Tankrabatt endet: An der Zapfsäule wird es wieder teurer

Zeitgleich mit dem Neun-Euro-Ticket endete gestern auch der Tankrabatt. Das war schon gestern an der Zapfsäule bemerkbar. Benzin war teilweise bis zu 20 Cent teurer, Diesel stieg um etwa zehn Cent pro Liter an. Die Bilanz nach drei Monaten Tankrabatt ist gespalten.

Schon am ersten Tag ohne Tankrabatt stiegen die Preise deutlich.

© Alexander Becher

Schon am ersten Tag ohne Tankrabatt stiegen die Preise deutlich.

Von Kristin Doberer

Rems-Murr. Der Tankrabatt sorgte die vergangenen drei Monate für sinkende Spritpreise. Seit Donnerstag gelten für Benzin und Diesel nun wieder die alten Steuersätze. Inklusive Mehrwertsteuer steigt der Preis für Benzin damit rechnerisch um 35 Cent pro Liter, für Diesel werden pro Liter theoretisch 17 Cent mehr fällig. Allerdings haben die Spritpreise bereits vor Ende des Tankrabatts deutlich angezogen.

Obwohl die Preise schon in den vergangenen zwei Wochen gestiegen sind, kostete Benzin am Mittwoch noch etwa 20 und Diesel zehn Cent pro Liter weniger als gestern. Fotos: Alexander Becher

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Obwohl die Preise schon in den vergangenen zwei Wochen gestiegen sind, kostete Benzin am Mittwoch noch etwa 20 und Diesel zehn Cent pro Liter weniger als gestern. Fotos: Alexander Becher

Trotzdem haben viele Autofahrerinnen und Autofahrer in den letzten Tagen des Augusts noch mal richtig vollgetankt, das war auch an den Tankstellen der Region bemerkbar. Zum Teil gab es am Mittwochabend sogar Wartezeiten und Schlangen an den Tankstellen in Backnang und der Umgebung. Auch Laura Hermann, die in Murrhardt eine Tankstelle betreibt, hat die hohe Nachfrage beobachtet. „Die letzten drei Tage kam ein Auto nach dem anderen“, erzählt sie. Besonders am Mittwochabend, also dem letzten Abend mit vergünstigten Preisen, sei an vielen Tankstellen deutlich mehr los gewesen als üblich. „Aber bei uns war es noch machbar. Unsere Tanks waren gut gefüllt und es gab keine Schlangen.“ Gestern dagegen habe gähnende Leere geherrscht. Verständlich, findet die Tankstellenbetreiberin, angesichts der doch deutlich gestiegenen Preise am ersten Tag ohne Tankrabatt. „Die Leute sind viel preissensibler als früher. Sie schauen genau, wann und wo sie am billigsten tanken können. Und ob sie überhaupt tanken müssen oder es nicht doch noch mal mit dem Rad geht.“ Für viele werde der teure Sprit gerade aufgrund der allgemein steigenden Preise ein Problem. Auch seien die Spritpreise nun wieder ein Dauerthema an der Kasse, etwa jeder zweite Kunde spreche sie darauf an – und das nicht immer nur freundlich. „Viele wissen gar nicht, dass wir den Preis gar nicht selbst festlegen“, erklärt Laura Hermann.

Spritpreise steigen schon seit Wochen wieder kontinuierlich an

Experten des ADAC sind eigentlich davon ausgegangen, dass nach dem Ende des Tankrabatts die Preise an der Zapfsäule nicht sofort in die Höhe schnellen werden. Laut dem Verkehrsclub haben auch die Tankstellen ihre Reserven mit dem niedrig versteuerten Kraftstoff aufgefüllt, dieser reiche eigentlich noch ein paar Tage. Tatsächlich hat der Preis aber pünktlich um Mitternacht einen Sprung nach oben gemacht. Das zeigt sich auch an den örtlichen Tankstellen. Lagen die Preise für Benzin am Mittwoch noch zwischen 1,78 und 1,82 Euro pro Liter, stiegen sie zum Teil sogar wieder über die Zwei-Euro-Marke. Nicht ganz so stark, aber doch deutlich spürbar war auch der Anstieg beim Diesel. Von etwa 2,14 bis 2,16 Euro pro Liter stieg der Preis auch in Backnang auf bis zu 2,24 Euro.

Dabei sind die Spritpreise bereits in den zurückliegenden 14 Tagen gestiegen (siehe Bild unten). So lag der Preis für Super am 12. August noch bei 1,75 Euro, seitdem stieg er kontinuierlich an. Besonders der Dieselpreis stieg deutlich, so lag er am 12. August noch bei etwa 1,95 Euro, am 31. August aber schon bei 2,14 Euro pro Liter.

Die Spritpreise sind schon seit Mitte August stark angestiegen, trotz Rabatt. Der ADAC wirft den Konzernen vor, sich auf Kosten der Kunden ein Polster anzulegen. Foto: ADAC

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Die Spritpreise sind schon seit Mitte August stark angestiegen, trotz Rabatt. Der ADAC wirft den Konzernen vor, sich auf Kosten der Kunden ein Polster anzulegen. Foto: ADAC

Der Tankrabatt endete zeitgleich mit dem Neun-Euro-Ticket, war aber deutlich umstrittener. Während es bereits seit Wochen Forderungen nach einen Nachfolger des vergünstigten ÖPNV-Tickets gibt ist das Fazit beim Tankrabatt viel kontroverser. Wie sinnvoll war der Tankrabatt nun rückblickend? Unter den Leserinnen und Lesern unserer Zeitung gab es deutliche Kritik auf diese Frage: „Welcher Tankrabatt? Das war ja wohl ein Witz“, schreibt eine Nutzerin. „Sinnlos, weil es eh nur Verarsche ist“, meint eine andere Nutzerin. „Besser als nichts, aber leider auch nur ein weiterer Tropfen auf dem heißen Stein“, schreibt ein anderer Nutzer. Oder: „Gefühlt haben die Konzerne große Gewinne gemacht und beim einzelnen Bürger kam nur wenig an.“ Ähnliche Kritik vor allem am Verhalten der Mineralölkonzerne gab es auch vom ADAC. Zwar habe der Rabatt für gewisse Preissenkungen gesorgt, „dabei ist die Steuersenkung allerdings insgesamt nicht vollständig an die Verbraucher weitergegeben worden“, kritisiert der ADAC Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand.

Bilanz des Tankrabatts: Nicht alles bei den Kunden angekommen

Aber auch aus anderen Gründen gibt es zum Teil deutlich Kritik an dem dreimonatigen Tankrabatt. „Das war kompletter Quatsch! Umweltschädliche Subventionen sollten abgeschafft werden“, schreibt eine Leserin unserer Zeitung. Mit ihrer Meinung ist sie nicht allein. Schon vor seiner Einführung war die Kritik am Tankrabatt groß – Umweltaktivisten sprachen von einem schlechten Zeichen für den Klimaschutz. Für diesen ist bekanntlich eine Abkehr von fossilen Energieträgern nötig. Selbst der ADAC sieht den Tankrabatt kritisch, da er der Bedarf, Energie für den kommenden Herbst zu sparen, nicht hinreichend unterstützen würde, so Hillebrand.

Obwohl der Spritpreis am Donnerstag in ganz Deutschland gestiegen ist, gibt es regionale Unterschiede. Zum Beispiel kostete der Diesel im Südwesten 22 Cent mehr als in Hamburg. Grund dafür ist unter anderem der niedrige Wasserstand des Rheins, der den Transport in den Süden erschwert. Aber auch regional schwanken die Preise aktuell. „Ein Lastwagenfahrer ist zum Tanken von Reutlingen gekommen“, erzählt Laura Hermann. „Die Leute schauen jetzt wirklich auf jeden Cent.“ Und auch die Uhrzeit ist entscheidend: So ist laut ADAC zwischen 18 und 19 Uhr sowie zwischen 20 und 23 Uhr die beste Zeit, um zu tanken.

Spritpreise

Tankrabatt Um die Bürgen angesichts der Inflation etwas zu entlasten, hat die Bundesregierung unter anderem den dreimonatigen Tankrabatt beschlossen. Dabei wurde die Energiesteuer auf Kraftstoffe gesenkt. Diese beträgt seit gestern aber wieder 65 Cent für einen Liter Benzin und 47 Cent für einen Liter Diesel. Durch den Tankrabatt war die Energiesteuer für drei Monate auf 35 Cent (Benzin) beziehungsweise auf 33 Cent (Diesel) pro Liter reduziert.

Spritpreis Neben den Steuern beeinflussen Marktkräfte die Kraftstoffpreise. Das beginnt beim globalen Rohstoffhandel, der sich abhängig von Konjunktur, politischer Lage oder Jahreszeit bewegt. Auch der aktuelle Dollarkurs hat erhebliche Auswirkungen, da Öl weltweit in der US-amerikanischen Währung gehandelt wird.

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Erstellt:
2. September 2022, 06:00 Uhr

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