Corona-Krise trifft Ryanair noch schwerer

dpa Dublin. Die Pandemie macht Ryanair zunehmend zu schaffen. Die Fluggesellschaft rechnet mit einem starken Rückgang der Passagierzahl in diesem Geschäftsjahr.

Ryanair ist von der Krise noch schwerer getroffen als bislang angenommen. Foto: Andreas Arnold/dpa

Ryanair ist von der Krise noch schwerer getroffen als bislang angenommen. Foto: Andreas Arnold/dpa

Europas größter Billigflieger Ryanair gerät in der Corona-Krise noch schwerer in Bedrängnis und wird im ersten Geschäftsquartal einen höheren Verlust einfliegen als befürchtet.

So dürfte zwischen April und Juni ein Verlust von mehr als 200 Millionen Euro anfallen, teilte das Unternehmen mit den Zahlen zum vergangenen Geschäftsjahr (bis 31. März) mit. Der Konzern mit Sitz in Dublin hatte zuvor mit einem Fehlbetrag von mehr als 100 Millionen Euro gerechnet. Die irische Airline erwartet dieses Geschäftsjahr weniger als 80 Millionen Passagiere - und damit nur fast die Hälfte der ursprünglich angepeilten 154 Millionen Fluggäste.

Ryanair-Chef Michael O'Leary geht davon aus, dass auch im Sommer zwischen Juli und September, also dem Höhepunkt der Reisezeit, rote Zahlen unter dem Strich stehen werden. Sie sollen aber nicht ganz so schlimm ausfallen wie im ersten Quartal. Der Flugverkehr werde substanziell zurückgehen, was die Ticketpreise unter Druck bringe.

Ryanairs Rückkehr zu einem normalen Flugplan werde auch dadurch bedeutend erschwert, dass große Airlines mit Staatshilfen ihre Kosten drücken würden, hieß es vom Unternehmen. Für das gesamte Jahr könne Ryanair derzeit keine Ergebnisprognose abgeben.

Die Fluggesellschaft hatte schon mitgeteilt, dass wegen der Krise bis zu 3000 Jobs von Piloten und Kabinencrews auf der Streichliste stehen. Weitere Optionen sind früheren Angaben zufolge unbezahlter Urlaub, Gehaltskürzungen um bis zu 20 Prozent sowie die vorübergehende Schließung von Basen in Europa.

Im vergangenen Geschäftsjahr 2019/20 beförderte Ryanair 148,6 Millionen Passagiere, rund 4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Ohne die Covid-19-Ausbreitung hätten gut 5 Millionen Passagiere mehr befördert werden können. Der Umsatz kletterte auch dank steigender Durchschnittserlöse um 10 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro.

Unter anderem wegen steigender Spritkosten und vor allem wegen des Wertverfalls von Kerosinpreis-Sicherungsgeschäften sank der auf die Aktionäre entfallende Gewinn unter dem Strich um 26 Prozent auf 649 Millionen Euro. Ohne die Sonderbelastung aus den Sicherungsgeschäften wäre der Gewinn um 13 Prozent auf rund eine Milliarde Euro gestiegen.

Das Unternehmen hatte kürzlich bereits mitgeteilt, ab Juli 40 Prozent der regulären Flüge wieder anbieten zu wollen. Voraussetzung für den Neustart sei aber, dass die Regierungen die Reisebeschränkungen für Flüge innerhalb der Europäischen Union lockern und an den Flughäfen Sicherheitsmaßnahmen gegen die Pandemie eingeführt würden. Täglich würde Ryanair nach eigenen Angaben dann fast 1000 Flüge anbieten. Ryanair hält das Tragen von Gesichtsmasken und Messungen der Körpertemperatur schon beim Betreten der Flughäfen für sinnvoll.

O'Leary wiederholte am Montag in einem BBC-Interview seine Kritik an der geplanten 14-tägigen Quarantäne für Flugreisende nach Großbritannien: „Das ist idiotisch und nicht umsetzbar.“ Für solche Maßnahmen habe das Land nicht genug Polizei. Die Quarantäne soll laut Regierung nicht für Passagiere aus Irland und Frankreich gelten. Großbritannien hat Pandemie-Statistiken zufolge die meisten Todesopfer in Europa. Es wird mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet.

Für Verstimmung bei der britischen Regierung hatte kürzlich auch die Aussage des Ryanair-Chefs gesorgt, dass viele Ryanair-Kunden den Wunsch geäußert hätten, zu den Stränden Spaniens und Portugals zu fliegen. Gesundheitsminister Matt Hancock warnte davor, angesichts der Pandemie Flugreisen für den Sommerurlaub zu planen. Er halte es für unwahrscheinlich, dass größere Ferien im Ausland möglich werden.

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Erstellt:
18. Mai 2020, 08:20 Uhr

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