Ausbleibende Zweitimpfungen nach Ende der Zentren befürchtet

dpa/lsw Stuttgart. Ende des Monats werden die Corona-Impfzentren im Südwesten geschlossen. Arztpraxen übernehmen ihre Aufgabe. Mit Blick auf die Zweitimpfungen gibt es daran auch Kritik.

Eine Mitarbeiterin eines Impfteams überprüft eine Spritze mit einem Impfstoff gegen Covid-19. Foto: Thomas Frey/dpa Pool/dpa/Symbolbild

Eine Mitarbeiterin eines Impfteams überprüft eine Spritze mit einem Impfstoff gegen Covid-19. Foto: Thomas Frey/dpa Pool/dpa/Symbolbild

Vor der Schließung der Impfzentren Ende September gibt es Befürchtungen, die Impfkampagne im Südwesten könnte dadurch insbesondere mit Blick auf die Zweitimpfungen ins Stocken geraten. „Wir stellen derzeit fest, dass viele Menschen, die jetzt zur Erstimpfung kommen, keinen Hausarzt haben“, teilte Agnes Christner, Bürgermeisterin in Heilbronn, mit. Durch die Schließung der Impfzentren könnten deshalb Zweitimpfungen ausbleiben. Darum halte man es für wichtig, dass es auch nach dem 30. September weiterhin niedrigschwellige Impfangebote gebe, so Christner.

Bis zum Ende der vergangenen Woche wurden demnach allein im Kreisimpfzentrum Heilbronn und den dazugehörigen Impfbussen rund 1400 Menschen erstmals geimpft, deren Zweitimpfung in die Zeit nach der Schließung der Impfzentren fällt.

Auch der Leiter des Impfzentrums Esslingen, Markus Müller, hatte zuvor gewarnt, dass derzeit viele Menschen geimpft würden, die keinen Hausarzt hätten oder einen, der nicht impfe. Das gelte vor allem auch für viele 12- bis 17-Jährige, sagte er dem Südwestrundfunk. Müller befürchtet deshalb, dass viele Menschen nach ihrer Erstimpfung keinen vollständigen Impfschutz erhalten, also ohne Zweitimpfung bleiben werden. Aus Sicht Müllers sollte ein Teil der Impfzentren im Land über den September hinaus in geringerem Umfang weiter Impfungen anbieten.

Auch die Stadt Heilbronn wünscht sich über September hinaus weiter niedrigschwellige Impfangebote, wie Christner sagte. Dis zwei bisher vom Land zugeteilten mobilen Impfteams seien vor allem für Drittimpfungen von besonders gefährdeten Menschen und neben dem Landkreis Heilbronn auch für den Hohenlohekreis und den Neckar-Odenwald-Kreis zuständig, so eine Sprecherin. Die Stadt hoffe deshalb auf finanzielle Unterstützung des Landes etwa beim Weiterbetrieb des Impfbusses, der aktuell täglich bis zu 300 Menschen impfen könne.

Eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums betonte, inzwischen kämen kaum noch Menschen in die Impfzentren und ein Dauerbetrieb der Zentren sei von Anfang an nicht vorgesehen gewesen. Anzeichen, dass Ärzte ihren Patienten kein Impfangebot machten, seien dem Ministerium bislang nicht bekannt. Wer keinen Hausarzt habe, könne sich für die Zweitimpfung auch an die nächstgelegene Corona-Schwerpunktpraxis wenden.

Das Land setzt ab Oktober zur Ergänzung der Impfkapazitäten in der Regelversorgung durch die Arztpraxen auf 30 mobile Impfteams, die vor allem für Drittimpfungen etwa in Pflegeheimen und bei Impfaktionen in Städten zum Einsatz kommen sollen. Die mobilen Impfteams können den Angaben zufolge im Zeitraum Oktober bis Ende Dezember rund 190 000 Impfungen bereitstellen.

Auch die Ärzte im Land sind auf den Übergang der Corona-Impfungen in die Praxen gut vorbereitet, wie ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) sagte. Der Übergang komme nicht überraschend, es sei seit Monaten klar, dass die Impfzentren geschlossen würden. Mit Blick auf die Zweitimpfungen habe man die Ärzte im Land gebeten, auch Patienten zu impfen, die nicht zum Patientenstamm gehörten. Zudem sollten die Praxen auch Zweitimpfungen für Patienten anbieten, deren Erstimpfung nicht in einer Praxis erfolgt sei.

Ausgeschlossen ist eine Rückkehr der Impfzentren dennoch nicht. Man werde die Entwicklungen im Oktober beobachten und falls erforderlich, entsprechend nachsteuern, heißt es aus dem Gesundheitsministerium. Nach Angaben von Amtschef Uwe Lahl sollen die hochwertigen Bestandteile der Impfzentren wie Tiefkühlgeräte und Computer zudem eingelagert werden. „Um bei Bedarf wieder Zentren eröffnen zu können, sollte die Pandemie das erfordern“, so Lahl.

© dpa-infocom, dpa:210920-99-284031/3

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Erstellt:
20. September 2021, 06:52 Uhr

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