschland zu, „die durchaus als extrem bezeichnet werden kann“, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Freitag ankündigte.

„Gefühlt“ wird es Mitte der Woche überall außer an der Küste über 38 Grad heiß - zusammen mit einer hohen UV-Belastung dürften Warnschwellen überschritten werden.

Verantwortlich ist ein ausgeprägtes Tief über dem westlichen Atlantik, das laut DWD ungewöhnlich weit südlich liegt. Auf der Ostseite dieses Tiefs strömt heiße Luft aus der Sahara über das westliche Mittelmeer nach Norden: Damit kommt die erste bundesweite Hitzewelle auf Deutschland zu.

Zuvor kühlt es am Samstag aber erstmal etwas ab. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 21 bis 15 Grad. Im Süden, wo es schwüler ist, können sich wieder kräftige Schauer und Gewitter bilden. „Die Hauptgefahr geht nicht mehr von Hagel und Sturmböen, sondern von heftigen Regengüssen aus“, teilte der DWD mit.

Schon am Donnerstagabend hatten Gewitter am Frankfurter Flughafen zu Verzögerungen und zahlreichen Nachtflügen geführt. Nach Angaben des hessischen Wirtschaftsministeriums mussten die Sicherheitsabstände zwischen den Flugzeugen bei An- und Abflügen wegen der Unwetter erhöht werden. Es sei zu „erheblichen Verzögerungen“ gekommen.

Auch der Sonntag sei bei „gefühlten Temperaturen unter 30 Grad“ noch erträglich, sagte Prof. Andreas Matzarakis vom Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung in Freiburg. „In den folgenden Tagen baut sich die Hitze jedoch nach und nach von Westen her auf und erreicht gegen Mitte der Woche ihren voraussichtlichen Höhepunkt.“ Ab Montag könnte es die ersten Hitzewarnungen für den Südwesten Deutschlands geben. Mitte der Woche seien vermutlich große Teile des Bundesgebiets betroffen - mit Ausnahme der nördlichsten Landesteile.

In NRW stehen die Zeichen schon mal auf Rekord: Für einen Juni liege der Hitzrekord dort bei 37,9 Grad, sagte DWD-Meteorologin Ines von Hollen. „Einige Wetterstationen werden diesen Wert vermutlich erreichen oder übertreffen.“

„Ob die 40-Grad-Marke und der deutschlandweite Allzeitrekord fallen werden“, sei derzeit noch unsicher, sagte der Meteorologe Christian Herold in Offenbach. „Nach den neuesten Modellen geht die heißeste Luft eher westlich an Deutschland vorbei.“ Die Hitzewelle aus dem Süden bringt reichlich Saharastaub nach Deutschland. Was nach noch mehr Hitze klingt, hat eher den gegenteiligen Effekt: Der Staub dämpft die Sonneneinstrahlung und vermehrt die Wolken.

„Ob nun 40 Grad oder nicht, richtig heiß mit über 35 Grad wird es auf alle Fälle“, sagte Herold. „Gefühlt“ könnte es Mittwoch und Donnerstag sogar über 38 Grad heiß werden, sagte Matzarakis. Dass eine „außergewöhnliche Hitzewelle“ kommt, halten die Meteorologen für sicher. Unsicher ist aber, wie lange sie andauert. Machen eine Kaltfront und heftige Gewittern der Sahara-Hitze ein Ende? Oder gibt es eine kurze Unterbrechung? Am Freitag war das noch unsicher.

„Nach aktuellem Stand könnte sich die Hitze aber im Süden bis ins letzte Juni-Wochenende hinein halten“, sagte Matzarakis. Empfindliche Menschen müssten sich vorsehen: Die Hochdrucklage und die hoch stehende Sonne bescheren Deutschland auch Maximalwerte beim UV-Index - und damit eine zusätzliche Belastung.

Angesichts der bevorstehenden Temperaturen warnte der Deutsche Tierschutzbund davor, Hunde und andere Tiere allein im Auto zu lassen. Die Temperatur im Inneren könne rasch auf 50 Grad und mehr ansteigen, sagte eine Sprecherin. „Wenn die Sonne wandert, steht auch das im Schatten abgestellte Fahrzeug nach kurzer Zeit in der Sonne.“

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Erstellt:
21. Juni 2019, 22:35 Uhr

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