Drei Millionen Versicherte

IKK classic kündigt Apothekenverträge

Umstellung bei der IKK classic. Statt die Apotheken zu informieren, fordert die Kasse ihre Mitglieder direkt auf, sich neue Versorger zu suchen – Kritik vom Apothekerverband.

Geschäftsstelle der IKK classic in Göppingen.

© IMAGO/Arnulf Hettrich

Geschäftsstelle der IKK classic in Göppingen.

Von Michael Maier

Die IKK classic, eine der größten Krankenkassen im Bereich der handwerklichen Krankenversicherung in Deutschland, hat eine Entscheidung getroffen, die weitreichende Folgen für viele ihrer Versicherten hat: Ab dem 1. Juli 2025 werden die Verträge mit zahlreichen Apotheken nicht mehr verlängert. Diese Maßnahme betrifft rund drei Millionen Versicherte, die sich nun nach neuen Vertragspartnern umsehen müssen.

3 Millionen Versicherten gekündigt

Anstatt die betroffenen Apotheken direkt zu informieren, hat die Krankenkasse ihre Versicherten kurzfrisig angeschrieben. In den persönlichen Schreiben teilt die IKK classic mit: „Ab dem 1. Juli sind bestimmte Apotheken keine Vertragspartner der IKK classic für die Versorgung mit Hilfsmitteln mehr. Auch Ihre Apotheke hat noch keinen neuen Vertrag geschlossen.“ Die Kasse empfiehlt ihren Versicherten, sich nach neuen Vertragspartnern umzusehen und verweist auf ihre Webseite, wo eine Liste aktueller Vertragspartner zu finden sei.

Apotheker kritisieren IKK classic

Der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands (DAV), Hans-Peter Hubmann, äußerte sich kritisch zu diesem Vorgehen. In einem Interview mit RTL sagte er: „Es gab überall Kostensteigerungen, also unser Personal ist teurer geworden. Wir haben mehr Aufwendungen. Und dass Preise nach oben angepasst werden, um das Inflationsniveau auszugleichen, ist völlig normal. Aber die IKK classic weigert sich hier beharrlich, weil sie sagen, dass sie niedrigere Preise wollen.“

Versorgungsengpässe bei IKK classic?

Nach Angaben des DAV konnte keine vertragliche Anschlussregelung erzielt werden. Ab Juli 2025 dürfen Apotheken Versicherte dieser Kasse nicht mehr mit Hilfsmitteln beliefern, sofern sie keinen Einzelvertrag mit der Kasse abgeschlossen haben. Viele Apotheker weigern sich jedoch, den unattraktiven Einzelverträgen der Kasse beizutreten.

Der DAV warnt, dass die IKK classic nun versuchen könnte, Einzelverträge direkt mit Apotheken oder den Landesapothekerverbänden abzuschließen. Er empfiehlt, die von der Kasse angebotenen Einzelverträge sowohl hinsichtlich der vertraglichen Rahmenbedingungen als auch im Hinblick auf ihre wirtschaftliche Tragfähigkeit kritisch zu prüfen.

Zusatzbeitrag: Letzte Erhöhungen der Krankenkassen

  • BKK Firmus: Von 1,9 % auf 2,18 % (seit 1.5.)
  • BKK Scheufelen: Erhöhung von 2,75% auf 3,4 % (seit 1.5.)
  • BKK 24: Der Zusatzbeitrag stieg von 3,25 % auf 4,39 % (seit 1.4.)
  • mhplus BKK: Erhöhung von 2,56 % auf 3,29 % (seit 1.4.)
  • BKK Salzgitter: Anstieg von 2,8 % auf 3,5 % (seit 1.4.)
  • BKK VerbundPlus: Verteuerung von 2,85 % auf 3,89 % (seit 1.4.)
  • IKK – Die Innovationskasse: Zusatzbeitrag stieg von 3,1 % auf 3,6 % (seit 1.2.)
  • Merck BKK: Erhöhung von 2,4 % auf 3,2 % (seit 1.2.)

Handlungsbedarf bei IKK classic

Die IKK classic bietet ihren Versicherten auch alternative Versorgungswege an, darunter die Option, Hilfsmittel direkt nach Hause liefern zu lassen. Es bleibt jedoch unklar, ob hier die Apotheken oder Versandunternehmen gemeint sind.

Für die Versicherten bedeutet dies in jedem Fall zusätzlichen Aufwand. Sie müssen sich proaktiv informieren und möglicherweise neue Anbieter suchen, um eine reibungslose Versorgung sicherzustellen. Zudem weist die IKK classic laut dem Online-Portal „Apotheke Adhoc“ darauf hin, dass Patienten eine neue ärztliche Versorgung benötigen und sich dafür an ihre behandelnde Arztpraxis wenden sollen.

Es wird den Versicherten empfohlen, sich schnellstmöglich über ihre Versorgungssituation zu informieren, um ab Juli einen nahtlosen Übergang sicherzustellen und bei Bedarf alternative Optionen in Betracht zu ziehen.

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Erstellt:
24. Juni 2025, 16:30 Uhr

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