Erhöhtes Diabetes-Risiko
3-Mal Pommes pro Woche? Besser nicht!
„Normale Kartoffeln auf die Ein“: Mit diesem Lieblingsgericht überraschte Fußball-Nationalspieler Florian Wirtz. Die Forschung gibt ihm nun recht.

© Doug Mills/The New York Times Po
Wenn ein Präsident es isst, ist es gesund? Von wegen! Donald Trump gibt während eines Besuchs bei McDonald’s in Feasterville-Trevose eine Pommes-Bestellung aus.
Von Markus Brauer/dpa
Drei Portionen Pommes pro Woche erhöhen das Risiko für Diabetes einer Studie zufolge um rund 20 Prozent. Isst man ähnlich viele Kartoffeln in gekochter, gebackener oder pürierter Form, ist das nicht so schädlich, wie aus einer im „British Medical Journal“ veröffentlichten Studie hervorgeht.
A new @harvard study suggests that while consuming baked, boiled, or mashed potatoes does not lead to increased risk of type 2 diabetes (T2D), three servings of French fries weekly are linked with a 20 percent higher risk of developing T2D.#Harvardhttps://t.co/kDem59bEQp — Harvard Magazine (@HarvardMagazine) August 6, 2025
Konkret geht es um das Risiko für Typ-2-Diabetes – auch Altersdiabetes genannt –, das durch Veranlagung, aber vor allem durch Übergewicht und Bewegungsmangel verursacht werden kann.
Kartoffeln sind in Verruf geraten
Kartoffeln enthielten zwar viel Vitamin C, Magnesium und Ballaststoffe, aber auch viel Stärke und seien in den vergangenen Jahren teils in den Ruf geraten, das Diabetes-Risiko zu erhöhen, schreibt die Gruppe aus Forschern unter anderem der Universitäten Harvard und Cambridge. In der Debatte seien jedoch weder die Art der Kartoffelzubereitung noch mögliche alternative Kohlenhydrate, die statt Kartoffeln gegessen würden, berücksichtigt worden.
Um diese Lücke zu schließen, wertete die Gruppe Daten verschiedener Kohorten-Studien aus den USA aus, die zwischen 1984 und 2021 mit mehr als 205.000 gesunden Beschäftigten aus dem Gesundheitswesen durchgeführt wurden. Diese unterzogen sich dafür alle vier Jahre ausführlichen Befragungen zu ihrer Ernährung.
Während der knapp 40 Jahre entwickelten rund 22.300 Teilnehmende Typ-2-Diabetes. Zusätzlich bezogen die Forscher Langzeitstudien aus anderen Ländern in ihre Analyse ein.
Pommes deutlich schädlicher als Kartoffelpüree
Nachdem andere, möglicherweise Diabetes begünstigende Faktoren herausgerechnet wurden, kamen die Forschenden zu folgendem Schluss:
Drei Portionen Kartoffeln pro Woche – alle Zubereitungsformen zusammengenommen – erhöhen das Diabetes-Risiko nur leicht – nämlich um fünf Prozent.
Bei drei Portionen Pommes war das Risiko dagegen um 20 Prozent höher. Dafür seien wohl Fette und Salz verantwortlich sowie Stoffe, die beim Frittieren entstünden, schreiben die Autoren.
Wurden hingegen ähnliche Mengen gebackene, gekochte oder pürierte Kartoffeln gegessen, ließ sich kein signifikant erhöhtes Risiko nachweisen.
Was, wenn nicht Kartoffeln?
Was also am besten essen, wenn nicht immer Kartoffeln? Am besten Vollkornprodukte: Drei Portionen pro Woche davon gehen der Studie zufolge mit einem um acht Prozent geringeren Diabetes-Risiko einher als dreimal Kartoffeln. Ersetzen die Vollkorngerichte Pommes, ist das Risiko demnach sogar um 19 Prozent geringer. Bei weißem Reis als Ersatz fiel die Bilanz jedoch schlechter aus als bei den meisten Kartoffelgerichten.
Die Forscher räumen ein, dass sich aus ihren Beobachtungen keine endgültigen Aussagen über einen kausalen Zusammenhang treffen lassen. Möglicherweise könnten auch unbeachtete Faktoren Einfluss haben. Auch sei fraglich, ob sich die Erkenntnisse von den Gesundheitsbeschäftigten auf andere Gruppen übertragen ließen.
Die Ergebnisse unterstützten aber aktuelle Ernährungsempfehlungen, die Vollkornprodukte als Teil einer gesunden Ernährung zur Vorbeugung von Typ-2-Diabetes fördern.
Trotz allem: Kartoffeln haben ihre Daseinsberechtigung
In einem ebenfalls im „British Medical Journal“ erschienenen Kommentar heben der dänische Forscher Daniel Ibsen von der Universität Aarhus und Yanbo Zhang vom Albert Einstein College of Medicine in New York hervor, dass Kartoffeln mit ihrem geringen ökologischen Fußabdruck als nahrhafte Kohlenhydratquelle nicht vernachlässigt werden sollten.
„Sind Kartoffeln zurück auf dem Teller? Nun, es kommt darauf an“, schreiben Ibsen und Zhang. Zum einen seien weniger verarbeitete Kartoffelgerichte vorzuziehen. Zum anderen erreiche man nur dann einen gesundheitlichen Vorteil durch Verzicht auf Kartoffeln, wenn man sie durch die richtige Art von Lebensmittel ersetze. „Kartoffeln können Teil einer gesunden und nachhaltigen Ernährung sein, Vollkornprodukte sollten aber Vorrang haben.“