Slow Jogging: Der kleine Lauf für zwischendurch

In Japan ist Slow Jogging schon lange ein Trend. Die Laufart ist für jeden geeignet, der normal gehen kann, und fördert dabei auf optimale Weise Gesundheit und Wohlbefinden. Ein Kurs im Backnanger Plattenwald wird nun von Anne König über die Volkshochschule angeboten.

Anne König (links) und unsere Autorin Simone Schneider-Seebeck kommen im Plattenwald zwar nur langsam voran, das ändert aber nichts am positiven Effekt. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Anne König (links) und unsere Autorin Simone Schneider-Seebeck kommen im Plattenwald zwar nur langsam voran, das ändert aber nichts am positiven Effekt. Foto: Alexander Becher

Von Simone Schneider-Seebeck

Backnang. Es ist kalt an diesem Morgen, gerade einmal vier Grad Celsius zeigt das Thermometer an. Doch schnell wird es warm beim Slow Jogging. Denn anders, als es das Wort „slow“ vermuten lässt, bewegt man sich alles andere als langsam.

Anne König blickt auf ein Paar Sportschuhe, das sehr flach ist. Die Kursleiterin ist zufrieden, denn anders als beim üblichen Jogging, bei dem der ganze Fuß belastet wird und somit eine dickere Sohle mit guter Dämpfung hilfreich ist, konzentriert sich der Läufer beim Slow Jogging auf den vorderen Fußbereich. Es wird nicht von Ferse bis Spitze abgerollt, man tritt mit dem Ballenbereich auf und lässt den Fuß dann absinken – und das ziemlich schnell. Dazu empfiehlt Kursleiterin Anne König eben ausdrücklich flache Schuhe, am besten seien Barfußschuhe.

„Es ist wie ein Trippeln“, erklärt sie den Schritt. Bevor losgejoggt wird, übt man erst einmal das Trippeln. 15 Sekunden lang und dabei wird gezählt. Die Verfasserin dieser Zeilen kommt auf 37 Schritte. Das sind zu wenige. 45 sollten es schon sein. Anne König zückt das Handy: „Musik hilft“, erklärt sie und ein bekannter Popsong erklingt. „Das ist genau der Rhythmus, den wir brauchen.“

Und so geht es los, mit Musik, „weil das mehr Spaß macht“, findet Anne König und lacht. Die 62-Jährige hat vor etwa 20 Jahren bereits eine Übungsleiterausbildung gemacht, seit zwei Jahren bietet sie Laufkurse an. „Laufen ist supergut, weil man keine teure Ausrüstung dafür braucht“, erklärt sie. „Und man kann es überall machen.“

Schnelle Bewegungen, kleine Schritte

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Während eines Urlaubs hatte sie eine Gruppe jüngerer Frauen gesehen, die auf eine ungewöhnliche Weise gelaufen waren. So kam sie das erste Mal mit dem Slow Jogging in Kontakt und war sofort begeistert. „Es ist sehr gelenkschonend. Und wir sehen immer gut aus“, sagt sie lachend. Denn auch wenn man kleine schnelle Bewegungen ausführt, ist man hinterher nicht vollkommen ausgepumpt. Das „slow“ beziehe sich darauf, dass man in dieser Gangart nur langsam vorankommt, da man kleine Schritte mache. Dennoch merkt man die Bewegung sehr intensiv. Sie erinnert an das Traben eines Pferdes. Anfangs muss man sich noch etwas konzentrieren, damit man nicht wie gewohnt weit ausgreift mit den Schritten. Doch zu den Klängen der Musik klappt es bald gut. Und man spürt, was man macht. Ein Muskelkater nach der ersten SlowJogging-Runde ist durchaus nicht ungewöhnlich. „Das Slow Jogging setzt sich aus drei Bausteinen zusammen“, erläutert Anne König. „Einmal der Bewegungsablauf – die Belastung liegt auf dem Mittelfuß. Die Schrittfrequenz zweitens ist sehr schnell, sie beträgt etwa 180 Taps die Minute. Drittens kommt man durch die kleinen Schritte nicht schnell vorwärts.“

Entwickelt hat diese Lauftechnik der japanischen Sportphysiologe Hiroaki Tanaka. Beeinflusst wurde er unter anderem von dem deutschen Sportmediziner Ernst van Aaken, der bereits vor Jahrzehnten die positive Wirkung von Langstreckenläufen auf die Gesundheit vertrat. Unter anderem hielt er dazu Vorträge in Japan.

Lächeln beim Laufen soll möglich sein

Bekannt ist Slow Jogging auch als „Niko Niko Pace“ – eine Geschwindigkeit, bei der es sich noch lächeln lässt. Die gesundheitlichen Vorteile wurden in mehreren Studien nachgewiesen. So verbesserten sich die Bluthochdruckwerte bei älteren Patienten, die drei Stunden in der Woche gelaufen waren, mehr als durch Medikamente. Jüngere Menschen profitieren ebenfalls: Die Hirnleistung des Frontallappens von 20- bis 30-Jährigen, die dreimal die Woche je 30 Minuten Slow Jogging betrieben hätten, habe sich gegenüber einer Kontrollgruppe um bis zu 40 Prozent gesteigert. Ebenfalls ein erstaunliches Ergebnis lieferte eine Metaanalyse verschiedener Studien, die sich mit Laufgeschwindigkeit und Trainingsaufwand befasst hatten. Langsame Jogger hatten demnach die höchste Lebenserwartung der untersuchten Läufer.

In Japan ist der Lauftrend so beliebt, dass Geschäftsleute damit gern ihre Mittagspause ausfüllen. Und nicht nur der ordentliche Kalorienverbrauch durch die effizienten Bewegungen spricht für das Slow Jogging, es hilft zudem beim Entschleunigen und Stressabbauen. Vor allem Letzteres sieht auch Kursleiterin Anne König. „Es ist wichtig, dass die Leute Spaß am Laufen bekommen. Es soll für sie angenehm sein.“ Daher fängt sie bei ihrem Kurs auch ganz entspannt an. Nach dem Warmmachen geht es ins Gelände. Dabei geht sie auf die Bedürfnisse der Teilnehmer ein. Zunächst sollte die Geschwindigkeit nicht mehr als drei Kilometer pro Stunde betragen, je nach Wunsch der Mitlaufenden kann man dies auch langsam steigern. Den Abschluss machen dann Dehnübungen.

Mitmachen Wer nun Lust bekommen hat, den neuen Trendsport auszuprobieren – im Laufkurs von Anne König sind noch Plätze frei. Der Kurs findet ab dem 13. März sechsmal ab 18 Uhr im Backnanger Plattenwald statt. Die Anmeldung erfolgt über die Volkshochschule Backnang.

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Erstellt:
9. März 2024, 11:30 Uhr

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