Rebhuhnschutzprojekt zieht positive Bilanz

Der Bestand der stark gefährdeten Vögel in Fellbach war kurz vor dem Auslöschen und umfasst nun wieder 21 Brutpaare.

Der Rebhuhnbestand in Fellbach soll auch weiterhin geschützt werden. Archivfoto: M. Eick

Der Rebhuhnbestand in Fellbach soll auch weiterhin geschützt werden. Archivfoto: M. Eick

Fellbach. Sie waren ein vertrauter Anblick im Rems-Murr-Kreis – die Rebhühner. Nachdem die Population der vertrauten Feldvögel lange Zeit kontinuierlich zurückging, scheinen die Schutzmaßnahmen zu greifen. Bei der vergangenen Zählung wurden 21 Brutpaare des stark gefährdeten Vogels auf dem Schmidener Feld bei Fellbach registriert. Das Schutzprogramm wird daher verlängert und gilt als „Best-Practice-Beispiel“ für weitere Maßnahmen.

Der Rückgang des Rebhuhns war und ist ein deutliches Signal des Artensterbens. Neben dem Feldvogel sind auch viele andere Tier- und Pflanzenarten betroffen. Um den Erhalt der Rebhuhnbestände zu fördern, haben sich der Rems-Murr-Kreis und die Stadt Fellbach vor einigen Jahren dazu entschlossen, in Schutzmaßnahmen auf dem Schmidener Feld zu investieren (wir berichteten). Im Schmidener Feld lebten im Jahr 2014 noch schätzungsweise zwischen drei und sechs Prozent des landesweiten Rebhuhnbestandes, ein in der Region Stuttgart fast einzigartiges Vorkommen. Gerade hier erschienen Schutzmaßnahmen besonders Erfolg versprechend.

„Unser langfristiges Ziel ist es, den Bestand des Rebhuhns im Schmidener Feld zu stabilisieren und seine ursprüngliche Verbreitung wiederherzustellen“, erläutert Markus Wegst von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt. Unterstützt werden der Rems-Murr-Kreis und die Stadt Fellbach seit 2016 von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg im Rahmen eines Modellprojekts des Landes.

Die Stadt Fellbach hatte bereits seit dem Jahr 2013 in Kooperation mit dem Nabu Fellbach die ersten Maßnahmen ergriffen. So konnte sie mehrere Landwirte dafür gewinnen, Rückzugsflächen bereitzustellen und Schutzmaßnahmen umzusetzen. Laut Gundis Steinmetz vom Stadtplanungsamt der Stadt Fellbach wurden dadurch in den Anfangsjahren zirka fünf Hektar Fläche rebhuhnfreundlich bewirtschaftet. Das Planungsbüro Tier- und Landschaftsökologie übernahm die Bestandsaufnahme und Koordination der Maßnahmenflächen. Außerdem engagieren sich die Landwirte, der Nabu-Landesverband, der Landesjagdverband und der Landschaftserhaltungsverband Rems-Murr in dem Projekt.

Landwirt Peter Treiber, von Anfang an mit Blühflächen dabei, ist sichtlich zufrieden, wenn er auf seinen Flächen im Winter endlich wieder lange Rebhuhnketten entdeckt. Der größte aktuell von ihm gesichtete Familienverband umfasste 20 Tiere. Es motiviere ihn, zu sehen, dass es vielen Arten hilft, wenn man ihnen als Landwirt einen kleinen Teil der Flächen zur Verfügung stellt und aus der Bewirtschaftung nimmt. Michael Eick vom Nabu, der noch Rebhuhnbestände von über 100 Paaren vor 25 Jahren kartiert hat, sieht den Erfolg der Bemühungen auch in der Vielfalt der Maßnahmen: Landwirte und die Stadtwerke säen Blühbrachen an, Jäger regulieren die Fuchsbestände, der Landschaftserhaltungsverband pflegt zu hoch gewordene Feldhecken und die Bevölkerung hält ein paar Regeln zum Rebhuhnschutz ein. Die Maßnahmen haben dafür gesorgt, dass der Rebhuhnbestand, der kurz vor dem Auslöschen war, mittlerweile wieder 21 Brutpaare umfasst.

Im „Netzwerk Artenvielfalt Rems-Murr-Kreis“ pflegen ähnliche Initiativen einen regen Austausch, um die Artenvielfalt möglichst in der ganzen Feldflur zu schützen. Die Erfahrungen auf dem Schmidener Feld sollen in das landesweite Kooperationsprojekt „Allianz für Niederwild“ fließen. Das Projekt des Landes und des Landesjagdverbands verfolgt das Ziel, Agrarförderprogramme weiterzuentwickeln und neue Lokalprojekte in Baden-Württemberg zu initiieren. „Dadurch hat das Projekt in Fellbach auch eine wichtige Funktion als Best-Practice-Beispiel im Land“, resümiert René Greiner vom Landesjagdverband. Aufgrund der positiven Bilanz soll das Rebhuhnprojekt in Fellbach in die Verlängerung gehen.

Dass auch die Bevölkerung hinter den Maßnahmen steht, zeigt die Eigeninitiative von Harald Kauffmann: Der Landwirt aus Schmiden „verpachtet“ Blühflächen an Interessierte aus der Bevölkerung. Somit hat das Rebhuhnschutzprojekt Nachahmer gefunden und die Bürger werden in die Idee, dass Artenschutz und Nahrungsmittelproduktion Hand in Hand gehen, eingebunden.

„Speziell die aktuelle Coronasituation lockt zudem überdurchschnittlich viele Mitbürger auf die Feldwege. Damit Rebhühner erfolgreich brüten können, ist es jetzt umso wichtiger, die Tiere in dieser Zeit möglichst wenig zu stören“, so Etienne Bürthel vom Planungsbüro. Daher geht seine Bitte an alle Spaziergänger oder Jogger, auf den Wegen zu bleiben und keine Abkürzung durch die Schutzflächen zu nehmen. Damit Hunde in der Zeit des Kükenaufwuchses keine Rebhühner aufscheuchen oder jagen, wurde eine Leinenpflicht auf Teilen des Schmidener Feldes für wenige Monate im Jahr eingeführt. Insgesamt ist der Ordnungsdienst der Stadt Fellbach zufrieden: Überschreitungen waren nur selten festzustellen. pm

Zum Artikel

Erstellt:
20. Januar 2022, 11:30 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Stadt & Kreis

Gesellinnen und Gesellen im Rems-Murr-Kreis werden ausgezeichnet

In dieser Woche hat die Lossprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft Rems-Murr stattgefunden. In der Barbara-Künkelin-Halle in Schorndorf sind bei dieser Gelegenheit auch die Auszeichnungen an die besten Junghandwerkerinnen und Junghandwerker verliehen worden.

Stadt & Kreis

Das Bildhafte der Kinderkreuzwege spricht Kinder im Herzen an

Viele Kirchengemeinden im Raum Backnang organisieren Kinderkreuzwege und versuchen so, die Leidensgeschichte Jesu auf kindgerechte Art und Weise zu vermitteln. Der Schwerpunkt der Verkündigung liegt dabei nicht auf der grausamen Passion, sondern auf der frohen Osterbotschaft.

Stadt & Kreis

Osterräuchern des Angelsportvereins Althütte

Forellen im Rauch: Seit 30 Jahren räuchert Ralf Wurst die unterschiedlichsten Fische. Beim Osterräuchern des Angelsportvereins Althütte sind es jedes Jahr einige Hundert Forellen. Wie es der 49-jährige Vereinsvorsitzende macht, erläutert er Schritt für Schritt.