Ölpreissturz sorgt für weitere herbe Verluste der US-Börsen

dpa New York. Wenig Nachfrage und zu großes Angebot: Das ist für jeden Markt eine giftige Mischung. Am Ölmarkt hat dieses Zusammenspiel etwas historisch Einmaliges ausgelöst.

Ein Pumpe in einem Ölfeld im US-Bundesstaat Texas. Foto: Jacob Ford/Odessa American/dpa

Ein Pumpe in einem Ölfeld im US-Bundesstaat Texas. Foto: Jacob Ford/Odessa American/dpa

Fortgesetzt heftige Turbulenzen am Rohölmarkt haben den US-Börsen am Dienstag einen weiteren sehr schwachen Handelstag eingebrockt. Zudem hat die Coronavirus-Pandemie die Märkte weiter fest im Griff.

Der Dow Jones Industrial büßte letztlich 2,67 Prozent auf 23.018,88 Punkte ein, nachdem der US-Leitindex bereits tags zuvor 2,4 Prozent verloren hatte. So stark hat das weltweit bekannteste Börsenbarometer seit Anfang April nicht mehr nachgegeben.

Der marktbreite S&P 500 beendete den Handel am Dienstag mit einem Abschlag von 3,07 Prozent auf 2736,56 Zähler. Der Nasdaq 100 sackte um 3,71 Prozent auf 8403,00 Punkte ab. In den vergangenen Wochen dagegen hatten sich die US-Börsen spürbar von dem virusbedingten Crash erholen können.

Am Ölmarkt zog der sich fortsetzende Preiskollaps der amerikanischen Ölsorte WTI weitere Verwerfungen nach sich. Auch europäisches Rohöl geriet in den Abwärtsstrudel. Der Ausnahmezustand beruht auf einem stark auseinanderklaffenden Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Auf der Nachfrageseite wiegt schwer, dass die Corona-Pandemie derzeit viele Volkswirtschaften faktisch lahmlegt. Auf der Angebotsseite gibt es nach Meinung vieler Fachleute eine Ölschwemme, nachdem sich große Fördernationen jüngst zunächst nicht auf Produktionskürzungen hatten einigen können.

Dass US-Präsident Donald Trump nun weitere Hilfen versprach, beruhigte die Anleger nicht sonderlich, denn die Öl- und Gasindustrie ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in den USA. Laut dem Branchenverband American Petroleum Institute (API) beschäftigt sie mehr als zehn Millionen Menschen und trägt acht Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Sollten womöglich nun hoch verschuldete US-Ölunternehmen in Schieflage geraten, könnte dies weitere Kreise ziehen und Folgen für die Kreditmärkte und Banken haben.

Unternehmensseitig standen vor allem Quartalsberichte im Blick. Im Dow gab es zum Handelsschluss jedoch keine Gewinner mehr. Im Verlauf konnten sich noch die Aktien des Versicherers The Travelers nach vorgelegten Zahlen im Plus halten, doch letztlich gingen sie unverändert aus dem Tag. Beim Schadenversicherer Travelers hatten zwar Stürme und auch die Corona-Krise am Gewinn im ersten Quartal gezehrt, doch die Schaden-Kosten-Quote verschlechterte sich nur auf 95,5 Prozent. Damit blieb sie unterhalb der kritischen 100-Prozent-Marke.

IBM sackten um 3,0 Prozent ab und Coca Cola um 2,5 Prozent. Der Softgetränkehersteller hatte sich im Auftaktquartal 2020 zwar besser geschlagen als gedacht, rechnet aber wegen der Pandemie im zweiten Quartal mit deutlichen Einbußen. Der Computer-Riese, der bereits am Montagabend seinen Quartalsbericht vorgelegt hatte, meldete deutliche Umsatz- und Gewinneinbußen und gab seine Jahresziele auf.

Unter die wenigen Gewinner an diesem Tag mischten sich zugleich an der Nasdaq-Börse die Aktien des Fleischersatzprodukte-Herstellers Beyond Meat. Das Unternehmen gab bekannt, über eine Partnerschaft mit Starbucks den chinesischen Markt erschließen zu wollen. Die Papiere legten um 7,4 Prozent zu. Starbucks reagierten indes nicht positiv, sondern büßten im allgemein sehr schwachen Umfeld 3,5 Prozent ein.

Am US-Rentenmarkt stiegen richtungweisende zehnjährige Staatsanleihen um 10/32 Punkte auf 108 26/32 Punkte und rentierten mit 0,574 Prozent. Der Euro wurde zum Börsenschluss an der Wall Street mit 1,0863 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Euro-Referenzkurs in Frankfurt auf 1,0837 (Montag: 1,0860) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9228 (0,9208) Euro.

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Erstellt:
21. April 2020, 18:37 Uhr

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