Wildschweine und Wölfe beschäftigen den Bundesjägertag

dpa Potsdam. Wildschweine erobern die Städte, auch die ersten Wölfe tasten sich vor. Beide Tierarten können zur Plage werden, wenn sie sich Menschen nähern. Was meinen die Jäger?

2017/2018 wurden als Rekordwert 836.000 Wildschweine geschossen. Foto: Ralf Hirschberger/ZB

2017/2018 wurden als Rekordwert 836.000 Wildschweine geschossen. Foto: Ralf Hirschberger/ZB

Die Bogenjagd ist aus Sicht des Bundesjagdverbands kein Mittel, um Wildschweine in Ortschaften zu bejagen. Dies sei nach dem Bundesjagdgesetz verboten, sagte der stellvertretende Geschäftsführer des Deutschen Jagdverbands, Torsten Reinwald, der Deutschen Presse-Agentur.

Auf dem Bundesjägertag am kommenden Donnerstag und Freitag in Berlin werden sich die rund 400 Teilnehmer unter anderem mit der Frage beschäftigen, wie sich Wildschweine aus Ortschaften fernhalten lassen. Auch der Schutzstatus des Wolfes und mehr Rechtssicherheit für Jäger sollen eine Rolle spielen.

Wegen Problemen mit Wildschweinen in die Schlagzeilen geraten war der brandenburgische Ort Stahnsdorf bei Potsdam im Frühjahr. Dort war die die Jagd mit Pfeil und Bogen auf die Tiere ins Spiel gebracht worden, nachdem innerhalb eines Jahres etwa 70 Tiere den Ort heimgesucht und dort Schäden angerichtet hatten.

Der Bundesjagdverband sieht die Jagdmethode nach Reinwalds Angaben weiter kritisch, begrüßt aber ein geplantes wissenschaftliches Projekt zum Thema. „Wir warten mit Spannung auf das Ergebnis“, sagte Reinwald. Als potenziell risikobehaftet bewertete er etwa das Abprallverhalten der Pfeile: „Wie verhält sich ein Pfeil, der beispielsweise an einem Bordstein abprallt?“.

Nach derzeitigem Stand könnte es in den brandenburgischen Gemeinden Stahnsdorf und Kleinmachnow dennoch bereits im Juni mit der Bogenjagd losgehen. Nach Angaben eines Sprechers des brandenburgischen Umweltministeriums ist das Genehmigungsverfahren „in der Endphase“.

Befürworter der Bogenjagd sagen, dass die Zahl der Wildschweine mit Gewehren nicht ausreichend verringert werden könne. Zudem halten sie die Bogenjagd in Ortschaften für weniger gefährlich als den Einsatz von Schusswaffen.

Um Wildschweine in Siedlungen zu dezimieren, müsste aus Sicht des Jägerverbands vor allem ein Fütterungsverbot durchgesetzt werden. „Es handelt sich immerhin um Wild- und keine Hausschweine“, sagte Reinwald. Nach dem kühlen Frühjahr 2018 und dem trockenen vergangenen Sommer konnten sich zumindest in den Wäldern die Tiere nicht so stark vermehren. In der Jagdsaison 2018/2019 wird nach den Angaben mit etwa einer halben Million erlegter Tiere gerechnet. 2017/2018 wurden als Rekordwert 836.000 Wildschweine geschossen.

Sorgen bereitet den Jägern auch die immer noch offene Frage der Rechtssicherheit mit Blick auf den Abschuss von Wölfen. Die Tiere näherten sich mittlerweile bewohnten Gebieten und rissen immer mehr Schafe, Pferde und Rinder, erklärte Reinwald und forderte einen weniger strengen Schutz für die Tiere. Nach seinen Angaben lebten im Frühjahr etwa 1300 Wölfe in Deutschland. Schon in drei Jahren könnten es Reinwald zufolge etwa 2000 Tiere sein.

Die Jäger forderten eine wildökologische Raumplanung für den Wolf. Es müssten Areale ausgewiesen werden, wo territoriale Rudel nicht geduldet werden, etwa in urbanen Gebieten oder in Deichregionen.

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Erstellt:
1. Juni 2019, 08:58 Uhr

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