Viele Tote nach Lkw-Bombe und US-Luftschlag in Afghanistan

dpa Kabul. Afghanistan erlebt gerade, was Experten nach dem Abbruch der Gespräche zwischen den USA und den Taliban prophezeit haben. Die Gewalt eskaliert.

Bei einem Anschlag vor einem Krankenhaus in der Provinz Sabul sind mehrere Menschen getötet worden. Foto: Ahmad Wali Sarhadi/AP

Bei einem Anschlag vor einem Krankenhaus in der Provinz Sabul sind mehrere Menschen getötet worden. Foto: Ahmad Wali Sarhadi/AP

Nach dem Abbruch der Gespräche über Frieden in Afghanistan eskaliert die Gewalt in dem Land.

Bei einem Taliban-Anschlag vor einem Krankenhaus in der südlichen Provinz Sabul und einem US-Luftangriff im östlichen Nangarhar wurden am Donnerstag mindestens 29 Menschen getötet. Dutzende weitere wurden verletzt. 

Lokalen Behördenvertretern zufolge detonierte am frühen Donnerstagmorgen (Ortszeit) in der Provinzhauptstadt Kalat ein mit Sprengstoff beladener Lastwagen in einer Straße zwischen dem staatlichen Krankenhaus und einem Gebäude des Geheimdienstes NDS. Dabei seien mindestens 20 Menschen getötet und mehr als 90 verletzt worden, sagten Provinzräte. 30 davon schwebten in Lebensgefahr. Die Taliban reklamierten den Angriff für sich. Ziel sei das Gebäude des Geheimdienstes gewesen.

Unter den Opfern seien aber viele Zivilisten, darunter auch Kinder, gewesen, die im Krankenhaus zur Behandlung waren, hieß es weiter. Das Krankenhaus sei schwer beschädigt worden, die Versorgung von Patienten habe eingestellt werden müssen. 

Experten hatten nach dem Abbruch der Gespräche zwischen den USA und den Taliban über Wege zu Frieden in Afghanistan vor einer Zunahme der Gewalt im Land gewarnt. 

In sozialen Medien geteilte Bilder von dem Anschlag in Kalat zeigten massive Schutthaufen, mehrere völlig zerstörte Rettungswägen sowie Schäden im Inneren des Krankenhauses. Sie zeigten auch ein Baby, das von einem Polizisten gehalten wurde. Es sei nach dem Anschlag gefunden worden, aber niemand wisse, wo die Mutter des Kindes sei, schrieb ein lokaler Journalist.

Lokale Medien berichteten, die meisten Verletzten würden in privaten Krankenhäuser behandelt, einige hätten aber auch ins benachbarte Kandahar gebracht werden müssen. Kandahar-Stadt ist mehr als eineinhalb Autostunden entfernt. Das Verteidigungsministerium teilte in einer Erklärung mit, man werde Rache an den Taliban nehmen.

Erst am Mittwoch waren bei einem Selbstmordattentat und bewaffneten Angriff auf eine Regierungsbehörde in der östlichen Stadt Dschalalabad nach Angaben des Provinzgouverneurs mindestens sieben Menschen getötet worden. Am Dienstag kamen bei zwei Selbstmordattentaten der Taliban in der Provinzhauptstadt Tscharikar und in der Hauptstadt Kabul mindestens 48 Menschen ums Leben gekommen.

Bei einem US-Luftschlag in der östlichen Provinz Nanagarhar sind in der Nacht zu Donnerstag mehrere Menschen getötet worden. Einem Sprecher des Provinzgouverneurs zufolge kamen bei dem Drohnenangriff im Bezirk Chogiani mindestens neun Menschen ums Leben. Das Ziel sei ein Versteck der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gewesen. „Vermutlich“ seien aber auch Zivilisten unter den Opfern.

Provinzräte gaben weit höhere Opferzahlen an - zwischen 16 und 30 Toten. Die Getöteten seien alle Landarbeiter aus der Region oder der Nachbarprovinz Kunar gewesen, die zur Ernte von Pinienkernen in den Bezirk gekommen seien, sagte der Provinzrat Sohrab Kaderi.

Ein Sprecher der US-Streitkräfte in Afghanistan sagte, US-Kräfte hätten einen „Präzisionsschlag“ in Nangarhar gegen IS-Terroristen ausgeführt. Man sei sich der Vorwürfe des Todes von Nichtkombattanten bewusst und arbeite mit lokalen Beamten zusammen, um die Fakten zu ermitteln. So wolle man sicherstellen, dass dies keine List sei, um die Aufmerksamkeit von jenen Zivilisten abzulenken, die im Krankenhaus in Sabul von den Taliban ermordet worden seien.

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Erstellt:
19. September 2019, 13:29 Uhr

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