Backnang: Comedyreihe Spassix feiert Premiere

Die Comedyreihe Spassix feiert in Backnang erfolgreich Premiere. Die vier Comedians Roberto Capitoni, Michael Eller, Berhane Berhane und Cüneyt Akan sorgen im Merlin, im Joe Peña’s, im Fancy und in Cristina’s Tapas&More für ausgelassene Stimmung.

Cüneyt Akan ist für den erkrankten Jakob Friedrich eingesprungen und hat im Merlin von der ersten Minute an das Publikum miteinbezogen. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Cüneyt Akan ist für den erkrankten Jakob Friedrich eingesprungen und hat im Merlin von der ersten Minute an das Publikum miteinbezogen. Fotos: Alexander Becher

Von Simone Schneider-Seebeck

Backnang. Vier Künstler zum Preis von einem, das ist ganz sicher ein Konzept, bei dem der kostenbewusste Schwabe anbeißt. Mitorganisator Markus Wasner vom Stadtmagazin Moritz ist zufrieden. Die Comedyreihe Spassix ist bei ihrer Premiere in Backnang zu 70 bis 80 Prozent ausgebucht. Eine gute Quote, vor allem, wenn man berücksichtigt, dass zwischen Idee und Event gerade mal sieben Wochen liegen.

Bereits vor etwa eineinhalb Jahren hatte sich das Veranstaltungsteam um Markus Wasner und Moritz-Gründer Ingo Eckert überlegt, welche Möglichkeiten es denn für eine weitere Belebung der Backnanger Innenstadt geben könne. Dazu muss man wissen, dass die beiden zusammen mit Christos „Taki“ Kiroglou vom Restaurant Merlin bereits das sehr erfolgreiche Konzept der Livenacht nach Backnang gebracht haben.

Seit 2018 gibt es das Konzept Spassix, das seither in Heilbronn, Mosbach und Ludwigsburg etabliert wurde. Die Idee dahinter? Mehrere Künstler besuchen nacheinander verschiedene Lokalitäten. Und die Gäste erleben im Verlauf des Abends im gemütlicher Atmosphäre einen Künstler nach dem anderen. Zur Premiere in Backnang waren selbstverständlich das Merlin, das Restaurant Joe Peña’s, die Coffee Bar Lounge Fancy und Cristina’s Tapas&More dabei. Und jede Lokalität hatte ihren eigenen Charme.

Gemütlich und familiär etwa ging es im Fancy zu. Roberto Capitoni, leidenschaftlicher Schwaben-Italiener aus Isny – „Nur zwei Kilometer von der bayerischen Grenze entfernt. Glück gehabt!“ – widmete sich hier seiner Leidenschaft, den Filmen, und lud das Publikum ein, sich klassische Blockbuster mal ganz anders vorzustellen. Rückwärts zum Beispiel. Oder mit Schauspielern, die so gar nicht in den Film passen. Denn wie würde Louis de Funès reagieren, wenn Darth Vader ihm eröffnet, dass er sein Vater sei? „Nein! – Doch! – Oh!“ Dabei gelingt es ihm wie auch seinen Kollegen wunderbar, auf das Publikum einzugehen, egal in welcher Lokalität, und unabhängig davon, wie viele Leute da sind. „Es ist egal, wie viele zuschauen, die stecken sich alle gegenseitig an mit Lachen“, weiß er und ist vom Fancy begeistert: „Hier waren sie von Anfang an super.“ Ebenfalls gut an kamen seine treffenden und doch so liebevollen Spitzen zur schwäbischen Seele in der nächsten Lokalität – mit perfektem Dialekt, versteht sich. Schwäbische Tomatensuppe? Ein roter Teller mit heißem Wasser drin.

Das Programm ist für Backnang eine schöne Bereicherung

Zu den mexikanischen Spezialitäten im Joe Peña’s passten die Geschichten von Kreuzfahrtexperte Michael Eller hervorragend, denn mit ihm ging es rund um die Welt. Als weit gereister Mensch ist er zudem ein Fachmann für die verschiedensten Dialekte, die er wunderbar und mit sehr ausdrucksstarker Mimik zu imitieren weiß. Schwarzer Humor darf dabei auch nicht fehlen, den er sehr liebenswürdig und sympathisch rüberbringt, selbst wenn es dabei morbide wird. Und so mancher Spruch endet dann doch mit unerwarteter Pointe: „Wenn ihr was getrunken habt und seid mit dem Auto weg, dann Hände weg vom Lenkrad. Man kann auch mit den Knien lenken!“

Die beiden Geschäftsführer Wala und Saki sind sehr zufrieden mit dem Premierenabend: „Das ist eine Bereicherung für Backnang. Die Gäste sehen sehr glücklich aus.“

Michael Eller ist ein Fachmann für verschiedene Dialekte und hat diese im Fancy mit seiner ausdrucksstarken Mimik präsentiert.

© Alexander Becher

Michael Eller ist ein Fachmann für verschiedene Dialekte und hat diese im Fancy mit seiner ausdrucksstarken Mimik präsentiert.

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Als relativ neue Location in der Stadt hat Cristina’s Tapas&More extra für die Comedynacht ihre Pforten geöffnet. Der erste Act ist bereits vorbei, die Gäste haben dabei viel gelacht. Ein Ehepaar aus Großaspach, das nicht namentlich genannt werden möchte, hat sich spontan entschlossen, Humor und Genuss miteinander zu verbinden, und die Gelegenheit genutzt, das Lokal zum ersten Mal zu besuchen. „Es hat uns gut gefallen“, sind sie sich einig.

Als Nächstes steht hier Berhane Berhane auf dem Programm, der sich sogar um das körperliche Wohlbefinden seiner Zuschauer sorgt und gleich mit einem Warm-up loslegt. Schulterkreisen, Händeschütteln, sich warmrufen. „Ich will keine Nonsense-Comedy machen“, so der Deutsche, der in Äthiopien geboren und in Heidelberg aufgewachsen ist. „Wir auf der Bühne haben die Möglichkeit, etwas zu sagen.“ Und deshalb nutzt er den Humor, um die Absurdität von Vorurteilen ans Licht zu bringen, ohne jedoch jemanden verunglimpfen zu wollen, denn: „Grenzen passen nicht zu Humor. Wir lachen nicht übereinander, sondern miteinander. Jeder war schon Klischeeopfer. Ich bin da Stammkunde.“ Doch der Umgang damit macht es aus. Und so empfiehlt er seinem begeisterten Publikum auch: „Wenn ihr jemanden seht, der negativ drauf ist, schenkt ihm ein Lächeln. Unsere Welt hat es bitter nötig, mehr Lächeln zu sehen.“

Newcomer führt als Deutschtürke alle Vorurteile und Klischees ad absurdum

Gewissermaßen als Überraschungsgast hatte Newcomer Cüneyt Akan seine Auftritte als Spassix-Comedian. Er war kurzfristig für den eigentlich angekündigten und erkrankten Jakob Friedrich eingesprungen. Auch ihm als Deutschtürken gelingt es wunderbar, Vorurteile und Klischees ad absurdum zu führen. Von der ersten Minute an bezieht er sein Publikum mit ein, geht auf jeden Zwischenruf, jede Bewegung im Saal ein. „Ach, Sie kennen mich? Nein? Warum haben Sie mir dann zugewunken? Ach so, Sie haben den Kellner gemeint.“ Kein Wunder, dass es etwas dauert, bis er seine eigentliche Story erzählt hat. Doch trotz der zahlreichen Einwürfe gelingt es ihm, immer wieder zur eigentlichen Geschichte zurückzukehren. Seine Spontaneität und Schlagfertigkeit – „Sie waren der Nikolaus? Ich hätte nie gedacht, dass der Nikolaus in Rente nach Backnang zieht!“ – wird mit kräftigem Beifall belohnt. Und so fällt sein Fazit zum Auftritt im Merlin auch ausgesprochen positiv aus: „Das ist die beste erste Location, die ich heute hatte.“

Chefin Angelika Fröhlich gefällt die Kombination von Gastronomie und Veranstaltung gut. Vor allem in den letzten paar Tagen wurden viele Karten verkauft. Ihrem Mann Taki, den er bereits seit Jahrzehnten kenne, bescheinigt Veranstalter Ingo Eckert, dass er solchen Ideen immer aufgeschlossen gegenüberstehe. Ein zweites Mal wird es Spassix sicher geben, dann könne man es sich auch noch umfangreicher vorstellen. Ein Erfolg war der Abend auf jeden Fall: „Es hat sich absolut gelohnt“, so der Merlin-Besucher Armin Hehenberger. Und auch seine Frau Christina ist begeistert: „Es war sehr unterhaltsam und kurzweilig.“

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Erstellt:
27. April 2024, 06:00 Uhr

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