Österreicher dürfen wieder raus - Hotels starten am 29. Mai

dpa Wien. Die Öffnung der ersten Geschäfte brachte in Österreich keinen Rückschlag im Anti-Corona-Kampf. Deshalb setzt das Land seine Exit-Strategie nun weiter um und beendet die Ausgangsbeschränkungen. Andere EU-Partner wie Frankreich und Spanien sind vorsichtiger.

Den Österreichern war nur bei triftigem Grund erlaubt, das Haus zu verlassen. Dazu gehörten unbedingt nötige Besorgungen. Foto: Georg Hochmuth/APA/dpa

Den Österreichern war nur bei triftigem Grund erlaubt, das Haus zu verlassen. Dazu gehörten unbedingt nötige Besorgungen. Foto: Georg Hochmuth/APA/dpa

Endlich wieder raus, Freunde treffen, die Familie wiedersehen, Essen gehen und Urlaub im Hotel machen: Österreich geht mit dem Ende der Ausgangsbeschränkungen am 1. Mai große Schritte in Richtung Normalität.

Wie in kaum einem anderen Land Europas scheint die Corona-Krise in der Alpenrepublik im Griff. Einem Hochfahren der Wirtschaft auf immer breiterer Front steht zumindest aktuell nichts im Weg. Auch andere EU-Partner wie Frankreich und Spanien beginnen mit Lockerungen - allerdings viel langsamer und vorsichtiger.

Österreichs Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sagte am Dienstag in Wien, die Öffnung der Baumärkte und kleiner Geschäfte am 14. April habe den sehr guten Trend nicht ungünstig beeinflusst. Aus Sicht der Regierung ist dies ein klarer Hinweis, dass bei Beachten der weiter geltenden Hygieneregeln - Mindestabstand und ein Mund-Nasen-Schutz - Konsum und Gesundheit kein Widerspruch sein müssen.

„Wir können die Ausgangsbeschränkungen auslaufen lassen“, meinte Anschober mit Blick auf den 1. Mai. Grundlage sind niedrige Infektionszahlen. In Österreich stecken sich nur noch wenige Dutzend Menschen pro Tag mit Sars-CoV-2 an. Nur 700 Erkrankte liegen im Krankenhaus. Zigtausende Betten für Covid-19-Patienten sind leer. Der Reproduktionsfaktor liegt nach offiziellen Angaben bei 0,59 - so niedrig wie noch nie. Der Faktor gibt an, wie viele Andere ein Infizierter mit dem Virus ansteckt.

Bahn frei also für die Öffnung aller Geschäfte und die Angebote vieler Dienstleister ab 2. Mai. Ab 15. Mai sollen Restaurants und Lokale folgen. Dann sind vier Erwachsene pro Tisch erlaubt. Zwischen den Tischen muss ein Meter Abstand gehalten werden. Personal mit Gästekontakt muss Mundschutz tragen. Da die Lokale um 23 Uhr schließen müssen, stehen Discos und Nachtclubs weiter vor einer ungewissen Zukunft.

Neuigkeiten gab es auch für die in Österreich wichtige Hotellerie. Alle Beherbergungsbetriebe dürfen vom 29. Mai an wieder Gäste empfangen. Die Hotels waren Ende März per Regierungserlass geschlossen worden. Prognosen verdeutlichen bereits den drohenden Einbruch. Der Tourismusberater Ennemoser Consulting befürchtet ein Abrutschen der Übernachtungszahlen auf das Niveau der 1970er Jahre - von zuletzt 153 Millionen auf nur noch 89 Millionen in diesem Jahr. Ob auch deutsche Urlauber kommen dürfen, ist unklar. Noch verhindern das die strikten Reisebeschränkungen.

Gesundheitsminister Anschober warnte sicherheitshalber auch, es sei verfrüht zu glauben, die Krise sei vorbei: „Wir können jederzeit Stopp sagen.“ Diese Warnung fehlt bei Pressekonferenzen der österreichischen Regierung derzeit nie. Um eine zweite Erkrankungswelle zu vermeiden, setzt Österreich seit Beginn der Krise auch auf die Erfahrungen anderer Staaten. Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zeigt sich sehr am Rat von Ländern wie Südkorea, Singapur oder Israel interessiert.

Frankreich gab am Dienstag ebenfalls Lockerungen bekannt. Vom 11. Mai - also von übernächster Woche an - sollen die bisher obligatorischen Passierscheine wegfallen. Dann darf man auch ohne zwingenden Grund und ohne Berechtigungsschreiben wieder hinaus vor die Tür. Die Geschäfte dürfen wieder öffnen. Viele Grundfreiheiten bleiben jedoch eingeschränkt. Zudem wird im öffentlichen Nah- und Fernverkehr das Tragen von Schutzmasken Pflicht. Premierminister Édouard Philippe warnte auch, dass die Beschränkungen bei schlechter Entwicklung bleiben könnten. Frankreich zählt heute schon mehr als 23 000 Tote.

In Spanien legte Ministerpräsident Pedro Sánchez seinem Kabinett nach sechs Wochen einen Plan für die schrittweise Rückkehr zu einer „neuen Normalität“ vor. In dem ebenfalls besonders schlimm betroffenen Land sollen die Lockerungen in verschiedenen Phasen und „asymmetrisch“ erfolgen. Möglicherweise werden die Regeln in den verschiedenen Regionen zeitversetzt eingeführt - je nachdem, wie heftig eine Region betroffen ist. Die Bekanntgabe von Details verzögerte sich aber bis in den Abend.

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Erstellt:
28. April 2020, 11:16 Uhr

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