Hunderte Daimler-Zeitarbeiter setzen auf Porsche

Daimler-Betriebsrat kontaktiert Sportwagenbauer, weil viele Leiharbeiter bei Mercedes den Job verlieren – Bedarf für E-Auto Taycan

Stuttgart Hunderte Zeitarbeiter des Mercedes-Motorenwerks in Untertürkheim hoffen, dass sie künftig beim Sportwagenbauer Porsche einen Arbeitsplatz bekommen: „Nachdem ich in der Presse vom Bedarf an neuen Mitarbeitern bei Porsche gelesen ­habe, bin ich sofort mit Porsche in Kontakt getreten“, sagt Michael Häberle, Betriebsratschef in Untertürkheim, unserer Zeitung. „Ich würde mich sehr freuen, wenn viele der Leiharbeitnehmer, die bei uns demnächst abgemeldet werden sollen, bei Porsche unterkommen. Das ist zwar ein Verlust für uns, aber die betroffenen Leiharbeitnehmer haben mit Porsche ebenfalls einen sehr ­guten, tarifgebundenen Arbeitgeber.“

Der Betriebsrat rechnet damit, dass Daimler Ende Mai eine große Zahl an Zeitarbeitern in Untertürkheim abmelden wird. In dem Werk sollen zwar künftig auch Komponenten für die Elektrofahrzeuge des Konzerns entwickelt und produziert werden. Während der Umbauarbeiten aber hat Daimler weniger Bedarf an Zeitarbeitskräften, teilt der Konzern mit, macht aber keine genauen Angaben zum Umfang der Betroffenen. Rund 900 Männer und Frauen sind als Zeitarbeiter im Motorenwerk in Untertürkheim im Einsatz. Die Zeitarbeit wird auch bei der Betriebsversammlung des Werks an diesem Montag ein Thema sein.

Porsche ist noch auf der Suche nach Personal für die Produktion des ersten E-Sportwagens Taycan. Das Unternehmen schafft dafür 1500 Arbeitsplätze in Zuffenhausen. Die Produktion beginnt im September, Ende des Jahres sollen die ersten E-Sportwagen ausgeliefert werden. „Von den 1500 Arbeitsplätzen, die rund um den Taycan entstehen, haben wir etwa die Hälfte besetzt“, sagte Andreas Haffner, Vorstand für Personal und Soziales bei Porsche, unserer Zeitung. Die Marke Porsche habe zwar unverändert eine sehr hohe Anziehungskraft bei Fachkräften mit eher klassischen Produktionsfähigkeiten. Darüber hinaus spüre aber auch Porsche, dass nicht nur der Wettbewerb um Ingenieure und IT-Spezialisten zugenommen hat, sondern es auch schwieriger wird, hoch spezialisierte Fachkräfte zu gewinnen – etwa in der Instandhaltung im Bereich Elektrik/Elektronik. „Insofern begrüßen wir prinzipiell die Initiative des Betriebsrats von Daimler und freuen uns gegebenenfalls über Bewerbungen von Daimler-Zeitarbeitern“, sagt Haffner und betont: „Klar ist aber auch, dass die Zugangsvoraussetzungen für alle Bewerber gleich sind.“

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Erstellt:
3. April 2019, 14:18 Uhr

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