B-14-Ausbau: Sogar die Grünen sind dafür

Die Abgeordneten Ricarda Lang und Ralf Nentwich befürworten den vierspurigen Ausbau der Bundesstraße und würden das Projekt gerne beschleunigen. Gleichzeitig setzen sie sich auch für eine zweigleisige Murrbahnstrecke ein.

Die Grünen-Abgeordneten Ricarda Lang und Ralf Nentwich beim Ortstermin an der „Spritnase“. Nach dem vierspurigen Ausbau der B14 soll hier eine neue Anschlussstelle entstehen. Doch die Planung für den Verkehrsknoten ist umstritten. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Die Grünen-Abgeordneten Ricarda Lang und Ralf Nentwich beim Ortstermin an der „Spritnase“. Nach dem vierspurigen Ausbau der B14 soll hier eine neue Anschlussstelle entstehen. Doch die Planung für den Verkehrsknoten ist umstritten. Foto: Alexander Becher

Von Kornelius Fritz

Backnang. Die FDP als Schutzpatron der Autofahrer, die Grünen als Kämpfer für den Schienenverkehr – diese Rollenverteilung wird den Parteien in der Ampelkoalition gerne zugeschrieben. Doch ganz so einfach sei es dann doch nicht, erklärt Ricarda Lang. Nach der kräftezehrenden Nachtsitzung im Koalitionsausschuss ist die Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen diese Woche mal wieder in ihrem Wahlkreis Backnang/Schwäbisch Gmünd unterwegs. Bei einem Pressegespräch äußerte sie sich gestern zusammen mit dem Landtagsabgeordneten Ralf Nentwich zum Thema B14.

Anders als man es bei Grünen-Politikern vielleicht vermuten würde, sind beide Abgeordnete erklärte Befürworter eines vierspurigen Ausbaus der Bundesstraße bis zur Krähenbachkreuzung. Auch den Bau einer Ortsumfahrung in Oppenweiler halten Lang und Nentwich für sinnvoll.

„Es handelt sich hier um eines der wenigen Straßenbauprojekte mit einer positiven Klimabilanz“, erklärt Ricarda Lang. Weil durch den B-14-Ausbau Staus und innerörtlicher Verkehr reduziert würden, sei in Summe mit einem geringeren CO2-Ausstoß zu rechnen. Im Übrigen hat Lang registriert, dass die Menschen in der Region auf die neue Straße warten. Bei ihren Besuchen im Wahlkreis sei dies das Thema, auf das sie am häufigsten angesprochen werde.

Nentwich unterstützt Idee der Stadt

Allerdings ist auch Lang und Nentwich nicht entgangen, dass der Ausbau eher schleppend vorankommt. Das sei aber nicht nur bei der B14 so. „Das betrifft vielerorts gerade auch die Sanierung von Brücken, den Bau von Windrädern oder neue Bahnstrecken“, weiß Ricarda Lang. Deshalb sei es wichtig, die Planungsprozesse insgesamt zu beschleunigen. Lang verweist auf die neuen Flüssiggasterminals, die innerhalb von wenigen Monaten geplant und gebaut wurden. Dieses Tempo müsse künftig zum Standard werden. Doch dafür müsse man in die personelle und die technische Ausstattung der Verwaltung investieren.

Ralf Nentwich legt allerdings Wert darauf, dass ein höheres Tempo nicht zu schlechten Lösungen führen dürfe. Wie der Backnanger Oberbürgermeister Maximilian Friedrich macht er sich dafür stark, die Planung für die Anschlussstelle Backnang-Süd an der „Spritnase“ noch einmal zu überarbeiten. Bei der bisher vorgesehenen Variante, für die bereits seit 2005 ein sogenannter Planfeststellungsbeschluss vorliegt, wird befürchtet, dass sich längere Rückstaus auf der Heinrich-Hertz-Straße bilden werden. Das könnte dazu führen, dass Autofahrer aus dem Weissacher Tal stattdessen über die Ortsdurchfahrten von Heiningen und Waldrems ausweichen.

Das müsse unbedingt verhindert werden, findet Nentwich und unterstützt die Idee der Stadt Backnang, die eine neue Planung mit zwei Teilknoten vorgeschlagen hatte. „Wir sollten ein Planänderungsverfahren anstreben“, fordert Nentwich. Allerdings dürfe ein solches Verfahren dann nicht fünf oder zehn Jahre dauern, sondern höchstens ein oder zwei Jahre. Auch für den landwirtschaftlichen Verkehr muss noch eine Lösung gefunden werden, weil Traktoren auf einer vierspurigen Bundesstraße nicht mehr fahren dürfen.

Ralf Nentwich hatte sich bei der Regierungspräsidentin Susanne Bay für eine Ausnahmeregelung eingesetzt. Die wurde allerdings wegen Sicherheitsbedenken abgelehnt. Vor einem Ausbau der Bundesstraße müsse dieses Problem aber noch gelöst werden, erklärt Nentwich und fordert, die betroffenen Landwirte mit einzubinden. „Es ist uns wichtig, dass man die Bürgerinnen und Bürger vor Ort hört.“

Neue Hoffnung für die Murrbahn

Nach so vielen Straßenthemen wollen Ricarda Lang und Ralf Nentwich den Schienenverkehr aber auch bei diesem Pressegespräch nicht ganz außen vor lassen. Denn mit dem zweigleisigen Ausbau der Murrbahnstrecke zwischen Backnang und Schwäbisch Hall-Hessental gibt es in der Region ein weiteres Projekt, bei dem es nicht so richtig vorangeht.

Auch hier drängen die Grünen-Politiker auf mehr Tempo: Nach dem Beschluss des Koalitionsausschusses, die Lkw-Maut zu erhöhen und die Mehreinnahmen in den Schienenverkehr zu stecken, seien nun auch Mittel dafür verfügbar. Laut einem Gutachten, das von der Interessengemeinschaft Schienenkorridor Stuttgart–Nürnberg vor zwei Jahren in Auftrag gegeben wurde, würde ein zweigleisiger Ausbau der Streckenabschnitte zwischen Backnang und Oppenweiler sowie zwischen Sulzbach an der Murr und Gaildorf-West mehr als 300 Millionen Euro kosten, das Kosten-Nutzen-Verhältnis sei aber trotzdem positiv. Für den Landtagsabgeordneten Ralf Nentwich ist deshalb klar, dass es bei den beiden großen Verkehrsprojekten im Raum Backnang kein „Entweder – Oder“ geben darf: „Wir brauchen beides.“

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Erstellt:
6. April 2023, 12:00 Uhr

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