Stuttgarter Krawallnacht: Prozess wegen versuchtem Totschlag

dpa Stuttgart. Die ersten Urteile nach der Stuttgarter Krawallnacht sind gesprochen. Mehrere Schläger wurden verurteilt, auch Hehler sollen vor Gericht. Nun verhandelt ein Gericht erstmals auch wegen versuchten Totschlags. Es ist der bislang schwerste Vorwurf zur Krawallnacht.

Eine Statue der Justitia hält eine Waage in der Hand. Foto: picture alliance / David Ebener/dpa/Symbolbild

Eine Statue der Justitia hält eine Waage in der Hand. Foto: picture alliance / David Ebener/dpa/Symbolbild

Nach den ersten Urteilen wegen der Ausschreitungen in der Stuttgarter Innenstadt im Juni wird von heute (9.00) an auch einer der gravierendsten Fälle aus der Krawallnacht vor Gericht verhandelt. Nach Angaben des Landgerichts müssen sich zwei junge Männer wegen versuchten Totschlags verantworten. Die damals 16 und 19 Jahre alten Angeklagten sollen einem am Boden liegenden Studenten gezielt gegen den Kopf getreten haben.

Das damals 24-jährige Opfer soll sich nach Zeugenaussagen gegen die Randalierer gestellt und sie aufgefordert haben, keine Flaschen mehr zu werfen. Dabei sollen sie nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft den Tod des jungen Mannes zumindest billigend in Kauf genommen haben. Außerdem wird ihnen Gewalt gegen Polizisten vorgeworfen. Die Jugendkammer plant mit mindestens acht Verhandlungstagen bis Anfang März.

Die beiden Angeklagten gehören zu den bislang 128 Verdächtigen, die die Polizei nach den Ausschreitungen mit Plünderungen und Sachbeschädigungen in der Stuttgarter City ermittelt hat. Viele von ihnen sitzen noch in Untersuchungshaft, gegen Dutzende andere wurde der Haftbefehl gegen Auflagen ausgesetzt. Laut Innenministerium wurden bislang 79 Haftbefehle im Verfahren erwirkt, derzeit sind noch 25 Haftbefehle in Vollzug.

Anfang November hatte das Amtsgericht Stuttgart zwei junge Männer in den ersten beiden öffentlichen Prozessen wegen besonders schweren Landfriedensbruchs zu Jugendstrafen von jeweils zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Das Gericht befand sie schuldig, die Scheiben von Polizeiautos zerstört zu haben. Beide Anwälte legten gegen die Urteile Berufung ein. Die Urteile waren nur der Auftakt: Insgesamt erwartet das Amtsgericht bis zu 100 Prozesse zur Krawallnacht.

Bei den nächtlichen Auseinandersetzungen im Juni hatten Dutzende vor allem junge Männer in der Stuttgarter Innenstadt randaliert. Es wurden zahlreiche Beamte verletzt und Schaufenster zerstört. Die Vorfälle sorgten weit über Stuttgart hinaus für Schlagzeilen und hitzige Debatten.

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Erstellt:
13. Januar 2021, 02:38 Uhr

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