Im Prozess um ihr Verschwinden sagt Maria umfassend aus

dpa/lsw Freiburg. Mit einem rund 40 Jahre älteren Mann tauchte sie unter. Sie selbst war damals erst 13. Die inzwischen 19-jährige junge Frau sagt im Missbrauchsprozess gegen den Mann erstmals aus - hinter verschlossenen Türen. Auch die Mutter bleibt draußen.

Ein Schild mit der Aufschrift „Landgericht Freiburg“ hängt am Gebäude. Foto: Patrick Seeger/Archivbild

Ein Schild mit der Aufschrift „Landgericht Freiburg“ hängt am Gebäude. Foto: Patrick Seeger/Archivbild

Im Prozess um die mehr als fünf Jahre lang verschwundene Maria ist die 19-Jährige vom Landgericht Freiburg als Hauptzeugin vernommen worden. Sie äußerte sich nach Worten eines Gerichtssprechers am Montag zur Person und zu den in der Anklage erhobenen Vorwürfen gegen ihren langjährigen Begleiter. Mit dem rund 40 Jahre älteren Mann war sie 2013 untergetaucht. Für die Aussagen der jungen Frau wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen.

Als Grund nannte das Gericht den Schutz der Persönlichkeitsrechte. Da Maria seinerzeit minderjährig gewesen sei und es um Sexualdelikte gehe, gelte für sie ein besonderer Schutz. Die 19-Jährige ist, wie auch ihre Mutter, Nebenklägerin in dem Prozess, der am vergangenen Mittwoch in Freiburg begonnen hatte. Marias Mutter verließ, als ihre Tochter aussagte, ebenfalls den Gerichtssaal. Ihre Tochter habe darum gebeten, sagte sie.

Angeklagt ist ein 58 Jahre alter Deutscher aus Blomberg in Nordrhein-Westfalen. Ihm werden Kindesentführung und sexueller Missbrauch zur Last gelegt. Der Mann war laut Anklage im Mai 2013 mit der damals 13-Jährigen aus Freiburg ins Ausland geflüchtet, ohne dass deren Eltern dies wussten. Der Mann soll das Mädchen in 108 Fällen missbraucht haben. Erste Kontakte gab es demzufolge bereits 2011, als Maria elf Jahre alt war.

Maria äußere sich vor Gericht „konzentriert und sehr umfassend“, sagte Staatsanwältin Nikola Novak in einer Prozesspause der Deutschen Presse-Agentur. Sie gebe den Prozessbeteiligten so die Möglichkeit, sich ein besseres Bild zu machen. Für ihre Aussage plante das Gericht den ganzen Tag ein. Es sei jedoch nicht ausgeschlossen, dass die Befragung an Folgetagen fortgesetzt werde, sagte ein Sprecher.

Der Angeklagte hatte sich zu den Vorwürfen ebenfalls größtenteils nichtöffentlich geäußert. „Auch er hat umfassend Aussagen gemacht“, sagte Novak, ohne Details zu nennen. Einen Teil der ihm vorgeworfenen Taten hatte er bereits zuvor zum Prozessauftakt in öffentlicher Verhandlung eingeräumt (Az.: 3 KLs 160 Js 12932/13 AK 7/19).

Maria habe sich bewusst zur persönlichen Teilnahme an allen Verhandlungstagen entschieden, sagte ihre Anwältin Claudia Meng: „Für sie ist es wichtig aufarbeiten zu können, was ihr widerfahren ist.“ Sie wolle mit dem Geschehenen abschließen können. Sie leide bis heute unter den Taten. Betreut und im Prozess begleitet wird sie den Angaben zufolge von einer Opferschutzorganisation.

Maria selbst wollte sich am Montag nicht öffentlich äußern. In einem Fernsehinterview nach ihrer Rückkehr hatte sie gesagt, sie habe damals in dem Mann, den sie im Internet kennengelernt hatte, einen Helfer und Beschützer gesehen. Wegen schulischer und familiärer Probleme habe sie sich ihm anvertraut, ohne an die möglichen Konsequenzen zu denken.

Die beiden waren laut Anklage am 4. Mai 2013 untergetaucht und quer durch Europa nach Italien gereist. Dort lebten sie zuletzt in einer Wohnung in der Küstenstadt Licata in Sizilien. Im vergangenen August flüchtete Maria zurück nach Freiburg. Der Mann wurde wenige Tage später in Italien festgenommen und nach Deutschland gebracht.

Der Prozess wird an diesem Freitag (17. Mai) fortgesetzt. Dann will das Gericht Marias Mutter sowie Familienangehörige des Angeklagten hören. Ein Urteil soll es Gerichtsangaben zufolge Ende Juni geben.

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Erstellt:
13. Mai 2019, 15:11 Uhr

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