Moldau: Oppositionspolitikerin Sandu gewinnt Präsidentenwahl

dpa Chisinau. Die ehemalige Sowjetrepublik Moldau hat eine neue Präsidentin. Nach dem russlandfreundlichen Staatsoberhaupt ist jetzt eine prowestliche Kandidatin im Amt.

Maia Sandu gibt ihre Stimme ab. Foto: Roveliu Buga/AP/dpa

Maia Sandu gibt ihre Stimme ab. Foto: Roveliu Buga/AP/dpa

Als erste Frau in der Geschichte der Republik Moldau hat die proeuropäische Politikerin Maia Sandu die Präsidentenwahl gewonnen.

Die 48 Jahre alte Oppositionspolitikerin, die für einen entschlossenen Kampf gegen Korruption steht, erhielt zudem die Rekordzahl von 942 694 Stimmen. Die frühere Regierungschefin setzte sich mit 57,75 Prozent der Stimmen gegen den russlandfreundlichen Amtsinhaber Igor Dodon durch. Das teilte die Wahlleitung in der Hauptstadt Chisinau nach Auszählung aller Stimmen am Montag mit.

Der 45-jährige Dodon kam bei der Stichwahl am Sonntag auf 42,25 Prozent der Stimmen. Er gratulierte seiner Herausforderin zum Sieg. Sandu zeigte Bereitschaft zum Dialog mit Russland.

Russische Medien kritisierten Sandu als eine aus den USA finanzierte Politikerin, die für einen Konfrontationskurs mit Moskau stehe. Sandu selbst sagte auf Russisch, dass sie kämpfen wolle gegen jene Kräfte, die versuchten, das Nachbarland des EU-Mitgliedes Rumänien zu spalten. Die Ökonomin wurde in den USA ausgebildet und arbeitete dort bei der Weltbank. „Wir haben gegen die weitere Ausplünderung unseres Staates gestimmt“, sagte sie.

Die Republik Moldau mit ihrem abtrünnigen und von Russland kontrollierten Konfliktgebiet Transnistrien gilt als ärmstes Land in Europa. Viele Bürger des Landes arbeiten in Italien und anderen EU-Staaten, aber auch in Russland, um ihre Familien zu ernähren.

Der russische Markt ist ein wichtiger Abnehmer für Agrarprodukte wie Äpfel, Pflaumen und Wein. Leicht wird es für Sandu als Staatschefin nicht. Wenn Dodon im Dezember sein Amt abgibt, dann haben die Sozialisten, die ihn unterstützen, weiter die Mehrheit im Parlament. Dodons früherer Berater Ion Chicu ist Regierungschef.

© dpa-infocom, dpa:201116-99-344781/3

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Erstellt:
16. November 2020, 02:06 Uhr

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