Eskalation im Nahen Osten

Iran greift Israel mit Drohnen und Raketen an

Es war seit Tagen befürchtet worden, nun hat Iran seine Drohung wahr gemacht und Israel erstmals direkt angegriffen. Es droht ein Flächenbrand im Nahen Osten.

Nach israelischen Berichten soll Iran Israel mit  solchen Drohnen angegriffen haben. Diese Kampfdrohne iranischer Bauart wird von der russischen Armee im Ukraine-Krieg eingesetzt.

© dpa/Efrem Lukatsky

Nach israelischen Berichten soll Iran Israel mit solchen Drohnen angegriffen haben. Diese Kampfdrohne iranischer Bauart wird von der russischen Armee im Ukraine-Krieg eingesetzt.

Von dpa/AFP

Iran hat nach israelischen Angaben einen Drohnen- und Raketenangriff gegen Israel begonnen. Dies bestätigte Armeesprecher Daniel Hagari am Samstagabend. Es werde mehrere Stunden dauern, bis alle Drohnen israelisches Gebiet erreichen. Hagari nannte den Angriff eine „schwerwiegende und gefährliche Eskalation“. In weiten Teilen Israels und auch im Westjordanland gab es Alarm. Bewohner berichteten über zahlreiche Explosionen. Viele Flugkörper wurden nach Medienberichten von Israels Raketenabwehr abgefangen.

Irans Revolutionsgarde bestätigte den Militärschlag auf Israel ebenso wie die iranischen Staatsmedien. Zudem seien Raketen auf Israel abgefeuert worden. „Eine breite Drohnenoperation der Revolutionsgarden gegen Ziele im besetzten Land (Israel) hat vor Minuten begonnen“, hieß es am Samstag in den Untertiteln des Staatsfernsehens kurz vor Mitternacht. Das sei die „Antwort auf die jüngsten Verbrechen des zionistischen Regimes“, hieß es in einer live im Fernsehen verlesenen Erklärung der Revolutionsgarden.

Hisbollah feuert nach eigenen Angaben Raketen auf die Golanhöhen ab

Damit hat Iran erstmals in der Geschichte der Islamischen Republik seinen Erzfeind Israel direkt angegriffen. Der iranische Verteidigungsminister warnte vor Gegenangriffen auf sein Land. Jeder Staat, der Iran angreife, werde eine „entschlossene Reaktion“ erhalten, sagte General Mohammed-Resa Aschtiani laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna in der Nacht zu Sonntag.

Zeitgleich mit dem iranischen Luftangriff auf Israel hat wohl die Hisbollah-Miliz im Libanon Raketen auf die israelisch besetzten Golanhöhen abgefeuert. Die mit Iran verbündete Miliz teilte in der Nacht zum Sonntag mit, sie habe einen israelischen Armee-Stützpunkt auf den Golanhöhen mit „dutzenden Raketen von Typ Katjuscha“ angegriffen.

Höchste Alarmbereitschaft in Israel

Die US-Regierung hat den Beginn eines iranischen Luftangriffs gegen Israel bestätigt. US-Präsident Joe Biden werde fortlaufend über die Lage informiert und treffe sich mit seinem Sicherheitsteam im Weißen Haus zu Beratungen, teilte eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats mit. Der Angriff werde sich „wahrscheinlich über mehrere Stunden hinziehen“.

Das israelische Militär sei in höchster Alarmbereitschaft und überwache die Situation, hieß es in einer Mitteilung, die die israelische Armee über Telegram versendete. Das gelte auch für das Luftabwehrsystem, die Kampfjets und die Marineschiffe. Sprecher Hagari betonte, die Armee beobachte die Lage und alle Abwehrsysteme seien bereit. Zudem werde der GPS-Empfang in verschiedenen Landesteilen unterdrückt.

Die „New York Times“ berichtete unter Berufung auf israelische Repräsentanten, man erwarte, dass die Golanhöhen und eine israelische Luftwaffenbasis in der Negev-Wüste Ziele der iranischen Angriffe werden könnten.

Schutzanweisungen für die israelische Bevölkerung

Israel hatte angesichts der angespannten Sicherheitslage kurz vor dem Angriff die Alarmbereitschaft weiter erhöht: Die Armee gab neue Schutzanweisungen für die Zivilbevölkerung heraus, die zunächst von Samstagabend bis Montagabend gelten sollten. Zudem wurde Israels Luftraum gesperrt.

Die militärischen Spannungen im Nahen Osten hatten sich extrem verschärft, nachdem bei einem mutmaßlich israelischen Luftangriff auf das Botschaftsgelände des Irans in Syrien am 1. April zwei iranische Brigadegeneräle getötet worden waren.

Biden hatten Israel angesichts des befürchteten Angriffs des Irans die volle Unterstützung der USA zugesichert. Am Samstag erneuerte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin diese Zusicherung.

Deutscher Botschafter in Israel: „Ein Direktangriff wie noch nie“

Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, hat alle Deutschen vor Ort aufgefordert, sich an die Anweisungen der Sicherheitsbehörden zu halten. „Ein Direktangriff wie noch nie: Iranische Drohnen im Anflug auf Israel und es kann noch mehr kommen“, schrieb er am Samstagabend auf X (vormals Twitter).

Ein Direktangriff wie noch nie: Iranische Drohnen im Anflug auf Israel und es kann noch mehr kommen. Alle deutschen Landsleute bitte ich dringend, zu Ihrer Sicherheit den Anweisungen des Home Front Command und der lokalen Behörden zu folgen. — Steffen Seibert (@GerAmbTLV) April 13, 2024

„Alle deutschen Landsleute bitte ich dringend, zu Ihrer Sicherheit den Anweisungen des Home Front Command und der lokalen Behörden zu folgen.“

Die Bundesregierung hat die iranische Drohnen- und Raketenattacke auf Israel verurteilt und die Führung in Teheran zur Beendigung des Angriffs aufgefordert.

Iran hat Drohnen & Raketen auf Israel abgeschossen. Wir verurteilen den laufenden Angriff, der eine ganze Region ins Chaos stürzen kann, aufs Allerschärfste. Iran & seine Proxies müssen diesen sofort einstellen. Israel gilt in diesen Stunden unsere ganze Solidarität. — Außenministerin Annalena Baerbock (@ABaerbock) April 13, 2024

„Wir verurteilen den laufenden Angriff, der eine ganze Region ins Chaos stürzen kann, aufs Allerschärfste“, schrieb Außenministerin Annalena Baerbock in der Nacht zu Sonntag auf der Online-Plattform X (vormals Twitter). Der Iran und mit ihm verbündete Kräfte müssten die Attacke „sofort einstellen“. „Israel gilt in diesen Stunden unsere ganze Solidarität“, ergänzte Baerbock.

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Erstellt:
13. April 2024, 23:08 Uhr
Aktualisiert:
14. April 2024, 01:51 Uhr

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