BMW für weitere Geschäftsentwicklung höchst vorsichtig

dpa München. Der Autobauer BMW hat im dritten Quartal wie auch andere Autobauer nach dem Corona-Schock im Frühjahr Boden gut gemacht. Die Zahlen waren sogar besser als erwartet. Aber jetzt drohen erneut schwere Zeiten.

Das BMW-Logo auf dem Firmensitz in München. Foto: Tobias Hase/dpa

Das BMW-Logo auf dem Firmensitz in München. Foto: Tobias Hase/dpa

BMW hat im dritten Quartal überraschend mehr Gewinn gemacht als vor einem Jahr. Vorstandschef Oliver Zipse sieht den Autokonzern momentan auf Kurs zu seinen Jahreszielen, betonte aber zugleich die wachsende Unsicherheit angesichts der steigenden Corona-Zahlen.

„Neue Lockdowns können unsere Geschäftsentwicklung im vierten Quartal sowie den Start 2021 stark beeinträchtigen“, warnte Zipse. BMW verkaufte im abgelaufenen Quartal 9 Prozent mehr Autos als vor einem Jahr und steigerte seinen Gewinn sogar um 17 Prozent auf 1,82 Milliarden Euro. Die Analysten hatten weniger erwartet. Die enorm hohe Nachfrage in China, die Nachholeffekte in Europa nach der Corona-Zwangspause bis zum Sommer sowie die Kaufprämien für Elektroautos seien die wesentlichen Treiber gewesen, sagte Finanzvorstand Nicolas Peter. Das machte den Einbruch in den USA mehr als wett. Außerdem spart BMW. Im Jahresverlauf wurden die Investitionen um 28 Prozent gekürzt und 1800 Stellen abgebaut.

Der Quartalsumsatz sank leicht auf 26,3 Milliarden Euro - hier fehlen allerdings die Zahlen des Joint-Venture-Werks in China. In der Volksrepublik steigerte BMW seine Verkäufe um 31 Prozent. Das Werk in Shenyang habe 430 Millionen Euro zum Finanzergebnis beigetragen, sagte Peter.

Allerdings sei die Corona-Pandemie noch lange nicht überwunden und bleibe das größte Risiko für die Weltwirtschaft, sagte Zipse. Zwar bekräftigte er die Jahresprognose: Absatz und Vorsteuergewinn deutlich unter Vorjahr. Aber die Entwicklung sei „äußerst volatil“.

Finanzvorstand Peter warnte, beim Verkauf seien „die Nachholeffekte des dritten Quartals unter den gegeben Umständen im weiteren Jahresverlauf nicht mehr zu erwarten“. Und weiter: „Die sich aktuell verschärfende Situation kann in den kommenden Monaten erhebliche Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung haben.“

Zumindest bisher scheint BMW die Pandemie vergleichsweise gut bewältigt zu haben. Der weltweite Marktanteil seines Unternehmens sei in der Krise gewachsen, sagte Zipse. In den ersten neun Monaten des Jahres ist der Konzernabsatz um 12,5 Prozent gesunken, der Gewinn um 40 Prozent auf 2,18 Milliarden eingebrochen. Die Konkurrenten VW und Daimler mussten sogar Gewinnrückgänge von 85 Prozent hinnehmen - wozu allerdings auch deren Lkw-Sparten und andere Probleme beigetragen hatten.

Auch das profitable Kredit- und Leasinggeschäft leidet stark unter der Krise. Wegen steigender Risiken erhöhte BMW die Vorsorge um eine dreistellige Millionensumme. Der Vorsteuergewinn der Finanzdienstsparte fiel im laufenden Jahr bisher um 42 Prozent unter Vorjahr.

Die Zahlungsfähigkeit ist für BMW kein Problem: Die Liquidität lag laut Peter Ende September bei 21,8 Milliarden Euro. Bis Jahresende wolle er sie wieder auf Vorkrisen-Niveau senken, also auf etwa 17 Milliarden, sagte der Finanzchef.

Für die kommenden Jahre immerhin zeigte sich Zipse sehr optimistisch. BMW stärke den Standort Deutschland und werde ab 2022 in allen vier Autowerken - München, Dingolfing, Regensburg und Leipzig - vollelektrische Autos bauen. Das sichere Auslastung und Beschäftigung. Nach dem i4 und dem SUV iNext folgten ein vollelektrischer 5er, X1 und 7er. 2022 gehe das Pilotwerk zur seriennahen Batteriezellfertigung in Betrieb.

Im neuen Werk in Ungarn werde Mitte des Jahrzehnts die neue, vor allem auf digital hochvernetzte Elektroautos ausgerichtete Fahrzeugarchitektur anlaufen. BMW verzichtet aber im Gegensatz zu VW auf die kostspielige Entwicklung einer eigenen rein elektrischen Technik-Plattform für seine Autos und baut bisher sowohl Batterieautos als auch Plugin-Hybride auf denselben Montagelinien wie Verbrenner. Die Forschungs- und Entwicklungsausgaben hat BMW auch in der Krise kaum reduziert.

© dpa-infocom, dpa:201104-99-205614/4

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Erstellt:
4. November 2020, 11:16 Uhr

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