Inflation zieht nach Auslaufen der Mehrwertsteuersenkung an

dpa Wiesbaden. Das Statistische Bundesamt sieht eine etwas beschleunigte Inflation zum Jahresbeginn. Das hängt wohl mit dem Ende der befristeten Corona-Mehrwertsteuersenkung zusammen. Dennoch sehen Ökonomen keinen Grund zur Sorge.

Lebensmittel in einen Einkaufswagen. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

Lebensmittel in einen Einkaufswagen. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

Nach dem Auslaufen der befristeten Mehrwertsteuersenkung und der Einführung der CO2-Abgabe haben die Verbraucherpreise in Deutschland zum Jahresanfang einen Sprung nach oben gemacht.

Im Januar 2021 lag die Jahresinflationsrate bei 1,0 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag anhand vorläufiger Daten mitteilte. Im Dezember und November waren die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat jeweils noch um 0,3 Prozent gesunken. Gegenüber Dezember stiegen die Verbraucherpreise um 0,8 Prozent.

Die für ein halbes Jahr eingeführten niedrigeren Mehrwertsteuersätze zur Ankurbelung des Konsums in der Corona-Krise waren Ende vergangenen Jahres ausgelaufen. Seit Anfang dieses Jahres ist zudem eine Abgabe von 25 Euro je Tonne ausgestoßenem Kohlendioxid (CO2) fällig, das beim Verbrennen von Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht. Auch die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns könne die Entwicklung beeinflusst haben, erklärte die Wiesbadener Behörde.

Vor allem für Lebensmittel mussten Verbraucher im Januar tiefer in die Tasche greifen als ein Jahr zuvor. Die Nahrungsmittelpreise stiegen um 2,2 Prozent. Haushaltsenergie und Kraftstoffe verbilligten sich um 2,3 Prozent. Damit verlangsamte sich der Preisrückgang deutlich. Im Dezember hatte Energie noch 6,0 Prozent weniger gekostet als ein Jahr zuvor.

Ökonomen sehen vorerst keine Gefahr einer stark steigenden Inflation. Die Januar-Daten seien maßgeblich geprägt von Sondereffekten und daher keine Überraschung, argumentierte der Chefvolkswirt der Union Investment Gruppe, Jörg Zeuner. Auch vereinzelte Preiserhöhungen etwa aufgrund von Lieferengpässen führten nicht zu nachhaltig höheren Inflationsraten.

Die Inflationsrate ist ein wichtiger Gradmesser für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Notenbank strebt für den gesamten Euroraum mit seinen 19 Ländern mittelfristig eine Jahresteuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke. Dauerhaft niedrige oder auf breiter Front sinkende Preise sind ein potenzielles Risiko für die Konjunktur. Sie können Unternehmen und Verbraucher verleiten, Investitionen aufzuschieben.

In Deutschland lag der für die EZB-Geldpolitik maßgebliche harmonisierte Verbraucherpreisindex HVPI im Januar um 1,6 Prozent über dem Stand des Vorjahresmonats. Die EZB prognostizierte für das Gesamtjahr 2021 im Euroraum zuletzt eine Teuerung 1,0 Prozent.

© dpa-infocom, dpa:210128-99-208330/3

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Erstellt:
28. Januar 2021, 14:22 Uhr

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