AfD will Künstler-Nationalitäten wissen: Kritik und Protest

dpa Stuttgart. Künstler aus 50 Nationen tanzen oder musizieren in den Stuttgarter Staatstheatern. Die AfD will es genauer wissen - und stellt eine Anfrage im Landtag. Doch dagegen erhebt sich Protest.

Das hell erleuchtete Opernhaus in Stuttgart. Foto: Bernd Weissbrod/Archivbild

Das hell erleuchtete Opernhaus in Stuttgart. Foto: Bernd Weissbrod/Archivbild

Mit scharfer Kritik reagieren die Stuttgarter Staatstheater auf die Forderung der AfD im Landtag, die Staatsbürgerschaft ihrer Sänger und Tänzer offenzulegen. Die baden-württembergische Oppositionspartei will in einer Landtagsanfrage wissen, welchen Pass die Balletttänzer und Orchestermusiker an staatlichen Theatern und die Sänger in Opernstudios haben. Auch die Ausbildungsstationen der Künstler will die AfD erfahren.

„Die Anfrage der AfD spricht für sich selbst, und sie führt zur Überlegung, was für ein Sinn sich dahinter verbergen könnte“, sagte der Geschäftsführende Intendant der Staatstheater, Marc-Oliver Hendriks, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. „Es fällt schwer, ein edles Motiv zu unterstellen.“ Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) nannte die Anfrage ein Alarmsignal. Es sei ein Armutszeugnis, wie sich die AfD gegen die Staatstheater stelle. Mit rund 1400 Mitarbeitern aus 50 Nationen sind die Staatstheater der größte staatliche Kulturbetrieb in Baden-Württemberg.

Die AfD wehrt sich gegen die Kritik: „Die Frage nach der Staatsangehörigkeit der Künstler zielt vor allem auf eine realistische Bestandsaufnahme des Status quo“, sagte der bildungspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Stuttgarter Landtag, Rainer Balzer. Erreicht werden soll zudem eine Einschätzung der Qualität der eigenen Nachwuchskünstler und Ausbildungsstätten im internationalen Vergleich. In Deutschland aufwachsende Künstler könnten es aufgrund der Ganztagsschule unter Umständen schwer haben, ausreichend Zeit zur künstlerischen Betätigung zu finden, vermutete Balzer unter anderem.

Am Samstag soll in Stuttgart gegen die geforderte Auflistung ausländischer Künstler protestiert werden. „Wir sind entsetzt über diese offen rassistische Anfrage der AfD“, sagte Cuno Brune-Hägele, der Stuttgarter Verdi-Geschäftsführer. Die AfD war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Das Stuttgarter Kunstministerium kündigte an, die Anfrage beantworten zu müssen: „Es ist das Recht der Mitglieder des Landtags, parlamentarische Anfragen und Anträge an die Regierung zu richten““, sagte ein Sprecher. Er betonte, es würden keine Listen über die Staatsangehörigkeiten geführt. „Die Auswahl erfolgt allein nach künstlerischen Qualitätsmaßstäben.“ Eine für die Anfrage eigens aufgesetzte, detaillierte Erhebung der Staatsangehörigkeit sei nicht vorgesehen.

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Erstellt:
26. Juni 2019, 19:35 Uhr

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