Schwere Maschinen – und ein Sarg im Keller

Das Wirtshaus bleibt im Dorf (8 b): Die vielen Gesichter von Eddi’s Biker-Residenz zum Löwen in Althütte

Ein Motorrad steht im Gastraum: Wirt Edgar Weiher ist selbst leidenschaftlicher Biker. Foto: I. Knack

Ein Motorrad steht im Gastraum: Wirt Edgar Weiher ist selbst leidenschaftlicher Biker. Foto: I. Knack

Von Ingrid Knack

ALTHÜTTE. An Sonn- und Feiertagen verwandelt sich Eddi’s Biker-Residenz zum Löwen in Althütte zum Eldorado für Motorradfreaks: Schwere Maschinen stehen dort auf dem Parkplatz, soweit das Auge reicht. Da kann man fachsimpeln – mit anderen Gästen und vor allem auch mit Inhaber Edgar Weiher, der selbst leidenschaftlich Motorrad fährt. Mitten im Gastraum steht eine seiner sieben Maschinen. „Ursprünglich waren’s bis zu fünfzehn“, sagt er schmunzelnd.

Seit März 2011 betreibt der ehemalige Motorradjournalist die Biker-Residenz. Ein wahrlich außergewöhnliches Lokal. Das Konzept, das dem wiederbelebten uralten Landgasthof zugrunde liegt, lockt aber nicht nur Motorradfahrer an. Auch Radfahrer, Wanderer, Familien, Senioren und Musikfans sind gern gesehene Gäste. Und fast jeden Samstag und vor Feiertagen gibt es Konzerte. Grundlage der Bühne ist ein alter Billardtisch. Die Musiker spielen beispielsweise Blues, Rock, Reggae, Hardrock, Metal, Country und Rockabilly. „Über 380 Bands waren schon hier in sieben Jahren“, erzählt Edgar Weiher, der gastronomische Erfahrungen unter anderem mit Eddi’s Ständle, einem Kiosk mit rund 200 Sitzplätzen am Eisenbachstausee zwischen Pfahlbronn und Höldis gesammelt hat.

Und da sind die gemeinsamen Biker-Ausfahrten und kleinere Marken- und Oldietreffen. Sogar ein Motorradgottesdienst und Motorradflohmärkte finden auf dem großen Parkplatz und im Biergarten der Biker-Residenz statt. Oder auch ein Weihnachtsmarkt.

Stärken kann man sich mit schwäbischer Hausmannskost, Steaks und Burgern. Unlängst gab es eine griechische Woche. Weihers Zweitkoch ist Grieche. Selbst nach 22 Uhr bekommt man noch Baguettes, Pizza und Flammkuchen. Die Gäste, die unter der Woche bis 2 Uhr und am Wochenende bis 5 Uhr morgens bleiben, können sich so zu später Stunde noch etwas Essbares gönnen. Im Biergarten mit 150 zum Teil überdachten Sitzplätzen werden Snacks und Kaffee angeboten. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich ein Mufflon-Gehege, über die Tiere freuen sich vor allem die kleinen Gäste. Wen es noch nicht so schnell aus dem Welzheimer Wald heimzieht, kann in einem der acht einfachen Zimmer oder der Ferienwohnung übernachten. Die Preise sind moderat. Motorrad-Unterstellplätze, eine Schrauber-Ecke und ein Anhänger für liegen gebliebene Bikes stehen zur Verfügung.

Eddi’s Biker-Residenz zum Löwen hat mehrere Nebenzimmer und einen urigen Gewölbekeller, in denen man Geburtstage und andere Feste mit bis zu 200 Freunden und Familienangehörigen feiern kann. Der „sagenumwobene Keller“, wie ihn Edgar Weiher mit einem Grinsen im Gesicht bezeichnet, ist allerdings nichts für sensible Gemüter. In einer Wandvertiefung befindet sich ein Sarg als Dekoration. Den Keller hat er selbst ausgebaut. Geburtstagsfeiern, kleinere Livekonzerte, eine Römerparty und Rittermahle haben dort etwa stattgefunden, Motorradclubs, die kein eigenes Clubhaus haben, halten Sitzungen ab.

Wer’s feudal möchte, kann sich von der hauseigenen Stretchlimousine abholen oder nach Hause bringen lassen.

Auch für Dartsspieler hat Edgar Weiher ein Herz. Für sie gibt es einen Extraraum. Und ein paar Spielautomaten sind ebenfalls in einem Zimmer aufgestellt. Da komme man heute kaum mehr vorbei, meint der 55-jährige Biker-Residenz-Betreiber. Wer weder Interesse am Dart- oder sonst einem Spiel, noch an von manchen Menschen beschriebenen schaurig-wohligen Gefühlen im Ambiente eines Gewölbekellers hat, der hat es in Eddi’s Biker-Residez ganz leicht, sich wie in einem urigen Landgasthof mit alten Möbeln, einem alten Klavier, Blechschildern mit Werbung (nicht nur von Motorrädern) zu fühlen. Die hinteren Räume oder den Keller muss man nicht betreten, wenn man nur seinen Hunger stillen will. Mit der Ruhe ist es indes vorbei, wenn man sich dafür zum Beispiel den Tag des Donners ausgesucht hat. Dann kann es vorkommen, dass auf einen Schlag 350 Harleys angedonnert kommen...

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Erstellt:
26. Mai 2018, 06:00 Uhr

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