Ifo-Geschäftsklima trübt sich überraschend ein

dpa München. Unerwarteter Rückschlag statt weitere Erholung: Deutsche Firmen schauen wieder pessimistischer auf die kommenden Monate. Einen Lichtblick gibt es laut Ökonomen aber in der gebeutelten Industrie.

Containerumschlag in Hamburg: In den vergangenen Monaten haben die schwache Weltwirtschaft und die vielen Handelskonflikte die exportabhängige deutsche Industrie belastet. Foto: Christian Charisius/dpa

Containerumschlag in Hamburg: In den vergangenen Monaten haben die schwache Weltwirtschaft und die vielen Handelskonflikte die exportabhängige deutsche Industrie belastet. Foto: Christian Charisius/dpa

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich zu Jahresbeginn überraschend eingetrübt. Wie das Münchner ifo-Institut am Montag mitteilte, fiel das von ihm erhobene Geschäftsklima im Januar um 0,4 Punkte auf 95,9 Zähler. Analysten hatten im Mittel mit einem Zuwachs auf 97,0 Punkte gerechnet.

„Die deutsche Wirtschaft startet verhalten ins neue Jahr“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Belastet wurde die Stimmung in den Unternehmen von den Erwartungen für das nächste halbe Jahr. Dagegen hellte sich die Bewertung der aktuellen Lage leicht auf. Das Ifo-Geschäftsklima ergibt sich aus einer Umfrage unter etwa 9000 Unternehmen und gilt als wichtigstes Konjunkturbarometer hierzulande.

Der Rückgang des Geschäftsklimas dämpft Hoffnungen auf eine konjunkturelle Belebung. Darauf hatten in den vergangenen Wochen einige Wirtschaftsdaten und Frühindikatoren hingedeutet. Wäre das Geschäftsklima im Januar gestiegen, wäre es der dritte Anstieg in Folge gewesen. Eine solche Abfolge interpretieren Ökonomen gerne als Signal für eine konjunkturelle Trendwende.

In den vergangenen Monaten haben die schwache Weltwirtschaft und die vielen Handelskonflikte die exportabhängige deutsche Industrie belastet. Zuletzt hatten jedoch einige internationale Organisationen wie der Internationale Währungsfonds oder die Weltbank ein etwas weniger trübes Konjunkturbild gezeichnet. Ein Grund war die Entspannung des Handelskonflikts zwischen den USA und China.

Im verarbeitenden Gewerbe Deutschlands zeigte sich im Januar auch eine leichte Erholung, wie das Ifo-Institut nun berichtete. Das Geschäftsklima habe sich in der Industrie merklich verbessert. Auch im Handelssektor war die Stimmung besser, wohingegen sich das Klima unter den Dienstleistern und am Bau eintrübte.

Die Stabilisierung in der Industrie hob Jörg Zeuner, Chefvolkswirt beim Fondsanbieter Union Investment, hervor. „Insgesamt scheint die deutsche Industrie die Talsohle durchschritten zu haben.“ Unter dem Strich falle das Geschäftsklima nicht so schlecht aus wie es scheine.

Andere Ökonomen waren verhaltener. „Der konjunkturelle Aufschwung bleibt eine Wackelpartie“, resümierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank. Nach dem Teilabkommen zwischen den USA und China sei „die Feier vorbei“, es herrsche „Katerstimmung“.

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Erstellt:
27. Januar 2020, 11:56 Uhr

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