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Kardinal-O-Mat: So wählen Sie beim Konklave mit
In der digitalen Welt dreht die Papstwahl gerade enorm hoch. So viel Aufregung war im Internet vor einem Konklave noch nie. Ab diesem 7. Mai wählen die Kardinäle im Vatikan hinter verschlossen Türen das neue Oberhaupt der katholischen Kirche. Wollen Sie mitwählen? Mit dem Kardinal-O-Mat geht das online ganz einfach.

© Imago/Friedrich Stark
Beim „Kardinal-O-Maten“ kann man die Thesen der verschiedenen Kandidaten zu kirchlichen Fragen mit der eigenen Meinung vergleichen. Der große Unterschied zum „Wahl-O-Maten“: Selbst wählen darf man später nicht. Das ist den Männern im Konklave vorbehalten.
Von Markus Brauer/dpa
Seit dem Tod von Papst Franziskus ist nicht nur der Heilige Stuhl verwaist. Das X-Konto des @Pontifex ist es auch. Die letzte Nachricht dort stammt vom Ostersonntag: „Christus ist auferstanden.“ Einen Tag danach war das Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken tot.
Aus dem Konto „Papst Franziskus“ wurde „Apostolica sedes vacans“ („Unbesetzter apostolischer Stuhl“). Seither ist es dort still. Was man vom Rest des Internets in Bezug auf die Papstwahl überhaupt nicht behaupten kann.
Christ is risen! These words capture the entire meaning of our existence, for we were not made for death but for life. #Easterhttps://t.co/s8D2o4WCfV — Apostolica Sedes Vacans (@Pontifex) April 20, 2025
Mega-Internet-Hype um das Konklave
Vor dem an diesem Mittwoch (7. Mai) beginnenden Konklave, mit dem 133 Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle Franziskus’ Nachfolger wählen, herrscht in den sozialen Netzwerken enorme Aufregung.
Kaum etwas, das es nicht gibt: Memes mit tanzenden Kardinälen, TikTok-Schnipsel mit ziemlich echt aussehenden Kirchenmännern, die in der Sixtinischen Kapelle am Joint hängen, oder andere Fake-Videos mit älteren Herren in Rot, die vor Michelangelos „Jüngstem Gericht“ Pizza vertilgen.
Spektakel der Popkultur : Erstes Konklave mit TikTok und KI
Einen der sonderbarsten Auftritte von allen hatte Donald Trump: Der US-Präsident ließ über den offiziellen X-Account des Weißen Hauses ein KI-generiertes Porträt von sich als Papst in weißer Soutane verbreiten. Die Meinungen dazu waren sehr geteilt. Der Vatikan enthielt sich, trotz vieler Nachfragen, jeglichen Kommentars.
HOLY SH*T Donald Trump stuns the world by posting a picture of himself as the next Pope Donald Trump would be one of the BEST Popes to ever live pic.twitter.com/qhRHBnkgl9 — MAGA Voice (@MAGAVoice) May 3, 2025
Ändern können die amtierenden Kirchenoberen ohnehin nicht mehr viel: Aus dem Konklave, einem viele Jahrhunderte alten, überaus geheimnisvollen Ritual, ist 2025 ein Spektakel der Popkultur geworden.
Vor zwölf Jahren, als Franziskus gewählt wurde, gab es TikTok noch nicht und auch noch keine Künstliche Intelligenz (KI) so wie heute. Instagram, gegründet 2010, war eben erst vom viele Milliarden schweren US-Konzern Facebook aufgekauft worden.
Papst im Daunenmantel eines der ersten ikonischen KI-Bilder
Der deutsche Papst Benedikt XVI. war kurz vor seinem überraschenden Rücktritt der erste @Pontifex auf Twitter. Franziskus hatte damit zuletzt mehr als 50 Millionen Follower. Auch auf Instagram war er aktiv.
2023 wurde mit einem KI-generierten Bild des Papstes vielen Leuten erstmals klar, wozu Künstliche Intelligenz fähig ist: Der ältere Herr im weißen Hipster-Daunenmantel mit mächtigem Silber-Kruzifix auf der Brust sah täuschend echt aus.
Why is the popes jacket such a drip pic.twitter.com/7ApHTwsgAf — EffrumScufflegrit (@EScufflegrit) March 26, 2023
Auch Kardinäle haben Follower
Von den Kardinälen, die jetzt als Nachfolger gehandelt werden, sind einige ebenfalls auf Social Media aktiv. Der Philippiner Luis Antonio Tagle – einer der Favoriten – hat auf Facebook mehr als 600.000 Follower.
Die beiden Italiener Pietro Parolin und Matteo Zuppi, ebenfalls als mögliche neue Pontifexe genannt, verzichten bislang auf solche Aktivitäten. Sie stehen auch so bei den verschiedenen Internet-Wettbörsen hoch im Kurs.
Online-Spiel: Favorit als Kapitän, größter Außenseiter als Torwart
In Italien ist das Wetten auf religiöse Ereignisse offiziell verboten. Aber man kann sich in einem Online-Spiel auf eine Vorhersage zum Ausgang des Konklaves einlassen. Bei „Fantapapa“ muss man – in Italien sind viele nicht nur sehr katholisch, sondern auch fußballverrückt – eine Mannschaft aus elf Kardinälen zusammenstellen.
Seinen Top-Favoriten macht man zum Kapitän, den Kardinal mit den wenigsten Chancen zum Torwart: Aktuell trägt Matteo Zuppi, der Erzbischof von Bologna, die Kapitänsbinde. Im Tor steht der Jüngste, Mykola Bychok (45).
„Kardinal-O-Mat“ ist der Deutschen liebstes Konklave-Spielzeug
In Deutschland erfreut sich der „Kardinal-O-Mat“ einiger Beliebtheit. Der Name lehnt sich an die „Wahl-O-Maten“ an, mit der seit vielen Jahren die Bundeszentrale für politische Bildung vor Landtags-, Bundestags- und Europawahlen Entscheidungshilfe gibt.
Beim „Kardinal-O-Maten“ kann man die Thesen der verschiedenen Kandidaten zu kirchlichen Fragen mit der eigenen Meinung vergleichen. Der große Unterschied zum „Wahl-O-Maten“: Selbst wählen darf man später nicht. Das ist den Männern im Konklave vorbehalten.
Der Erfinder des Kardinal-O-Mat, Luca A. Naudszus, hat Sinn für Humor. Auf der Homepage www.kardinalomat.de schreibt er: „Der Kardinal-O-Mat ist ein Projekt zur spielerischen Auseinandersetzung mit den Positionen der wahlberechtigten Kardinäle beim kommenden Konklave. Er ist eine völlige Schnapsidee und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Objektivität.“
Und so funktioniert der Kardinal-O-Mat
1. Wer mitmachen will, muss 12 Fragen beantworten. Es gibt jeweils drei Wahlmöglichkeiten: Zustimmen / Neutral / Ablehnen.
- „Frauen sollten zum Diakonat zugelassen werden.“
- „Gleichgeschlechtliche Paare sollten weiterhin außerhalb liturgischer Feiern gesegnet werden dürfen.“
- „Das priesterliche Zölibat sollte freiwillig werden.“
2. Als nächstes muss man jene der 12 beantworteten Fragen gewichten, die einem besonders bedeutend erscheinen. Diese Fragen werden dann doppelt gewichtet.
- In einem dritten Schritt kann man bestimmen, auf wen sich die beantworteten Fragen beziehen:
- A: Papabili
- B: Alle wahlberechtigten Kardinäle
- C: Nicht wahlberechtigte Kardinäle (ohne Papabili)
3. Schlussendlich wird das Ergebnis präsentiert. Die Reihenfolge und Anzahl der Papst-Aspiranten variiert je nachdem, wie stringent die Fragen beantwortet worden sind. Will heißen:
Wer allen 12 Fragen zustimmt, hat die längste Liste mit potenziellen Päpsten. Auch das Ergebnis bei dieser Wahlvariante ist wirklich überraschend, auch weil auf dem 2. Platz der Münchner Kardinal Reinhard Marx auftaucht, den bisher noch niemand auf dem Schirm hatte:
- 1. Platz: Mario Grech (68), Malta, Generalsekretär der Bischofssynode -100%
- 2. Platz: Reinhard Marx (71), Deutschland, Erzbischof von München und Freising – 100%
- 3. Platz: Joan Josep Omella i Omella (79), Spanien, Erzbischof von Barcelona – 100%
Kardinäle ab sofort völlig ohne Draht nach draußen
Derweil gilt im Konklave hinter verschlossenen Vatikan-Türen, wie seit Jahrhunderten, strengstens Kontaktverbot zur Außenwelt. Vor Beginn der Wahl müssen alle Handys, Smartphones, Laptops und Computer abgegeben werden.
Zudem sind in und um die Sixtinische Kapelle Störsender installiert. Für ein paar Tage ist es für die eine purpurne Soutane tragenden Chef-Managern der katholischen Kirche in ihrer Abgeschiedenheit dann wieder wie früher: Das Internet existiert überhaupt nicht.