Ex-Staatsministerin Müller wird Chefin von Autoverband VDA

dpa Berlin. Jetzt ist es offiziell: Nach monatelanger Suche besetzt die deutsche Autobranche die Spitze ihren Lobbyverbandes VDA neu. Mit der Wahl setzt der zuletzt eher glücklos agierende Verband auch ein Zeichen.

Die neue VDA-Chefin Müller war bis Oktober Netzchefin des Energiekonzerns Innogy, eines der größten Betreiber von Ladesäulen für Elektroautos in Deutschland. Foto: Matthias Balk/dpa

Die neue VDA-Chefin Müller war bis Oktober Netzchefin des Energiekonzerns Innogy, eines der größten Betreiber von Ladesäulen für Elektroautos in Deutschland. Foto: Matthias Balk/dpa

Die frühere CDU-Politikerin und Ex-Strommanagerin Hildegard Müller wird neue Chefin des Verbands der Automobilindustrie (VDA).

Müller sei einstimmig vom Vorstand gewählt worden und trete ihr Amt zum 01. Februar 2020 an, teilte der VDA in Berlin mit. Sie folgt auf Bernhard Mattes, der sein Amt als VDA-Präsident zum Jahresende 2019 aufgibt.

„Wir freuen uns, mit Hildegard Müller eine erfahrene Managerin als VDA-Präsidentin gewonnen zu haben“, erklärten die Vizepräsidenten Ola Källenius, Vorstandschef der Daimler AG, und Arndt Kirchhoff, Chef der Kirchhoff Automotive Holding. „Wir sind der festen Überzeugung, dass Hildegard Müller die Aufgabe meistern wird, den VDA in einem sich schnell wandelnden Umfeld in die Zukunft zu führen.“

Zuvor hatten sich nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur die wichtigsten Vertreter der Autobranche nach monatelanger Suche einmütig für die ehemalige Staatsministerin im Bundeskanzleramt ausgesprochen.

Die 52 Jahre alte Müller war bis Oktober Netzchefin des Energiekonzerns Innogy, eines der größten Betreiber von Ladesäulen für Elektroautos in Deutschland. Davor war sie knapp acht Jahre lang Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).

Müller gilt nicht nur als gut vernetzt in der Politik, sondern auch als erfahren in der Welt der Verbände. Von 1998 bis 2002 führte sie - als bislang einzige Frau - die Junge Union. Von 2005 an war sie Staatsministerin im Bundeskanzleramt und als solche zuständig unter anderem für die Bund-Länder-Beziehungen.

Der VDA ist einer der einflussreichsten Lobbyverbände in Deutschland, die Autobranche mit mehr als 800.000 direkt Beschäftigten eine Schlüsselindustrie. Die steht allerdings seit Jahren wegen des Dieselskandals schwer unter Druck. Die Klimadebatte und der angepeilte Umbau des Autoverkehrs in Richtung E-Mobilität bieten ebenfalls viel Stoff für Konflikte.

Zuletzt war auch über den scheidenden EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger (CDU) als Kandidat für den VDA-Chefposten spekuliert worden. Zwischendurch hatte der ehemalige Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) als heißester Anwärter gegolten, der hatte aber vor gut drei Wochen schon abgewinkt und erklärt, er stehe nicht zur Verfügung.

Der Posten des Spitzenlobbyisten der Autoindustrie muss neu besetzt werden, nachdem der frühere Ford-Manager Bernhard Mattes im September überraschend seinen Rückzug angekündigt hatte. Mattes ist erst seit März 2018 VDA-Präsident, seine Amtszeit lief eigentlich bis Ende 2020. Die erste Frau an der VDA-Spitze ist Müller allerdings nicht. Von 1989 bis 1996 hatte Erika Emmerich den Verband als Präsidentin geführt. Seither standen aber nur noch Männer an der Spitze.

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Erstellt:
29. November 2019, 15:06 Uhr

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