Die Menschen des Jahres 2022 der Backnanger Kreiszeitung

Wir stellen fünf Menschen vor, die in dem zu Ende gehenden Jahr 2022 etwas ganz Besonderes erlebt haben.

Sanoj Abraham. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Sanoj Abraham. Foto: Tobias Sellmaier

Sanoj Abraham: Voller Einsatz für das Jubiläums-Straßenfest

Angesichts des anstehenden Jubiläums war der Druck groß, die Voraussetzungen hätten hingegen schwieriger kaum sein können. „Dafür war’s der Hammer“, sagt Sanoj Abraham rückblickend. Erstmals seit den 90er-Jahren wurde das Backnanger Straßenfest wieder unter städtischer Federführung organisiert. Abraham, als Leiter des Festivalbüros, hatte alle Hände voll zu tun. „Anfangs stand alles auf wackeligen Füßen durch die Coronapandemie“, erinnert er sich. Viele verschiedene Modelle seien erarbeitet und wieder verworfen worden. Erst am 24. März gab es grünes Licht für ein normales Straßenfest. Wobei normal relativ ist, schließlich handelte es sich um die 50. Auflage. „Wir haben viele neue Impulse setzen können“, freut sich Sanoj Abraham. Das Feedback war sehr positiv. „Mit der Elektrobühne haben wir beispielsweise genau ins Schwarze getroffen.“ Allerdings geht die Organisation in Eigenregie auch mit sehr viel Arbeit einher: „Im letzten Monat vor dem Straßenfest war Schlaf Mangelware“, berichtet der Festivalbüroleiter. Die große Erleichterung sei erst gekommen, als es mit der Eröffnungsveranstaltung losging. „Das war ein richtiges Glücksgefühl“, so Abraham. Kann man nach einem solchen Paukenschlag die Spannung für das nächste Jahr noch aufrechterhalten? „Wir wollen dann mit zwei Paukenschlägen in die nächste Saison“, kündigt Abraham an. Ideen gebe es bereits. Zwar sei das Team ziemlich erschöpft, da man andere städtische Veranstaltungen mitorganisiert habe, aber: „Das schmälert die Motivation fürs Straßenfest nicht. Wir freuen uns auf vier Tage Wahnsinn in der Stadt.“ log

Carolin Golter: Ein Jahr lang Weinkönigin

Dass sie sich einmal um das Amt der Württembergischen Weinkönigin bewerben würde, das war Carolin Golter eigentlich schon lange klar. Die 27-Jährige ist auf einem Weingut aufgewachsen, ihre Eltern Martina und Konrad betreiben mit Bruder Christian das Weingut Häußer in Höfen. Sie selbst ist im Familienbetrieb insbesondere für Marketing, Vertrieb, Veranstaltungen und die Weinstube verantwortlich. Studiert hat sie internationales Weinmanagement an der Hochschule Heilbronn. „Das Thema Wein war schon in meiner Kindheit sehr präsent“, sagt die Winnenderin, die mittlerweile in Aspach lebt und sich dort „unheimlich wohl“ fühlt.

Carolin Golter. Foto: Ralf Seidl

© Ralf Seidl

Carolin Golter. Foto: Ralf Seidl

Durch die Winnender Weintage hat sie über die Jahre auch viele „ehemalige Hoheiten“, wie es im Fachjargon heißt, kennengelernt. Ihr Amt möchte Golter dazu nutzen, um „Schwung in die Kiste“ zu bringen. Was sie damit meint: Sie möchte das junge, aufstrebende Weinanbaugebiet Württemberg deutschlandweit vertreten und dabei auch die Winzerinnen, Winzer und Genossenschaften miteinbeziehen. „Ich möchte zeigen, was wir außer Trollinger und Ein-Liter-Flaschen in Württemberg noch alles zu bieten haben“, sagt sie. Über soziale Medien wie Instagram möchte sie einen Einblick in die Welt des Weinanbaus geben – und vermitteln, wie viel Arbeit hinter jeder Flasche steht. „Weinanbau, das ist nicht nur die Traubenernte im Herbst. Da steckt viel mehr Arbeit dahinter“, betont sie. Zum Zeitpunkt ihrer Wahl im November hieß die neue Weinkönigin übrigens noch Carolin Häußer. Mit ihrer Hochzeit Anfang Dezember änderte sie ihren Nachnamen. mm

Dietmar Buchfink: Ein engagierter Helfer in der Not

Dietmar Buchfink ist, stellvertretend für viele, die den Kriegsleidenden in der Ukraine helfen, für unsere Redaktion eine der Personen des Jahres 2022. Der Backnanger ist im Frühjahr auf der Pattform eBay-Kleinanzeigen auf ein Gesuch gestoßen: Die Stuttgarter Michael-Bauer-Schule hat eine Hilfsinitiative gegründet, um ihrer Partnerschule in Charkiw zur Seite zu stehen. Für den Transport von Hilfsgütern suchten sie einen Fahrer und fanden ihn in Buchfink. Der hat inzwischen mit drei Fahrten schon insgesamt rund acht Tonnen Hilfsgüter nach Rumänien geliefert – und einen eigenen Draht zu der dortigen Hilfsorganisation „Help Ukraina Romania“ aufgebaut.

Dietmar Buchfink. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Dietmar Buchfink. Foto: Alexander Becher

Für die sammelte er dieses Jahr mit seiner eigenen Initiative „Help Ukraina Romania – Supporter Germany“ Spenden und hatte dafür beispielsweise einen Stand beim Tulpenfrühling und auf dem Backnanger Straßenfest. „Zwischendurch habe ich Sonderfahrten gemacht“, erzählt Buchfink, etwa nach Lwiw, um medizinische Hilfsgüter zu übergeben. Dass er die Zeit für sein umfassendes Engagement hatte, liegt auch daran, dass Dietmar Buchfink zu Beginn des Jahres arbeitslos war. „Geld hatte ich keins, aber Hilfsgüter konnte ich sammeln“, erklärt der 59-Jährige. Inzwischen sei er glücklicherweise wieder in einem Arbeitsverhältnis. Dennoch fährt er zwischen Weihnachten und Neujahr erneut nach Lwiw, um die Partnerschule der Michael-Bauer-Schule weiter zu unterstützen. „Das Thema Flucht und Vertreibung kenne ich von meinen Eltern aus erster Hand“, erzählt Buchfink, dessen Eltern Bessarabiendeutsche sind. „Das berührt einen dann schon mehr.“ al

Lars Goller: Eine ausgewachsene Birke als Heiratsantrag

Lars Goller hat Anfang Mai für eine Überraschung in Allmersbach am Weinberg gesorgt. Der 30-Jährige hat seiner Freundin Stefanie Goller einen unübersehbaren Heiratsantrag gemacht, nämlich in Form einer ausgewachsenen Birke, die er für sie als Maibaum in ihrem Garten aufgestellt hat. Für den ungewöhnlichen Heiratsantrag hat sich Lars Goller aufgrund eines Brauchs entschieden. Wer nämlich seiner Freundin dreimal einen Maibaum stellt, so heißt es, der zeige damit, dass er sie gern heiraten möchte. „Aber weil ich selbst Forstwirt bin, wollte ich etwas Besonderes machen. Ich wollt nicht nur so ein kleines Bäumchen hinstellen“, erklärt der 30-Jährige, der ein Baumpflegeunternehmen betreibt, seine große Geste der Liebe. Und besonders war der Baum. Um ihn aufzustellen, musste sogar ein Kran anrücken – trotzdem war Stefanie Goller sehr überrascht, dass der Baum in ihrem Garten für sie gedacht war.

Lars Goller. Foto: Andrea Goller

Lars Goller. Foto: Andrea Goller

„Zuerst hab ich mir gar nichts dabei gedacht. Weil er ja beruflich viel mit dem Rückewagen unterwegs ist, und auch der Kran ist keine Seltenheit“, erzählt die 27-Jährige. „Spätestens als sie gesehen hat, dass der Baum geschmückt ist, war es ihr dann aber klar“, sagt Lars Goller. Denn die große Birke war mit rot-weißen Bändern umwickelt und vorne prangte ein Schild mit ihrem Namen. Und ganz wie es auch zu dem Brauch dazugehört, musste der Baum Ende Mai ausgelöst werden. Gemeinsam mit dem zukünftigen Schwiegervater und weiteren Freunden und Verwandten wurde der Maibaum bei einem Vesper wieder „gefällt“. Bei dem Antrag hieß Lars Goller übrigens noch Lars Fischer. Denn seine Freundin hat natürlich „Ja“ gesagt. Die beiden haben dann bereits Ende September geheiratet und er hat den Nachnamen seiner Frau angenommen. dob

Ricarda Lang: Als Parteichefin kennt sie nun das ganze Land

Bei der Bundestagswahl 2021 holte Ricarda Lang im Wahlkreis Backnang/Schwäbisch Gmünd ein Zweitmandat für die Grünen. 2022 wurde sie dann auch bundesweit bekannt, nachdem sie im Januar auf einem digitalen Parteitag zu einer der beiden Bundesvorsitzenden gewählt worden war. Seitdem hat das Leben der 28-Jährigen, die zuvor bereits als Stellvertreterin im Bundesvorstand saß, noch einmal Fahrt aufgenommen. „Ich bin unglaublich viel unterwegs“, erzählt die Politikerin, die in Nürtingen aufgewachsen ist. Auch im Fernsehen ist Ricarda Lang nun regelmäßig zu sehen. Seitdem wird sie auch auf der Straße oder im Zug oft erkannt und angesprochen. Diese persönlichen Begegnungen verliefen fast immer positiv, erzählt sie. „Das macht mir Mut.“

Ricarda Lang. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Ricarda Lang. Foto: Alexander Becher

Allerdings gibt es auch die andere Seite: Im Internet wird die Grünen-Politikerin immer wieder übel beschimpft, bei öffentlichen Auftritten braucht sie nun häufig Personenschutz. „Das ist nichts, woran man sich leicht gewöhnt“, sagt die Parteivorsitzende. Trotzdem bereut sie ihre Kandidatur für das Spitzenamt nicht, weil sie nun Dinge verändern und politisch mitgestalten kann. So sei etwa die Abschöpfung der Übergewinne von Energieunternehmen zur Entlastung der Haushalte ihre Idee gewesen. Manchmal ist die Verantwortung allerdings auch eine Last: Dass sie einmal für Waffenlieferungen in die Ukraine stimmen würde, hätte sich Ricarda Lang vor einem Jahr noch nicht vorstellen können. Am Ende hat sie es dennoch aus Überzeugung getan. Doch leicht ist ihr diese Entscheidung nicht gefallen: „Ich hatte viele schlaflose Nächte.“ kf

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Erstellt:
2. Januar 2023, 09:22 Uhr

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