Ehemaliger Unternehmer im Rathaus

Reiner Gauger ist der neue Wirtschaftsbeauftragte der Stadt Backnang – Der 56-Jährige war schon Firmenchef, CDU-Funktionär und Präsident des FC Augsburg

In 30 Jahren Berufsleben hat Reiner Gauger schon die unterschiedlichsten Dinge gemacht: Er war Produktmanager, Verkaufsleiter, Inhaber einer Marketingagentur und CDU-Parteifunktionär. Seit Anfang Juni ist er nun der neue Wirtschaftsbeauftragte der Stadt Backnang. Durch seine langjährige Erfahrung in der Wirtschaft wisse er, wie Unternehmer ticken, sagt der 56-Jährige.

Ein neues Gesicht im Backnanger Rathaus: Seit Anfang Juni kümmert sich Reiner Gauger als Wirtschaftsbeauftragter um die Unternehmen in der Stadt.Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Ein neues Gesicht im Backnanger Rathaus: Seit Anfang Juni kümmert sich Reiner Gauger als Wirtschaftsbeauftragter um die Unternehmen in der Stadt.Foto: J. Fiedler

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Reiner Gauger ist immer offen für Neues, und so finden sich in seiner Biografie einige interessante Episoden. So wollte er etwa zweimal Bürgermeister werden: 2012 in seiner Heimatstadt Gaildorf, 2016 in Bad Ditzenbach. In beiden Fällen scheiterte er allerdings. Dafür war er in den 90er-Jahren mal Präsident des heutigen Fußball-Bundesligisten FC Augsburg. Der Kontakt kam über seinen Arbeitgeber zustande, der beim damaligen Drittligisten Hauptsponsor war. Ex-Nationalspieler Helmut Haller habe ihn für das Präsidentenamt ins Gespräch gebracht, erinnert sich Gauger, dessen eigene Fußballerkarriere in der Jugend des TSV Gaildorf endete. Mit dem angestrebten Aufstieg der Augsburger wurde es dann allerdings nichts, und ein Jahr später war Gaugers Präsidenten-Karriere schon wieder vorbei.

Doch die Geschichte zeigt: Der studierte Wirtschaftsingenieur traut sich fast jede Aufgabe zu, und so schlägt er auch jetzt, mit Mitte 50, noch einmal einen neuen Weg ein. Dass er noch nie als Wirtschaftsförderer gearbeitet hat, sieht er nicht als Nachteil. Als Inhaber einer Marketingagentur habe er viele Jahre eng mit der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken zusammengearbeitet und für diese unter anderem die Jobbörse „Students on snow“ in einem Skigebiet organisiert. Auch das Stadtmarketing der Stadt Gaildorf habe er damals mit betreut. Die Themen eines Wirtschaftsförderers seien ihm daher vertraut. Und als ehemaliger Selbstständiger kenne er zudem die Sorgen und Nöte eines Unternehmers aus eigener Erfahrung.

2013 hat Gauger seine Agentur allerdings verkauft und sein bis dahin ehrenamtliches politisches Engagement zum Beruf gemacht. Fünf Jahre war er Bezirksgeschäftsführer der CDU Nordwürttemberg, anschließend noch acht Monate Hauptreferent beim CDU-Wirtschaftsrat. Hat ihn dort der Ruf seines Parteifreundes Frank Nopper erreicht? Gauger widerspricht: „Ich kannte OB Nopper nur vom Sehen.“ Auf die Stelle in Backnang habe er sich ganz normal beworben und das übliche Auswahlverfahren durchlaufen. Seine parteipolitische Vergangenheit will er am liebsten gar nicht groß thematisieren: „Für diese Aufgabe hat das eigentlich keine Relevanz.“

Antrittsbesuch bei Hermann Püttmer geplant

In Backnang tritt Reiner Gauger die Nachfolge von Ralf Binder an, der im Mai als Wirtschaftsförderer zum Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald gewechselt war. Persönlich getroffen haben sich die beiden nicht mehr, aber miteinander telefoniert: „Wenn ich Fragen habe, kann ich ihn jederzeit anrufen“, sagt Gauger. Mit der Neubesetzung der Stelle wurde auch deren Zuschnitt verändert. Während Binder auch Chef des Stadtmarketing-Teams war, ist dieses nun direkt dem OB unterstellt. Themen wie Handel und Innenstadt fallen damit nicht mehr in Gaugers Aufgabengebiet. „Wir arbeiten aber im Team und vertreten uns gegenseitig“, erklärt der neue Wirtschaftsbeauftragte.

Auf die Stelle in Backnang habe er sich beworben, weil die Stadt viel zu bieten habe: „Backnang ist ein sehr interessanter Standort für Unternehmen“, findet der 56-Jährige, der in Kornwestheim wohnt. Die Stadt habe eine gute Verkehrsanbindung und im Vergleich zu anderen Städten auch noch ein relativ großes Angebot an Gewerbeflächen. Die Vermarktung des dritten Bauabschnitts in den Lerchenäckern wird in den kommenden Jahren zu Gaugers Hauptaufgaben gehören. Wirtschaftsförderung sei eine Dienstleistung, erklärt der neue Mann im Rathaus. Seine Aufgabe sei es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Unternehmen eine positive Entwicklung am Standort Backnang ermöglichen.

Schnelles Internet wird dabei immer wichtiger. Vor allem in den kleinen Teilorten, etwa in den Schöntalen, gibt es da noch Defizite: „Ziel ist es, Breitband bis zum letzten Hof zu bringen“, erklärt Gauger. Er geht davon aus, dass ihn das Thema aber auch darüber hinaus noch beschäftigen wird, denn das benötigte Datenvolumen werde weiter steigen, und was heute als schnelle Internetverbindung gilt, wird vielleicht schon in wenigen Jahren nicht mehr reichen.

Die nächsten Wochen und Monate will der neue Wirtschaftsbeauftragte nutzen, um möglichst viele Unternehmer in Backnang persönlich kennenzulernen. Gauger bezeichnet sich als Netzwerker: „Als Wirtschaftsförderer muss ich wissen, wo den Unternehmen der Schuh drückt.“ Auch mit Riva-Chef Hermann Püttmer will sich Reiner Gauger möglichst bald treffen und hofft, dass es ihm gelingt, den Dauerstreit der vergangenen Jahre zu beenden: „Ich bin da völlig unbefangen. Vielleicht ist es ganz gut, wenn mal jemand von außen kommt.“

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Erstellt:
19. Juni 2019, 06:00 Uhr

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