„Ein guter Mann unter den Bürgermeistern“

Peter E. Friedrich aus Auenwald im Alter von 74 Jahren gestorben – Ein engagierter und streitbarer Schultes mit Sinn für Gerechtigkeit

Zwei Tage nach seinem 74. Geburtstag ist Peter E. Friedrich nach langer, schwerer Krankheit gestorben. Als Bürgermeister in Auenwald hat Friedrich 16 Jahre lang – von 1989 bis 2005 – die Geschicke der Gemeinde geleitet. Wegbegleiter haben den gebürtigen Creglinger als engagierten und streitbaren sowie humorvollen und naturverbundenen Schultes mit einem großen Gerechtigkeitssinn kennen- und schätzen gelernt.

Die Gemeinde Auenwald trauert um Altbürgermeister Peter E. Friedrich. Foto: E. Layher

Die Gemeinde Auenwald trauert um Altbürgermeister Peter E. Friedrich. Foto: E. Layher

Von Florian Muhl

AUENWALD. Aus gesundheitlichen Gründen hat Friedrich in den letzten Jahren im Haus Elim in Unterbrüden gelebt. Seine schwere Krankheit hat den Altbürgermeister gezeichnet. Aber letztlich ist er doch überraschend gestorben, sagt sein Sohn Maximilian Friedrich. Sein Vater habe die Gemeinde während seiner beiden Amtsperioden sehr geprägt und habe sich weit über das übliche Maß hinaus für Auenwald und das Wohl der Bürger eingesetzt, so der 31-Jährige.

Seit sechs Jahren ist Maximilian Friedrich selbst Bürgermeister, in Berglen. Wenn er sich zurückerinnert, als sein Vater Verwaltungschef in Auenwald war, hat das Telefon abends und auch in Urlaubszeiten sehr oft geläutet. Peter E. Friedrich war stets ansprechbar, hatte seine private Telefonnummer veröffentlicht, was nicht selbstverständlich sei. Das Ohr nahe am Bürger zu haben, das sei für seinen Vater wichtig gewesen. Aus diesem Grund habe er auch keinen Termin ausgelassen, war selbstverständlich bei Einweihungen und Baustellenbesichtigungen, Festen und Verabschiedungen.

Während der Amtszeit seines Vaters habe sich die Gemeinde Auenwald wie kaum eine andere im Kreis entwickelt, stellt Maximilian Friedrich fest. Die Einwohnerzahl sei von 5600 im Jahr 1989 auf über 7000 im Jahr 2005 gewachsen. Eine beträchtliche Anzahl von Projekten war umgesetzt worden; so die Neubauten Rathaus, Bauhof und zentrales Feuerwehrgerätehaus sowie Ortskernsanierung und Bau- und Gewerbegebiete.

„In den 16 Jahren seiner Amtszeit hat sich Peter E. Friedrich äußerst pflichtbewusst, mit großem Engagement und sehr erfolgreich für die Weiterentwicklung der Gemeinde Auenwald und die Belange der Einwohner eingesetzt“, bilanziert auch Karl Ostfalk. Weiter schreibt Auenwalds amtierender Bürgermeister in seinem Nachruf: „Die positive Entwicklung unserer Gemeinde wurde von ihm mit herausragendem persönlichen Einsatz, mit viel Sachverstand, großem Durchsetzungsvermögen und Verhandlungsgeschick entscheidend geprägt.“ Für sein vorbildliches Wirken zum Wohle der Gemeinde Auenwald und der Einwohner gebühre Peter E. Friedrich der Dank der Bürger, des Gemeinderats und der Gemeindeverwaltung.

„Dass mein Vater Ecken und Kanten hatte, ist kein Geheimnis“, sagt Maximilian Friedrich. Er sei streitbar gewesen. „Und wir waren längst nicht immer einer Meinung.“ Aber, er habe viel von seinem Vater gelernt. Beispielsweise auch das Tischtennisspielen, das der 31-Jährige heute noch aktiv betreibt. „Mein Vater war früher ein sehr sportlicher Mann“, meint der Sohn. Fußball und Handball hätte er ebenso mit Begeisterung betrieben wie die Leichtathletik und das Skifahren. Alle Hobbys, nicht nur der Sport, hätten viel mit der Natur zu tun gehabt. So sei sein Vater auch liebend gern in die Pilze gegangen und habe mit großem Eifer seinen Garten gepflegt. Und, wo möglich, habe er sich Zeit für die Familie genommen.

Dass Peter E. Friedrich ein sehr bürgernaher Schultes war, darauf hatte bei Friedrichs Verabschiedung im Jahr 2005 schon der damalige stellvertretende Bürgermeister Heinz Klenk hingewiesen: „Ausruhen, das war und ist für ihn ein Fremdwort. Andere mochten sich für eine 35-Stunden-Woche einsetzen. Die hatte er schon am Mittwochabend hinter sich. Kein Urlaub und kein Krankenhausaufenthalt, bei dem er sich nicht fast jeden Tag nach dem Rechten erkundigt hätte.“

Lobende Worte gab es bei Friedrichs Verabschiedung auch von seinem einstigen Chef, dem ehemaligen Landrat Horst Lässing: „Du verlässt Auenwald zweifellos besser, als du es vorgefunden hast. Und wenn dir einige nicht immer wohlgesonnen waren, stecke es weg. Dumme und Neider gibt es nun einmal überall. Du warst stets innovativ und bürgernah, ein guter Mann unter den Bürgermeistern des Rems-Murr-Kreises.“

Über sich selbst sagte Peter E. Friedrich am Tag seiner Verabschiedung: „Ich wollte etwas bewegen. Ich war manchmal vielleicht auch ein bisschen ungestüm. Aber wir wissen ja alle, mit der Zeit stellen sich die Menschen aufeinander ein, lernen Stärken und Schwächen zu schätzen und zu tolerieren.“ Als Meister und auch Diener der Bürger habe er einerseits Meinungen eingeholt und andererseits klare Positionen vorgegeben und versucht, zusammen und in Abstimmung mit dem Gemeinderat Wege und Lösungen zu finden, um Ziele zu erreichen. „Das war eine Rolle, die mir Spaß gemacht hat. Auch wenn sie hin und wieder gewaltig Nerven gekostet hat“, sagte Friedrich damals.

Seine Ausbildung zum Diplom-Verwaltungswirt absolvierte Friedrich, der 1944 in Creglingen geboren wurde, beim Bürgermeisteramt Oppenweiler und im Landratsamt des damaligen Kreises Backnang, wo er ab 1968 beschäftigt war. Nach der Gründung des Rems-Murr-Kreises im Jahr 1973 war er im Baurechtsamt tätig. 1977 übernahm er den Chefposten im Abfallbeseitigungsamt. Im März 1989 wurde Friedrich mit beeindruckendem Ergebnis zum Bürgermeister von Auenwald gewählt. 1997 setzten ihn die Bürger ein zweites Mal für acht Jahre an die Spitze der Gemeinde. Im Herbst 2004 gab Friedrich bekannt, dass er aus gesundheitlichen Gründen für keine dritte Amtsperiode zur Verfügung stehen wird.

Peter E. Friedrich hinterlässt seine Ehefrau Helga und den gemeinsamen Sohn Maximilian mit dessen Ehefrau Kerstin Friedrich.

Die Beerdigung findet am kommenden Dienstag, 16. Oktober, statt. Der Trauergottesdienst in der evangelischen Kirche in Hohnweiler um 14 Uhr wird auch mit Ton und Bild direkt in die benachbarte Aussegnungshalle auf dem Friedhof Hohnweiler übertragen. Eine Verabschiedung am offenen Sarg ist in der Zeit von 12.30 bis 13.30 Uhr auf dem Friedhof möglich. Ein Kondolenzbuch liegt auf.

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Erstellt:
12. Oktober 2018, 06:00 Uhr

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